Mikrobielle Aspekte im Lehmbau
Vor einigen Jahren erschienen die ersten Verรถffentlichungen zu mikrobiologischen Grundkonzentrationen von Lehm- und anderen Naturbaustoffen, der diesbezรผglichen Qualitรคtssicherung und Anforderungen an eine ordnungsgemรครe Trocknung nass eingebauter Lehmbaustoffe [1]. Inzwischen liegt eine breitere Datenbasis aus mikrobiellen Untersuchungen vor, Trocknungsanforderungen wurden in maรgeblichen Regelwerken verankert.
Mikrobielle Grundkonzentration
Materialien pflanzlichen Ursprungs enthalten naturgemรคร Schimmelpilze und Bakterien, Sand oder Lehm geogene Bakterien. Werden sie nicht erhitzt, bleiben die Mikroben keimfรคhig, sofern ausreichend Wasser im Material verfรผgbar ist. Bei Erhitzung > 80ยฐ sterben sie ab, bleiben aber als Zellmaterial im Gefรผge zurรผck.
Diese grundsรคtzliche Beschreibung gilt fรผr nachwachsende Rohstoffe allgemein und fรผr die meisten Naturbaustoffe. In den letzten Jahren gab es mehrfach Irritationen, weil diese mikrobielle Beschaffenheit als Malus dargestellt wurde, z.B. bei dem Vergleich von Naturdรคmmstoffen und Mineralwolle der Zeitschrift รko-Test Nr. 8/2017. Natรผrliche Eigenschaften von Pflanzen wurden als nachteilig gewertet, plausible Begrรผndungen fehlten. Sollte die Minimierung von Mikroben ideales Ziel sein, bestรผnde ein unlรถsbarer Zielkonflikt zum vielfach geforderten Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Auch Holz wรคre betroffen, ein in nahezu jedem Gebรคude eingesetzten Baustoff.
Es existieren derzeit keine gesetzliche Vorgaben รผber zulรคssige Keimgehalte (Schimmelpilze, Bakterien, Actinomyceten) in Bauprodukten. Fรผr Dรคmmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wird fรผr die Zulassung lediglich gefordert, dass die Bauprodukte eine hinreichende Bestรคndigkeit gegenรผber Schimmelpilzwachstum aufweisen.
Beschreibung und mรถgliche Klassifikation
Erdfeucht gelieferte Lehmbaustoffe mit Pflanzenfasern, wie z.B. Stroh, enthalten keimfรคhige Schimmelpilze und Bakterien. Erdfeucht gelieferte Lehmbaustoffe ohne Pflanzenfasern enthalten kaum Schimmelpilze, aber Bakterien. Trocken gelieferte Lehmbaustoffe mit Pflanzenfasern enthalten meist insgesamt deutlich weniger Mikroben; je nach Trocknungsart und -temperatur kann der Anteil unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Bei rein mineralischem und zusรคtzlich erhitztem Material ist dies die Regel.
Langjรคhrige Untersuchungen im Rahmen der Qualitรคtssicherung ergeben vereinfacht und im Mittel zusammengefasst folgendes Bild, wie es auch in der Literatur und auf Fachkongressen verรถffentlicht und diskutiert wurde [2, 3].
Lehmbaustoffart | Schimmelpilze KBE/g | Bakterien KBE/g | Actinomyceten KBE/g |
trocken nur mineralisch | < 10ยฒ | < 10โต | < 10โด |
trocken mit Pflanzenfasern | 10ยฒ โ10โด | 10ยฒ โ10โต | 10ยฒ โ10โด |
erdfeucht nur mineralisch | < 10ยฒ | 10โด โ10โท | < 10โด |
erdfeucht mit Pflanzenfasern | 10ยณ โ10โต | 10โด โ10โท | 10โด โ10โท |
zum Vergleich: (Bau-)Sand | < 10ยฒ | 10โดโ10โถ | < 10โด |
Seit Jahren kommuniziert der Lehmbaustoffhersteller Claytec e.K., dass deren Baustoffe mikrobiologisch regelmรครig kontrolliert werden. Weiterhin wird aber auch darauf hingewiesen, dass die Einhaltung bestimmter Obergrenzen nicht garantiert werden kann. Dafรผr sind ist die Wirkung von Umwelteinflรผssen von der Produktion bis zum Einbau zu groร.
