Temperierung versus Heizung

DAS IBN GEBÄUDE

Wie ein baubiologisches Leuchtturmprojekt beheizen? Ein Thema, zu welchem es viele Varianten und noch mehr Meinungen gibt. Letztendlich haben wir uns nach reiflicher Überlegung für folgendes Konzept entschieden (Planung: Frank Hartmann, Haustechniker, Baubiologische Beratungsstelle IBN):

  • Wärmeerzeugung: Pellet-Primärofen, Nenn-Wärmeleistung 10 kW (8 kW Wasser, 2 kW Raumluft), raumluftunabhängige Verbrennungsluftzuführung über den 2-schaligen Kamin. Dieser Ofen ist in die Trennwand zwischen Ausstellungsraum und Technikraum integriert. Auf diese Weise können sich Besucher über ein Sichtfenster am lodernden Feuer erfreuen, wärmen und es sich gemütlich machen, schließlich fühlt sich der Mensch wohl, wenn er in Kontakt mit den vier Naturelementen Feuer, Luft, Wasser und Erde steht. Der Pellet-Primärofen ist hydraulisch mit einem Pufferspeicher (400 Liter) verbunden und an einem Kamin (Dämmung = Schaumbeton) angeschlossen.
  • Wärmeübertragung an die Räume: Das Gebäude ist in 3 Zonen und folglich auch in 3 Heizkreise aufgeteilt: Ausstellungsraum mit WC (ca. 56 m2, ca. 1,1 kW) / Wohnung (ca. 52 m2, Heizlast ca. 1,1 kW) / Büros im OG mit WC und Teeküche (ca. 120 m2, ca. 3,2 kW). Während die Wohnung über Wandflächen (insgesamt ca. 8 m2, Variotherm) temperiert werden, werden alle anderen Flächen (auch das Bad in der Wohnung) über die Fußböden temperiert (Lithotherm).

Warum “Temperierung versus Heizung”? Der Heizwärmebedarf dieses Gebäudes ist sehr gering (Heizwärmebedarf ca. 20 kWh/m2a = gesamt ca. 4.700 kWh/a). Laut Berechnung gehen wir davon aus, dass jährlich ca. 1 Kubikmeter Pellets zur Beheizung ausreichen werden. Durch die installierten Flächenheizungen (Wandheizung und Fußbodenheizung) kann die Wärmeübertragung an die Räume mit sehr geringen Vorlauftemperaturen von i.d.R. unter 26 °C und entspr. Oberflächentemperaturen von ca. 22 °C erfolgen. Von einer “Heizung” im klassischen Sinne kann deshalb kaum die Rede sein, besser trifft es deshalb der Begriff “Temperierung”.

Bei den geringen Vorlauftemperaturen ist die gewählte Kombination mit Holzparkettböden unproblematisch. Schließlich werden die Fußböden nur unmerklich wärmer sein, als die Raumluft.

1 Wandflächenheizung auf Ziegel-Innenwand
2 Fußbodenheizungssystem aus Tonplatten zwischen Holzleisten. Auf die Holzleisten wird später das Holzparkett geschraubt.
3 Einbringen der Heizschleifen
4 Fußbodenheizung für Fliesenboden: Aufgebracht wird gerade ein Fliesenkleber
5 Pellet-Primärofen mit 2 Anschlüssen an den 2-schaligen Schornstein: Flexibles Zuluftrohr oben und Abgasrohr unten
6 Integrierter Pellet-Vorratsbehälter (ca. 45 kg)
7 Ansicht vom Ausstellungsraum mit großer Keramikglasscheibe

Über die Baubiologie

Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.

25 Leitlinien

Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In elf Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.