Lichtverschmutzung
Viele Fรถrderprogramme des Bundes zielen darauf ab, diesen Negativtrend zu stoppen. Diesen Konzepten zur Reduzierung der CO2 Emissionen fehlt jedoch der ganzheitliche Ansatz, wie Zukunftslotse Thomas Strobel am Beispiel der LED-Straรenbeleuchtung kritisiert.
Das Bundesumweltministerium hat ein Fรถrderprogramm verlรคngert, das den LED-Einsatz in der Straรenbeleuchtung subventioniert. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 9 Mio. Straรenleuchten mit einem Jahresverbrauch von rund 4 Mrd. Kilowattstunden. Nach Angaben der Deutschen Energie- Agentur entfallen auf diese Beleuchtung 30 bis 50 % des Strombedarfs der Kommunen. Seit Jahren und gegen Bedenken der Wissenschaft zum Stichwort Lichtverschmutzung begรผnstigt der Bund รผber finanzielle Zuschรผsse die Neuanschaffung von Straรenleuchten auf Basis lichtemittierender Dioden โ kurz LED. Diese Beleuchtungssysteme zeichnen sich zwar durch einen geringen Energieverbrauch aus, haben jedoch umweltrelevante Unzulรคnglichkeiten.
Dauerstress fรผr Flora und Fauna: Die nรคchtliche Lichtverschmutzung steigt weiter an
Zukunftslotse Strobel vor einer Biotop-Flรคche im bayerischen Bodenmais: Aus Naturschutz-Grรผnden nicht zu betreten โ aber nachts beleuchtet
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Dauerstress fรผr Flora und Fauna: Die nรคchtliche Lichtverschmutzung steigt weiter an2
Zukunftslotse Strobel vor einer Biotop-Flรคche im bayerischen Bodenmais: Aus Naturschutz-Grรผnden nicht zu betreten โ aber nachts beleuchtet โฆ
Eine รถkologisch bedenkliche Komponente der LED-Leuchten, ist ihr relativ hoher Anteil an blauem Licht. Dieses kann bei hรถheren Wirbeltieren zu Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus sowie zu zeitlichen und saisonalen Verzerrungen in รkosystemen fรผhren. Es hemmt beispielsweise die Produktion des Hormons Melatonin und kann so zu Stรถrungen des Schlafes, des Stoffwechsels und der Immunabwehr fรผhren.
Dr. Sibylle Schroer, Koordinatorin des Projektes โVerlust der Nachtโ, sagt: โViele Kommunen investieren in neue Beleuchtungstechnologie, ohne sich mit den verfรผgbaren Mรถglichkeiten auseinander zu setzen. LED-Beleuchtung ist nur dann empfehlenswert, wenn die Potenziale der Technologie โ etwa die nutzungsangepasste Intensitรคt der Beleuchtung โ tatsรคchlich ausgeschรถpft werden, z. B. mit zeitlich variablen Dimmern.โ
Bei Neuinstallationen wird jedoch die hohe Effizienz der LED-Beleuchtung selten berรผcksichtigt. Um sie energiesparend zu verwenden, sollte die Intensitรคt des Lichts verringert werden. Weil das oft nicht ausreichend geschieht, ist die Energieersparnis oft enttรคuschend und es kommt zu Bรผrgerprotesten gegen das zu helle Licht.
Vergleich zwischen verschiedenen Beleuchtungssystemen:
Der blaue Lichtanteil wirkt sich auf den Tag-Nacht Rhythmus hรถherer Wirbeltiere aus
Es gibt durchaus รถkologisch unbedenkliche, wirtschaftlich sinnvolle Alternativen zu den unter Energiesparprioritรคt gefรถrderten LED-Leuchten. Die Rede ist beispielsweise von hoch effizienten Natriumdampflampen (NAV). Deren Licht hat einen รคuรerst geringen Blaulichtanteil und lรคsst sich mit Dimmtechnik im Energieverbrauch auf das niedrige LED-Niveau drosseln. Zudem sind NAV-Leuchten billiger und garantieren den Kommunen dank relativ kurzer Amortisationszeit erhebliche Entlastungen im Haushalt. Trotz dieser Vorteile wird der NAV-Einsatz vom Bund jedoch nicht gefรถrdert.
Statt einzelne Produkte zu fรถrdern, sollte der Staat Forschung und Entwicklung zu geeigneten Technologien und Anlagen gegen den Lichtmรผll unterstรผtzen: Etwa in Richtung neuer Beleuchtungssysteme mit Filtern, die das Lichtspektrum durch eine Reduzierung des Blau-Anteils natรผrlicher machen und eine stark gedimmte Minimalbeleuchtung ermรถglichen, die รผber einen Bewegungssensor erst bei Annรคherung heller wird. Aussichtsreich erschiene auch die Nutzung von Elektro- oder Biolumineszenz als Basis einer energiesparenden, lichtarmen Grundbeleuchtung. So lieรe sich der Erdรผberschusstag auf dem Jahres-Kalender vielleicht wieder ein Stรผck nach hinten verschieben. Das setze allerdings auch eine gesamtheitlich konzipierte, auf wachsende Nachhaltigkeit gerichtete Fรถrderpolitik des Bundes voraus.
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Auch Kleinstรคdte kรถnnen groรes bewirken. Fulda, eine Stadt in Osthessen, ist eine Vorreiter Stadt, was Lichtverschmutzung angeht. Sie wurde als einzige Stadt in Deutschland von der international Dark Sky Association in den USA als โSternenstadtโ ausgezeichnet.
Es wurden bereits zahlreiche Leuchten auf umweltfreundliche LED umgerรผstet und nachts wird das Licht um 50% gedimmt.