Wohnungstausch – Ressourcen schonen und Wohnungsnot lindern

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Wohnungstausch ist kein Allheilmittel – aber ein unterschätztes Werkzeug für mehr Nachhaltigkeit im Wohnsektor. Wohnungstausch reduziert CO2, schont Ressourcen und bringt Menschen dorthin, wo das Leben besser passt.

Autor

John

Weinert

Geschäftsführer der Tauschwohnung GmbH

Wohnen im Wandel – und was wir daraus machen

Klimakrise, Wohnraummangel, soziale Ungleichheit – die großen Herausforderungen unserer Zeit treffen sich auch am Wohnungsmarkt – insbesondere in den Großstädten.

Wohnungstausch ist ein pragmatischer, oft übersehener Lösungsansatz, um Wohnraum besser zu verteilen – und gleichzeitig Emissionen zu vermeiden. Wohnungstausch ist kein Allheilmittel, aber ein kluger Beitrag zu einem nachhaltigeren, gesünderen und sozialeren Wohnen.

Ein einfaches Prinzip mit großer Wirkung

Das Grundprinzip ist schnell erklärt: Zwei Haushalte, zwei Wohnsituationen – aber unterschiedliche Bedürfnisse. Die Familie, deren Kinder ausgezogen sind, möchte kleiner wohnen. Die junge Familie braucht mehr Platz. Anstatt getrennt voneinander neue Wohnungen zu suchen (und neue Wohnfläche zu schaffen), tauschen sie einfach.

Auch drei Parteien können in einem Ring miteinander tauschen – dadurch ergeben sich viel mehr Tauschmöglichkeiten.

Tauschwohnung.com macht dieses Prinzip digital zugänglich. Die Plattform bringt Menschen mit komplementären Wohnbedürfnissen zusammen – stressfrei, direkt und ohne Massenbesichtigungen. Das Matching-System hilft dabei, passende Tauschpartner und Tauschpartnerinnen zu finden. Der Fokus liegt dabei auf Fairness, Vertrauen und echter Bedürfnisorientierung. In den letzten Jahren 2023 und 2024 hat Tauschwohnung rund 7.000 Haushalte über Wohnungstausch vermittelt, Tendenz steigend.

Warum Neubau nicht immer die Antwort ist

Neubauten kosten nicht nur Geld – sie haben auch eine hohe ökologische Last. Ein relevanter Anteil der globalen CO₂-Emissionen wird durch den Bausektor verursacht. Besonders die Herstellung von Beton, Stahl und Kunststoffen ist energieintensiv und umweltschädlich.

Ein Wohnungstausch vermeidet diese Emissionen vollständig. Es wird keine neue Fläche versiegelt, keine neue Infrastruktur gebaut, kein neuer Wohnraum geschaffen, wo bereits ausreichend Bestand vorhanden ist. Stattdessen wird der vorhandene Raum effizienter genutzt – ein Prinzip, das in der Baubiologie als „Suffizienz“ bekannt ist.

Von der Idee zur Plattform: Die Geschichte hinter Tauschwohnung

Tauschwohnung entstand aus einer persönlichen Erfahrung: Die Gründer waren selbst auf Wohnungssuche – und frustriert von ineffizienten Prozessen, hohen Kosten und leerstehenden Wohnungen in bester Lage. Die Idee, Wohnbedürfnisse miteinander zu verbinden, war naheliegend – doch eine passende Lösung gab es nicht. Also entwickelten sie selbst eine Plattform, die Menschen helfen soll, ihr passendes Zuhause zu finden, ohne dass dafür neu gebaut werden muss.

Heute ist Tauschwohnung eine etablierte Plattform mit wachsender Community – besonders unter Menschen, die nachhaltig leben möchten und smarte, soziale Lösungen suchen.

Erfolgsgeschichten

Pia aus Köln, Nelson aus Berlin, Mo und Marlene aus Stuttgart und viele mehr erzählen in kleinen Clips, wie sie über Tauschwohnung eine neue Bleibe fanden.

www.tauschwohnung.com/erfolgsgeschichten

Politisch im Gespräch – und rechtlich denkbar

Der Gedanke, Wohnungstausch als festen Bestandteil der Wohnraumpolitik zu etablieren, ist längst kein Nischenthema mehr. 2023 wurde das Thema im Rechtsausschuss des Bundestags diskutiert. Ende 2024 legten der WWF und das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) ein Impulspapier vor, das ein „Recht auf Mietwohnungstausch“ anregt. Die begleitende Studie zeigt: Eine gesetzliche Verankerung wäre juristisch möglich – und gesellschaftlich sinnvoll.

