Baugemeinschaft als Lösung gegen hohe Grundstückspreise und Mieten
Lebenskonzept
Eine gemeinschaftsfördernde Architektur unterstützt nicht nur die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens, sondern schafft auch eine lebendige Nachbarschaft. Die gemeinschaftlich genutzten Räume bieten vielfältige Möglichkeiten für generationenübergreifende Begegnungen und kreative Aktivitäten. Das Mobilitätskonzept verzichtet bewusst auf eine Tiefgarage und setzt stattdessen auf Sharing-Angebote für Autos, Fahrräder und Lastenräder. Auch im Gemeinschaftsraum und in der Werkstatt werden Dinge im Sinne einer Sharing Economy geteilt.


1 Ansichten2 Erdgeschoss
Wohnkonzept
Zentrales Element des Wohnkonzepts ist der Innenhof – im Norden begrenzt vom Gemeinschaftshaus, im Süden vom Werkelhaus und an den Seiten von Wohnriegeln umgeben. Zur Straßenseite hin schützt ein semitransparenter Holz-Screen den Innenhof, während er sich zum Wohnweg hin öffnet und das gesamte Quartier einlädt. Private Terrassen und Balkone sind zum öffentlichen Raum hin ausgerichtet. Die Wohnungen werden über Laubengänge erschlossen, die zum Innenhof zeigen und bereits beim Heimkommen ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln. Klingeln und Briefkästen sind vor dem Gemeinschaftshaus in eine überdachte Begegnungsfläche integriert und bieten erste Kontaktmöglichkeiten. Schon der Zugang zur Wohnung eröffnet den Blick in den Innenhof und lädt dazu ein, mit verweilenden Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Vor den Wohnungstüren erweitern sich die Laubengänge zu kleinen Aufenthaltsbereichen, die den Austausch mit den Bewohnern des gegenüberliegenden Wohnriegels fördern. Heute leben dort rund 80 Menschen – vom Säugling bis ins hohe Alter.





3 Blick aus dem Gemeinschaftsraum in den Innenhof4 Wohnzimmer einer Obergeschosswohnung5 Wohnbereich mit Durchblick zum Arbeitszimmer und auf den Balkon6 Gemeinschaftsraum. Bühnenbereich und abtrennbare Wohnküche7 Gemeinschaftsraum: Wohnküche
Gemeinschaftskonzept
Von Anfang an war es den Gründungsmitgliedern wichtig, eine offene Kommunikationskultur zu etablieren und Gemeinschaft aktiv zu leben. Entscheidungen wurden nicht durch Mehrheitsbeschlüsse getroffen, sondern auf Basis des systemischen Konsensierens (= gemeinsam eine Entscheidung oder Lösung finden…). Ein Jahr nach dem Einzug zeigt sich, wie wertvoll dieser Ansatz war – nicht nur zur Bewältigung der Bauzeit, sondern auch für das alltägliche Miteinander. Seit der Gründung traf sich die Gruppe monatlich zu gemeinsamen Aktivitäten. Mit zunehmender Größe wurden zweiwöchentliche Arbeitstreffen notwendig. Alle Bewohner beteiligten sich an Biografiearbeit ( = Methode, bei der Menschen ihre Lebensgeschichte reflektieren und erzählen…), um sich besser kennenzulernen. Gewaltfreie Kommunikation bildete das Fundament für Gespräche und Konfliktlösungen. Das Prinzip des systemischen Konsensierens stellte sicher, dass alle Stimmen gehört und Lösungen mit dem geringstmöglichen Widerstand umgesetzt wurden. Einwände wurden systematisch berücksichtigt und wenn möglich entkräftet, um möglichst einstimmige Entscheidungen zu ermöglichen. Auch die Architekten legten Wert darauf, traditionelle Bau-Rituale wie Grundsteinlegung, Richtfest und Schlüsselübergabe mit großen Festen zu feiern – ein weiterer Beitrag zur Stärkung der Gemeinschaft und zur Ausstrahlung ins Quartier. So entstand ein Lebensraum, in dem sich alle wiederfinden und das gemeinschaftliche Leben mit Freude genießen.








