Interview mit Sandra Strack-Saßmannshausen

0 Kommentar(e)

Sandra ist erfahrene Architektin und Energieberaterin mit Begeisterung für die Natur. Mit ihrem Büro für Architektur + Bauphysik STS begleitet sie Projekte engagiert und unabhängig von der Planung bis zur Bauleitung.

STS – Büro für Architektur –
Sandra Strack-Saßmannshausen

Zum Hardtchen 3a
DE-57334 Bad Laasphe-Feudingen

DIE FRAGEN STELLTE

Achim

Pilz

freier Journalist, Kurator, Juror und Berater, Baubiologe IBN und Chefredakteur des Baubiologie Magazin.

Wann und warum wurdest du Baubiologin IBN?

Sehr viele berufliche Herausforderungen und Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben mich zur Baubiologie und zum sinnstiftenden Arbeiten geführt. Die Grundsätze der Baubiologie decken sich mit meinen persönlichen Überzeugungen von ehrlichem, vertrauensvollem Umgang miteinander, Achtsamkeit, Naturverbundenheit und Lebensqualität. 2023 habe ich mich zur Baubiologin IBN qualifiziert. Ich möchte Räume und Gebäude schaffen, die Körper, Geist und Seele nachhaltig stärken. Wohn-, Lebens- und Arbeitsräume sollen frei von Schadstoffen wie Schimmel oder Asbest und für den Menschen schädliche Einflüsse wie Elektrosmog sein, um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen zu stärken. Sie sollen sich in ihren Räumen wohlfühlen. Mit meiner Arbeit möchte ich Menschen dafür sensibilisieren, wie stark die gebaute Umgebung ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden beeinflusst. Dabei liegt mir ein ganzheitlicher Ansatz und der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen, ressourcenschonenden Baustoffen und Materialien am Herzen.

Warum hast du das IBN als Weiterbildungspartner ausgesucht?

Ich sehe das IBN als Pionier der Baubiologie mit fundierter und langjähriger Erfahrung als professionelles Netzwerk. Die Werte-Vorstellungen des IBN stimmen zu 100% mit meinen überein. Die Ausbildungskosten sind im Vergleich zu anderen Anbietern wie der DGNB angemessen und überschaubar.

Welche Schwerpunkte bearbeitest du in deinem Büro?

Aktuell vor allem Energie- und Fördermittelberatung. Ich erstelle ganzheitliche Konzepte zur Energieeffizienz für Wohn- und Nichtwohngebäude. Immer unter Berücksichtigung der 25 Leitlinien der Baubiologie. Ich kenne die Bedingungen von Förderungen und empfehle nur Programme, die auch wirklich zu Projekt und Bauherr passen.

In Sanierungsberatungen entwickle ich funktionsfähige und sinnvolle Vorschläge sowie konkrete Detaillösungen.Schließlich berate ich im architektonischen Planungsprozess, also bei grundlegenden Entscheidungen, Materialwahl und Konzeptentwicklung. Ich übernehme alle Leistungsphasen, von der Vorplanung bis zur Objektbetreuung für Wohn- und Nichtwohngebäude. Ich habe vielfältige Erfahrung, von privaten Bauvorhaben bis hin zu gewerblichen Projekten. Mit ganzheitlichem Ansatz berücksichtige ich neben Energieeffizienz auch Raumklima, Materialgesundheit, Ressourcenverbrauch und langfristige Wirtschaftlichkeit. Dabei hinterfrage ich Versprechen von Herstellern, Investoren und Fördermittelgebern bevor ich sie in den Planungsprozess übernehme.

1 Entwurf, Planung und Baubegleitung beim Neubau in Ortsrandlage. Wichtig sind eine klare Konstruktion und viel Tageslicht
2 Das Untergeschoss ist aus Wärmedämmziegeln und kommt ohne Wärmedämmverbundsystem aus. Das Dachgeschoss ist ein Holzständerbau
3 Natürliche Materialien und freundliche Farben sind wohnlich
4 Aus dem zweigeschossigen Wintergarten geht der Blick weit ins Grüne
5 Energetischen Sanierung, Um- und Anbau. Durch Dachgaube und Anbau darunter gibt es jetzt viel Platz
6 Ausblick über grüne Wiesen bis in die Berge

Wie oft begegnet dir Greenwashing?

