Robins Nest, ein echtes Baumhaus

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Ein Kindheitstraum: Eine Nacht in den Wipfeln der Bäume schlafen, in einem echten Baumhaus! Die Baumherberge „Robins Nest“, nahe Witzenhausen in Hessen, macht dies möglich. Sie ist mitten in und aus der Natur entstanden, unter Verwendung nachhaltiger und regionaler Materialien.

In dem nordhessischen Buchenwald zwischen Kassel und Göttingen, hoch oben in den Bäumen, ist diese Herberge zu finden. Dort können neugierige Besucher, Naturverbundene und Abenteurer eine Unterkunft der besonderen Art mieten. „Robins Nest“ besteht aus Baumhäusern, einer Baumhaus-Kugel und einem Stelzen-Baumhaus. Außerdem gibt es einen Gemeinschaftsraum, ein Tipi und eine Jurte.

Neben dem Erlebnis einer Übernachtung im Herzen der Natur und einer liebevollen Einrichtung des Innenraums der Baumhäuser können sich Besucher in den Abendstunden an der Lagerfeuer- Stimmung, am Gemeinschaftshaus und einer herzlichen Betreuung vor Ort erfreuen. Betreiber und Inhaber der Herberge, Peter Becker, lebte lange Zeit in Berlin und hatte dort zuletzt eine eigene Bar. Nach vielen Jahren in der Großstadt zog es ihn in die Natur zurück. Inspiriert durch die Energie und Ruhe des Waldes kam ihm die Idee, eine Baumhaus-Herberge zu eröffnen, die dem Menschen die Natur wieder ein Stückchen näher bringt. Bäume geben einem Wohlgefühl, sie „entschleunigen“ so Becker.

Ein Erlebnis der besonderen Art

Laut Baumpfleger und Planer Emanuel Stahlmann ist die Zeit, die man auf dem Organismus Baum verbringt, eine ganz besondere Erfahrung. Das Besondere macht für ihn das Vertrauen in den lebenden Organismus aus. Das Baumhaus ist ein Raum, der sich in der Wahrnehmung von anderen Räumen unterscheidet. Es gibt keine Monotonie, jeder Baum ist anders und durch das erhöhte Podest nimmt man seine Umgebung anders wahr.

Neben dem positiven psychologischen Effekt des Waldes, seiner Ruhe und Einfachheit, kann sich hier auch der Körper erholen: Im Herzen der Natur, ohne Lärm, Giftstoffe oder schädigende Strahlung. Das Baumhaus ist ein Kontrast zum modernen Stadtleben.

1 Fühlen sich so die Vögel in ihrem Nest?
2 Korkbaumhaus in sieben Metern Höhes
3 Das Stelzenhaus wurde behutsam in seine Umgebung eingebettet
4 Magische Stimmung in der Baumherberge “Robins Nest”
5 Das Stelzenhaus wurde behutsam in seine Umgebung eingebettet

Elektrosmog-freie Zone

Die Baumhäuser wurden fast ausschließlich mit nachhaltigen Materialien aus dem Berlepscher Wald oder aus der Nähe erbaut. Somit fügen sie sich angemessen in die Umgebung ein und weisen eine gute Umweltbilanz auf. Die unbehandelten und natürlichen Materialien fördern ein gesundes Raumklima. Auch die Formen und Farben sind harmonisch und passen sich so der Atmosphäre des Waldes an, ohne andere Waldbewohner zu stören.

Der Besucher soll die Atmosphäre des Waldes hautnah und ohne störende Einflüsse erleben, deshalb gibt es kein WLAN oder andere störende Strahlungen in der Baumherberge.

Baubeschreibung

Die Außenbeläge der Baumhäuser sowie das Dach des Stelzenhauses wurden aus Lärchenholz auf Holzrahmen mit Holzfaserdämmung erbaut. Die Wahl von Lärche im Außenbereich sorgt für eine witterungsbeständige und formstabile Konstruktion.

