Interview mit Silvia und Miguel vom Instituto Espanol de Baubiologie IEB

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Das IEB ist ein Partnerinstitut des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN. Seit 2009 ist es in Spanien die führende Institution der Baubiologie und bietet dort zusammen mit der Hochschule in Lleida das Masterstudium Baubiologie auf Basis des übersetzten Fernlehrgang Baubiologie IBN sowie laufende Vorträge, Seminare und Ausstellungen an.

Silvia de Santos und Miguel Martínez de Morentin


Silvia de Santos
Architektin an der Polytechnischen Universität Madrid und Master in Biobau IBN-IEB-ITL an der Universität Lleida. Ihre derzeitige Arbeit konzentriert sich auf die Forschung und Verbreitung der Biologie von Lebensräumen als Leiterin der Ausbildung am IEB.

Miguel Martínez de Morentin
Stadtarchitekt, Master in Baubiologie IEB-IBN und Spezialist für baubiologische Messungen IEB. Meine berufliche Tätigkeit konzentriert sich auf die Organisation des IEB, die Realisierung von architektonischen Projekten und Messungen.

DIE FRAGEN STELLTE
Winfried Schneider

Winfried

Schneider, IBN

Architekt und Geschäftsführer des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim

Wie würdet Ihr die wesentlichen Ziele des IEB beschreiben?

Mit unserem Masterstudium und unseren Seminaren möchten wir den Teilnehmenden Schlüssel zur Verfügung stellen, die sie für ein Bauen und Sanieren unter Berücksichtigung folgender Kriterien benötigen:

  • Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse – insbesondere Gesundheit
  • Energieeffizienz und Autarkie
  • Respekt vor der Umwelt – Verwendung von ungiftigen und lokalen Materialien
  • Förderung von menschenwürdigem und umweltfreundlichem Wohnraum.

Fachtagung des spanischen Instituto Espanol de Baubiologie IEB

2023 habt ihr die Nachfolge von Petra Jebens-Zirkel, der Gründerin und langjährigen Leiterin des IEB angetreten. Was ist euch für die Zukunft des IEB besonders wichtig?

Wir knüpfen an die Arbeit von Petra, Ihrem Mann Alfred und allen weiteren Mitarbeiter*innen an, die an der Pionierarbeit mitgewirkt haben. Auf dieser Basis möchten wir dem IEB neuen Schwung verleihen. Seit vielen Jahren sind wir Teil des IEB-Teams. Viele Studierende wünschen sich neben einer qualitativ hochwertigen Ausbildung einen Ort, an dem sie sich als Menschen und Fachleute stetig weiterentwickeln können und bei dem menschliche Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen.

Die konsequente Einhaltung unserer ganzheitlichen Inhalte ist uns sehr wichtig in einer Zeit, in der „Greenwashing“ allgegenwärtig ist. In diesem Sinne möchten wir darauf achten, dass die Inhalte der Baubiologie nicht durch ein System verzerrt und vereinnahmt werden, in dem der wirtschaftliche Profit im Vordergrund steht.

Von diesem ehrgeizigen Anspruch wollen wir möglichst viele Menschen überzeugen.

Wie arbeitet das IEB mit dem IBN zusammen?

Die Beziehung ist sehr eng. Für uns ist das IBN der Bezugspunkt (nach der Natur!). Das IBN ist wie eine Mutter, wir fühlen uns unterstützt und umsorgt. Wir sind kontinuierlich im Austausch und sehen das als Vorteil für beide Institutionen. Wir teilen viele Werte und das bringt uns immer näher zusammen.

Wie ist in Spanien die aktuelle Situation im Bauwesen und rund um die Baubiologie im Besonderen?

Sie ist in gewisser Weise paradox, denn obwohl sich die hier üblichen Bauweisen zunehmend den baubiologischen Kriterien annähern – was ein großer Fortschritt ist – gewinnt gleichzeitig der Opportunismus an Einfluss. Es ist schwierig, aus der Dynamik auszubrechen, die den wirtschaftlichen Gewinn und nicht die Gesundheit in den Vordergrund stellt. Wir sehen, wie sich „Greenwashing“ in vielerlei Facetten etabliert; wieder einmal „verdeckt ein Nebelschleier das, was wirklich wichtig ist“. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch ein kritischer Geist, der hoffentlich helfen wird, uns dieser Dynamiken immer mehr bewusst zu werden und unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu richten: die Gesundheit der Menschen und des Planeten.

Welche Unterschiede seht ihr bezüglich Baubiologie zwischen Spanien und Deutschland?

In den ersten Jahres waren die Unterschiede zwischen dem IEB und dem IBN deutlicher. Im Laufe der Zeit haben wir jedoch erkannt, dass viele Inhalte des IBN-Fernlehrgangs auch in Spanien anwendbar sind. Unterschiedliche Kulturen und Klimazonen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen an die Baubiologie.

Unterschiede gibt es vor allem bezüglich praktischer Umsetzung, Nachfrage, Verfügbarkeit von baubiologisch qualifizierten Fachleuten für Planung und Ausführung sowie dem Produktangebot.

Welche Möglichkeiten seht ihr, die vielen baubiologischen Initiativen und Institutionen in Europa besser zusammenzubringen?

Wir sind uns bewusst, dass es auf europäischer Ebene viele, viele Institutionen und Initiativen gibt, welche die Baubiologie vertreten und welche die gleichen Ziele verfolgen wie das IEB oder das IBN. Europa ist ein großer und sehr vielfältiger Kontinent und wir es ist schade, dass wir viele dieser Initiativen nicht wirklich kennen oder keine direkte Beziehung zu ihnen haben, mit Ausnahme des IBN natürlich.

Im IEB sind wir derzeit dabei, auf lokaler Ebene Allianzen mit anderen Institutionen zu schmieden, die unsere Werte teilen und die Tätigkeit des IEB ergänzen können. Dafür schlagen wir das Modell der horizontalen Vernetzung vor. Hoffentlich werden wir in Zukunft in der Lage sein, Allianzen auf europäischer Ebene zu knüpfen, warum nicht?

Vielen Dank für das Interview!

Quellenangaben

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Bilder: IEB – Instituto Espanol de Baubiologie

Silvia de Santos und Miguel Martínez de Morentin


Silvia de Santos
Architektin an der Polytechnischen Universität Madrid und Master in Biobau IBN-IEB-ITL an der Universität Lleida. Ihre derzeitige Arbeit konzentriert sich auf die Forschung und Verbreitung der Biologie von Lebensräumen als Leiterin der Ausbildung am IEB.

Miguel Martínez de Morentin
Stadtarchitekt, Master in Baubiologie IEB-IBN und Spezialist für baubiologische Messungen IEB. Meine berufliche Tätigkeit konzentriert sich auf die Organisation des IEB, die Realisierung von architektonischen Projekten und Messungen.

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