Leider viel zu oft – sozusagen ständig, mehrmals täglich, sowohl auf Produktebene als auch bei Bau- & Sanierungsprojekten. Oft wird ein Gebäude als „nachhaltig saniert“ dargestellt, obwohl lediglich die technische Gebäudeausstattung modernisiert wurde, nicht aber Aspekte wie Materialgesundheit, Tageslicht oder Lebenszykluskosten berücksichtigt wurden. Bei den Materialien fehlen belastbare Nachweise wie EPDs – also Umwelt Produkt Deklarationen und unabhängige Zertifikate. Stattdessen täuschen irreführende Siegel wie hauseigene Labels von Herstellern, Großkonzernen, Bauunternehmen oder nicht anerkannte Zertifikate Seriosität vor.

Was könnte politisch besser laufen?

Planen und bauen muss wieder einfacher – und damit kostengünstiger – werden.

Wirtschaftliche Interessen dürfen dabei politisch nicht so stark gewichtet werden. Die Bauordnung muss vereinfacht werden, Lebenszyklusdenken verpflichtend sein, Förder- und Zertifizierungsprozesse einfacher werden. Politisch geforderte Nachweise wie z.B. Energieausweise oder formelle Sanierungsfahrpläne verfehlen ihr Ziel, weil sie „lästige Pflichtdokumente“ bleiben – die sehr oft geschönt oder sogar manipuliert werden, von unqualifizierten Planern erstellt werden und nicht auf Qualitätssicherung und Umsetzungsbegleitung setzen. Gesundheit sollte in den Bauvorschriften deutlich besser verankert werden. Themen wie Raumluftqualität, Elektrosmog oder Schadstofffreiheit werden bisher nur sehr sporadisch und nicht verpflichtend berücksichtigt. Wir brauchen mehr natürliche Materialien. Holz, Lehm und Hanf sind ökologisch wertvoll, werden aber oft durch industrielle Standards oder fehlende Normen ausgebremst. Politische Vorgaben könnten Hersteller verpflichten, alle Inhaltsstoffe und die Umweltwirkung ihrer Produkte zu konkretisieren und offenzulegen. Es braucht mehr Bildung und Aufklärung. Politik sollte Bauherren und Öffentlichkeit besser über echte Nachhaltigkeit versus Greenwashing informieren. Nicht zuletzt sollten Sanierungen und Umbauten stärker gefördert werden und Planungshonorare an Qualität gekoppelt werden.

Was waren die interessantesten Energieberatungen von dir?

Da gab es einige, z.B. die energetische Sanierung eines über 200 Jahre alten unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhauses, das als Geschäfts- und Wohngebäude genutzt wird. Interessant waren auch einige kommunale Gebäude wie Turnhallen, Rathäuser, Kindergärten und Schulen.

Jede einzelne Beratung hat ihre Besonderheiten und Herausforderungen – Gebäude sind so individuell wie ihre Nutzer.

7 Sporthalle aus den 1960ern mit hohem Energieverbrauch
8 Das Dach war mit Asbestplatten gedeckt
9 Der Beratungsbericht zeigt übersichtlich, dass die energetische Sanierung den Energieverbrauch halbiert
10 Ökologisch gedämmt mit Holzfaserplatten und Zellulosedämmung im Dach. Auch das Asbest wurde baubiologisch zurückgebaut und entsorgt
11 Mit energetisch besseren Fenstern erhält die Halle heute viel natürliches Tageslicht

Was sind wichtige Kooperationspartner für dich?

An erster Stelle natürlich das IBN sowie aufrichtig und ehrlich arbeitende Handwerker und kleine Unternehmen – die mit meinen Werte-Vorstellungen übereinstimmen und auch den Menschen im Mittelpunkt ihrer Tätigkeiten sehen.

Wie machst du auf dein Büro aufmerksam?