Gelebte Praxis: Kooperation mit Städten und Genossenschaften

Dass Wohnungstausch nicht nur theoretisch funktioniert, zeigen konkrete Kooperationen: In Düsseldorf, Freiburg und München wird das Konzept aktiv von Städten unterstützt. In München kooperiert Tauschwohnung sogar mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen Münchner Wohnen und mehreren Wohnungsgenossenschaften. Ziel ist es, Wohnungstausch strukturell zu fördern, Leerstand zu vermeiden und Umzüge sozialverträglicher zu gestalten.

Der Wohnraum verändert sich – das Zuhause bleibt

Für viele ältere Menschen ist ein Wohnungstausch mehr als ein Umzug – er ist die Chance, im gewohnten Umfeld zu bleiben, aber in eine Wohnung zu ziehen, die besser zum Lebensabschnitt passt: barrierefrei oder zumindest barrierearm oder beispielsweise  leichter zu bewirtschaften.

Diese Überlegungen betreffen nicht nur Seniorinnen und Senioren. Auch viele Familien, bei denen die Kinder aus dem Haus sind, stehen vor der Frage, ob der bisherige Wohnraum noch zu ihrer Lebenssituation passt. Große Wohnungen, die einst mit Leben gefüllt waren, werden mehr und mehr zur Belastung – im Alltag, in der Pflege der Räume, aber auch emotional. Gleichzeitig hängen an der bisherigen Wohnung oft viele Erinnerungen. Der Gedanke an Veränderung ruft deshalb nicht nur praktische, sondern auch emotionale Fragen auf. Der Wohnungstausch sollte deshalb ein behutsamer Weg sein: Der Stadtteil bleibt derselbe, die neue Wohnung ist einfach passender.

Gleichzeitig bringt ein solcher Schritt auch Herausforderungen mit sich: Entscheidungen müssen getroffen, persönliche Dinge geordnet und neue Räume angenommen werden. Nicht jeder hat Angehörige oder Nachbarn, die dabei unterstützen können. Von der ersten Überlegung bis zum Einzug – es braucht Strukturen, die Halt geben.

In München testet das ASZ Hasenbergl der Diakonie ein solches Modell: Seniorinnen und Senioren werden dort persönlich durch den gesamten Tauschprozess begleitet – mit individueller Beratung, praktischer Hilfe und einem offenen Ohr für alle Fragen. Ein Ansatz, der Mut macht. Tauschwohnung setzt sich dafür ein, solche Angebote zu stärken und mitzugestalten – gemeinsam mit Wohnberatungen, Nachbarschaftstreffs, Diakonie, Caritas und anderen Partnern. Denn ein gelungener Tausch bedeutet nicht nur eine passende Wohnung, sondern vor allem: ein gutes Leben im passenden Zuhause.

Sustainable Development Goals im Blick: Globale Ziele, lokal gedacht

Tauschwohnung zahlt direkt auf mehrere der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen ein, u. a.:

  • SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden: Förderung lebenswerter, sozial durchmischter Quartiere
  • SDG 12 – Nachhaltiger Konsum und Produktion: Ressourcenschonung durch Weiternutzung statt Neubau
  • SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz: Reduktion von CO₂ durch vermiedene Bauprozesse
  • SDG 10 – Weniger Ungleichheiten: Sozial gerechtere Wohnraumverteilung
  • SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: Zusammenarbeit mit Kommunen und Wohnungsanbietern

Fazit: Ein kleiner Tausch mit großer Wirkung

Wohnungstausch ist nicht die Lösung – aber eine, die wir viel zu selten nutzen. Als flexibles, ressourcenschonendes Werkzeug kann es bestehende Ansätze ergänzen und dabei helfen, Städte lebenswerter, fairer und ökologischer zu gestalten. Und das Beste: Er funktioniert schon heute.

Weiterführende Links:

Quellenangaben

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Titelbild: Stadt Freiburg, designconcepts

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