8 Das Herzstück. Der Gemeinschaftsraum9 Leben zum Innenhof10 Laubengang als Begegnungsort11 Private Balkone12 Hier wohnen die Fahrräder13 Spielerische Verbindung14 Erschließung der Laubengänge15 Laubengang
Umsetzungskonzept
Zu Beginn der Planungsphase wurden die Architekten sowie alle Fachingenieure beauftragt, das Projekt durch sämtliche Leistungsphasen (LP) zu begleiten. Nach Abschluss der LP 4 (Genehmigungsplanung) kam jedoch Unsicherheit auf (insbesondere bei den Geschäftsführern der GbR), ob das Projekt in den kommenden Phasen (Werkplanung, Ausschreibung, Vergabe und Bauleitung) kosten- und terminsicher umzusetzen sei. Daher entschied sich die Baugruppe, einen Generalunternehmer (GU) zu beauftragen, der diese Sicherheit versprach.
Zur Begleitung wurde das Architekturbüro natürlich-baubio-logisch GmbH eingebunden – spezialisiert auf Holzbau, Naturbaustoffe und mit Erfahrung in der Zusammenarbeit mit GUs. Das Büro fungierte als Schnittstelle zwischen GU, Baugruppe und Geschäftsführung. So mussten nicht alle Ausführungsdetails mit der gesamten Gruppe abgestimmt werden, ohne jedoch deren Wünsche aus dem Blick zu verlieren. In wöchentlichen Jour-fix-Terminen stimmten sich Architekten und GU ab, informierten anschließend die Geschäftsführer und bereiteten Themen für die zweiwöchentlichen Gesellschaftertreffen vor.
Zusätzlich wurden Delegationen gebildet, die mit Entscheidungskompetenz einzelne Bereiche wie Technik, Fassadengestaltung, Innenausstattung oder Außenräume betreuten. Diese vielfältigen Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung sowie das Verständnis der Architekten für die Belange von GU und Baugruppe gleichermaßen, trugen maßgeblich zum Gelingen bei. So konnte das Projekt mit nur sechs Wochen Verzögerung mängelfrei und knapp unter den kalkulierten Kosten erfolgreich übergeben werden.
Baudaten
Wohnprojekt RaumTeiler
| Planersteller | Stömer.Will.Weidinger Architekten und Ingenieure PartGmbB (LPH 1-4), Nürnberg, Michaela Stömer, www.sww-architekten.com und natürlich-baubio-logisch GmbH (LPH 5-8), Wendelstein, Ulrich Bauer, www.natuerlich-baubiologisch.de |
| Fertigstellung | 2024 |
| Wohnfläche | Nutzfläche | 2.110 m2 | 95 m2 |
| Kosten | Kostengruppen 300 + 400 = 8,5 Mio. | Projektkosten einschl. Grundstück und Baunebenkosten Kostengruppe 100 – 800 = 11,5 Mio. |
| Aufbau Außenwände (von außen nach innen) | Holzschalung Skyline kontrast antikgrau (senkrecht) waagrechte | Lattung 30 mm | senkrechte Lattung 24 mm (Lüftungsebene) | 16mm DWD-Platte (Stöße verklebt) | 240 mm Holzständerwerk | Zellulosedämmung 15 mm | Fermacell 60 mm | Installationsebene | Holzfaser 15 mm | Gipskartonplatte |
| Aufbau Dach (von außen nach innen) | 50 mm Kiesschicht | Abdichtungsbahn EPS | Gefälledämmung 160 mm EPS | Grunddämmung | Dampfbremse | Notabdichtung | 120 mm Brettsperrholzdecke |
| Aufbau Innenwände | 18 mm Gipskartonplatte | 120-140 mm Holzständerwerk mit 80 mm Holzfaser | 15 mm Gipskartonplatte |
| Aufbau Böden (von unten nach oben) | 160 mm Brettsperrholzdecke | 100 mm gebundene Splittschüttung | Trittschall 40 mm | Mineralwolledämmung 65 mm | ZE Gittermatte und Fußbodenheizung | 15 mm Holzdielen |
| Fenster | Türen | Holz/Alu | Röhrenspan |
| Erreichter Energiestandard | Effizienzhaus 40 |
| Energieverbrauch | Primärenergie 24,60 kWh/m2a |
| Wärmeerzeuger und Heizmedium | Nahwärme Erdgas |
| Wärmeverteilung | Fußbodenheizung |
| Photovoltaik | 75 kW peak |
| Regenwassernutzung | 20.000 Liter Gartenwassernutzung |
| Trinkwasserversorgung | Aluminium-Verbundrohre |
| Außenraumgestaltung | Komplette Außenanlage gärtnerisch gestaltet | Pflanzen weitestgehend mit essbaren Früchten, Pflanzen, oder Kräutern | Pflaster nur am Haus, Wege als wassergebundene Decke | Muldenversickerung | Nebengebäude aus Holz |
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Über die Baubiologie
Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
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