In erster Linie mit erfolgreich abgeschlossenen Projekten und Beratungen, durch Empfehlungen und „Mundpropaganda“, zusätzlich natürlich über meine Homepage und das Beratungsstellen-Verzeichnis auf der Website des IBN. Viele Interessierte werden auch über die Listeneintragung als Energieberaterin bei „KfW“ und „dena“ auf mich aufmerksam.

Woran arbeitest du gerade?

Gerade habe ich einige großartige Projekte auf dem Schreibtisch, wie Energie-, Sanierungs- und Fördermittelberatung für ein Rathaus, einen Kindergarten, die Erweiterung einer Produktionshalle und für ein Bürogebäude. Für Wohngebäude-Sanierungen sind es kleinere Beratungsaufträge.

Das schönste und spannendste Projekt für mich ist zurzeit die Komplettsanierung eines kleinen Bestandsgebäudes mit großem naturbelassenem Grundstück mitten im Wald. Dort möchte ich einen natürlichen Ort mit einem kleinen, schlichten Gebäude schaffen, das durch baubiologische Sanierung zu einem gesunden Rückzugsort wird. Das Gebäude soll traditionelle Baukultur mit modernen Energiestandards vereinen, mit dem umgebenden Grundstück zu einer natürlich gestalteten Wohlfühloase werden.

Was machst du neben der Arbeit zum Ausgleich?

Ich verbringe viel Zeit in Bewegung – ob beim Fitnesstraining in der Turnhalle, beim Trainieren für einen Marathon, in den Bergen, auf dem Rad oder im Schnee – generell bewegte Zeit in der freien Natur – manchmal auch mit dem Camper-Van. Sport bedeutet für mich aber nicht nur Fitness und eine gute Möglichkeit, „den Kopf zu lüften“, sondern auch soziale Gemeinschaft. Als erste. Vorsitzende unseres des örtlichen Turnvereins in meinem Heimatort mit über 700 Mitgliedern engagiere ich mich ehrenamtlich für den Vereinssport. Balance finde ich im Yoga, Meditieren, kreativen Gestalten sowie in guter Lektüre.

Was ist dein baubiologischer Traum?

Mein Traum ist es, mehr Bewusstsein und Achtsamkeit in der Gesellschaft für individuelle Lebensräume zu schaffen, die rundum gesund, nachhaltig und harmonisch sind. Gebäude und Umwelt sollen im Einklang stehen und auf die speziellen Bedürfnisse der einzelnen Menschen eingehen.

Vielen Dank für das Interview!

Quellenangaben

Ihre Stimme zählt

Kommentarregeln:
Wir sind neugierig, was Sie zu sagen haben. Hier ist Raum für Ihre Meinung, Erfahrung, Stellungnahme oder ergänzende Informationen. Bitte beachten Sie bei Ihrem Kommentar folgende Regeln:

  • Bitte keine Fragen: Auf dieser kostenlosen Informationsplattform können wir keine Fragen beantworten - bitte stellen Sie Ihre Fragen direkt an unsere Autor*innenAutor*innen.
  • Bitte keine Werbung: Gerne können Sie auf Ihre Produkte/Dienstleistungen mit einem Werbebanner aufmerksam machen.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Portraitbild Autorin: Simsalabrina Fotografie
Bilder 1-11: Sandra Strack-Saßmannshausen

STS – Büro für Architektur –
Sandra Strack-Saßmannshausen

Zum Hardtchen 3a
DE-57334 Bad Laasphe-Feudingen

Soll "Energieberatung Weiterbildung" beworben werden?: ja

Soll "Beratungsstellen" beworben werden?: ja

Soll "Zertifizierung" beworben werden?: ja

How to become a Building Biology Consultant IBN?

Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Messtechnik IBN
Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Energieberatung IBN
Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Raumgestaltung IBN
Baubiologische Beratungsstellen
IBN-Zertifizierungen für Bauweisen, Gebäude und Räume
Gesund, ökologisch, verantwortungsvoll Baustoffe, Materialien & Produkte

Nachhaltig weiterbilden

Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Möglichkeiten für Baufachleute sowie alle, die sich für gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.

Unser Kompetenz-Netzwerk

Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.

Über die Baubiologie

Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.

25 Leitlinien

Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.