Drei der insgesamt fünf Baumhäuser sind ausschließlich am Baum, ohne weitere Bodenstütze befestigt. Sozusagen „echte“ Baumhäuser. Die Böden und Möbel sind aus Eichenholz gefertigt, vereinzelt auch aus Kirschholz. Die Fundamente, Geländer und Handläufe aus Robinie. Im Innenbereich wurden auch Lehmfarben verwendet.

Geheizt wird im Notfall mit Strom. Es gibt Komposttoiletten auf dem Gelände. Duschen können im nahegelegenen Schloss Berlepsch genutzt werden.

6 Die handgefertigten Möbelstücke machen die Baumhäuser einzigartig und geben dem Innenraum ein angenehmes Ambiente
7 Der Kontakt zur Natur wird auch innerhalb der Baumhäuser gehalten – großzügige Fensterflächen ermöglichen die Aussicht in den Wald
8 Das Stelzenhaus ist die größte Herberge in Robins Nest mit 55 m2 Wohnfläche und weitere 18 m2 auf der zweiten Etage

Die Genehmigung – eine Grauzone

Baurecht ist Ländersache. Das heißt, es kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, ob Baukonstruktionen in den Bäumen genehmigt werden oder nicht. Bezüglich Bauvorschriften ist die Unterscheidung zwischen einem Spielobjekt und einem Bauwerk wichtig. Die Sicherheit muss in beiden Fällen gewährleistet sein. Handelt es sich um ein Bauwerk, in dem gewohnt wird, muss auch für die richtige Dämmung, Stromzufuhr etc. gesorgt werden. Das Gewicht bestimmt die Konstruktion.

Im Falle von „Robins Nest“ leistete das Bauamt laut Planer Stahlmann zunächst einiges an Widerstand. Der Grund dafür waren Bedenken, dass eine solche Konstruktion ohne weitere Bodenstütze stabil ist. Die Genehmigung der Baumherberge wurde vor allem durch den Willen und die Hartnäckigkeit Peter Beckers ermöglicht. Mit einem kompetenten Team aus Baumhausspezialist, Architekt, Statiker, Baumgutachter und weiteren Helfern hat er das Bauamt schließlich überzeugen können und die Genehmigung für insgesamt zehn Baumhäuser erhalten.

Bauen auf einem lebenden Organismus

Das Bauen eines Baumhauses benötigt viel Geduld und Leute vom Fach, so Baumhausspezialist Stahlmann. Ein Baumgutachter muss zunächst die Eigenschaften und Stabilität des Baumes begutachten, dann kann mit der Planung der Statik begonnen werden. Es gibt Bewegung in dem Bauwerk, die Konstruktion muss also flexibel sein. Im besten Fall kann diese nachjustiert werden, z. B. mit Stahlseilen von oben. Das Baumhaus muss regelmäßig überprüft werden, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. Im Falle von Robins Nest gibt es einmal im Jahr eine große Inspektion der Baumhausspezialisten. Die Gewährleistung ihrerseits beträgt fünf Jahre.

Projektdaten

Bauzeit6 Monate
Beteiligte12–15 Helfer, 1 Baumhausspezialist, 1 Architekt, 1 Statiker
Planer und BaumhausspezialistEmanuel Stahlmann „Luftschlösser – Holz & Höhenarbeiten“, luftschloesser.eu
Betreiber und InhaberPeter Becker „Baumhotel Robins Nest”, 37218 Witzenhausen, robins-nest.de
BaumherbergenBaumhäuser mit Platz für jeweils 4 Personen, 1 „Stelzenhaus“ mit Platz für 8 Personen, 1 Baumhauskugel, Gemeinschaftsraum, ein Tipi und eine Jurte
Verwendete MaterialienEiche (Böden und Möbel), Lärche (Außenbeläge und Dächer), Robinie (Fundamente, Geländer), Kork (Wand, innen), Holzfaser (Dämmung), Lehmfarben
KonstruktionHolzrahmenbauweise mit innen liegender Aussteifung
Sonstige AusstattungRestaurant, elektr. Heizung im Winter, Sauna, Duschen, Komposttoiletten

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Fotos: Moritz Ullrich, moritz-ullrich@t-online.de

Autorin

Leonie

Brauch

Baubiologin IEB (Instituto Español de Baubiologie)

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