Nachhaltige Formteile für den Bau
Formteile werden aus verschiedenen Materialien meist in industriellen Fertigungsprozessen produziert und dann z. B. auf der Baustelle verbaut. Sie helfen dabei, den Bauprozess zu beschleunigen, Kosten zu reduzieren und gleichzeitig eine hohe Qualität und Präzision zu gewährleisten. Aus diesen Gründen steigt die Anzahl der eingesetzten Formteile kontinuierlich an.
So kommen auf Baustellen Formteile beispielsweise in der Gebäudetechnik zum Einsatz, etwa als Rohrdämmungen, Wannenträger, bei Lüftungsanlagen oder Elektroinstallationen. Außerdem werden sie für Rollladenkästen sowie im Trockenbau oder Holzbau verwendet.
Aufgrund von Kosten, Gewicht, Zulassung und Herstellungsprozessen werden Formteile meist aus Kunststoffen wie EPS (expandiertes Polystyrol), XPS (extrudiertes Polystyrol) oder PU (Polyurethan) gefertigt. Aus baubiologischer Perspektive gibt es jedoch häufig bessere Alternativen hinsichtlich der Rohstoffe, Herstellungsprozesse, des Energieaufwands, der Schadstoffbelastung sowie der Recyclingfähigkeit bzw. Wiederverwendbarkeit:
- Gefräste Holzformteile
CNC-gefräste Holzformteile (z.B. aus Balsaholz oder Holzfaserplatten), die passgenau hergestellt werden. Diese sind robust, lagerfähig und haben im Baubereich eine hohe Akzeptanz.
- Formteile aus Kork
Lagerfähig, hohe Materialakzeptanz, Brandschutzklasse B2. Häufig werden jedoch Klebstoffe eingesetzt. Zudem kann erhitzter und gepresster Kork Schadstoffe enthalten.
- Formteil aus Papier
Cellulose-basierte Formteile wie Faserguss-Formteile oder aus Wellpappe bieten ein günstiges Herstellungsverfahren. Brandschutz, Haltbarkeit (z. B. bei Bewitterung oder Feuchtigkeit) und Formstabilität setzen Formteilen aus Papier jedoch Grenzen.
- Formteile aus Pilzmasse
Sie punkten vor allem durch ihre sehr gute CO2-Bilanz. Ein innovatives Material, zu dem derzeit intensiv geforscht wird. Bisher gibt es jedoch noch kein zugelassenes Bauprodukt.
- Formteile aus Maisgries
Auch sie haben eine sehr gute CO2-Bilanz. Ein lagerfähiges, innovatives Material mit guten Isoliereigenschaften. Bisher keine Zulassung als Bauprodukt.
- Formteile aus Ligninsulfonat
Der Holzbestandteil Lignin fällt in großen Mengen als Nebenprodukt bei der Zellstoff- und Papierherstellung an. Daraus lässt sich ein Bio-Schaumstoff herstellen, dessen Eigenschaften PU-Schaum entsprechen. Forschungen hierzu finden am Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI statt.
- Formteile aus Glasschaum
Formteile aus Glasschaum sind seit Jahrzehnten vor allem als Rohrdämmungen erhältlich. Sie sind robust, langlebig, gut lagerfähig, biete gute Wärmedämmeigenschaften und erfüllen die Brandschutzklasse A1. Allerdings gibt es auch Nachteile wie eine ungünstige CO2-Bilanz, vergleichsweise hohe Kosten und fehlende Elastizität.









1 In eine Holzplatte werden mit einer CNC-Fräsmaschine Vertiefungen gefräst
2 … oder präzise Holzformteile erzeugt
3 Achteckige Formteile aus Kork
4 Schreibtisch-Organizer aus Kork hergestellt mit einer CNC-Fräse
5 Ein Formteil, das jede/r kennt: eine Eierschachtel aus Cellululose von oben
6 … und von unten
7 Teile aus Pilzmasse – Pilze können auch in vorgegebene Formen hineinwachsen
8 Zugeschnittene Block aus fasriger elastischer Pilzmasse
9 Formteile aus Glasschaum zur Wärmedämmung von wasserführenden Haustechnik-Installationen
Zusammenfassung
Die genannten Alternativen bieten innovative Optionen für Hersteller von Formteilen im Bauwesen. Trotz der Vorteile sind entsprechende Produkte jedoch derzeit leider noch kaum auf dem Markt erhältlich.
Hinweis der IBN-Redaktion: Die Firma Meltem GmbH ist ein Anbieter von dezentralen Komfortlüftungsanlagen für den Wohnungsbau, der großen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Weil das Unternehmen umweltfreundlich hergestellte Formteile in seinen Lüftungsanlagen einsetzen möchte, wurde das IBN mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, deren Ergebnisse auch in diesen Beitrag eingeflossen sind. Matthias Kwak (Produktmanager der Fa. Meltem) freut sich auf konstruktives Feedback und geeignete Kontakte.
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