Die Eingangskontrolle des mikrobiell relevanten Zuschlags Strohs erfolgt nach einfachen Verfahren, wie dem Augenschein. So ist es auch im Strohballenbau รผblich. Mikrobiologische Analysen jeder Strohcharge wรคren nicht machbar, schon innerhalb eines Ballens kann die Beschaffenheit stark variieren.
Bei Analysen der Schimmelpilzspezies finden sich vielfach Arten, die sich typisch den verschiedenen Rohstoffen zuordnen lassen. Andere Spezies, auch der Risikogruppen II (Biostoffverordnung) sind รผblicherweise in Lehmprodukten nicht vorhanden, aber auch nicht kategorisch auszuschlieรen [4].
Insbesondere bei den erdfeuchten Lehmbaustoffen mit Stroh erscheint die Grundkonzentration hoch, vor allem im Vergleich zu unbelasteten Putzflรคchen aus mineralischen Putzmรถrteln auf Kalk- oder Zementbasis. Bei der hygienischen Bewertung ist aber zu berรผcksichtigen, ob es sich um eine materialspezifische Beschaffenheit des Baustoffes oder um einen Feuchteschaden handelt, verursacht z.B. durch Feuchteeinwirkung. Die im Baustoff vorhandenen Strukturen sind fest in die Mรถrtelmatrix eingebunden. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Schimmelsporen, Bakterien oder deren Stoffwechselprodukte aus der Grundkonzentration die Innenraumluft in der Nutzungsphase beeinflussen. Erfahrungsgemรคร verlieren in Lehmbaustoffen enthaltene Mikroorganismen mit der Trocknung weitgehend ihre Keimungsfรคhigkeit. Am Rande sei auch auf die Jahrtausende alte Anwendungserfahrung verwiesen.
1
Historischer StrohlehmMikroorganismen in Fachwerkhรคusern
Mikrobielle Grundkonzentrationen sind im historischen Gebรคudebestand in gewissem Umfang รผblich. Untersuchungen jahrhundertealter Bauteile aus Strohlehm in Fachwerkhรคusern (ohne Schadensverdacht) zeigen im Mittel folgende Werte:
Schimmelpilze | 10ยฒโ5×10โด KBE/g |
Bakterien | 10ยณโ10โถ KBE/g |
Quellen: [3], eigene Messungen
Die traditionelle Strohbewehrung hat groรe technische Vorteile, die erdfeuchte Lieferform herausragend gรผnstige energetische Umwelteigenschaften. Da aktuell keine Vorgaben zu zulรคssigen Grundkonzentrationen bestehen, liegt es zurzeit in der Entscheidung des Verbrauchers, ob er sich der oben skizzierten Sichtweise anschlieรt oder Material wรผnscht, das vor dem Einbau weitgehend frei von keimfรคhigen Mikroben ist.
Um die Beschaffenheit der unterschiedlichen Materialien auch fรผr Laien gut verstรคndlich zu kommunizieren, schlรคgt der Verfasser vor, die unterschiedlichen Lehmbaustoffarten in Klassen zusammenzufassen. Eine mรถgliche Benennung wรคre โMikrobielle Grundkonzentrationsklasse (MGK)โ. Ebenso wie โAnwendungsklassenโ fรผr Lehmsteine oder โFestigkeitsklassenโ fรผr Lehmputze kรถnnte die neue Einordnung Bestandteil des Lehmbaustoff-Normenwerks DIN 18942-DIN 18948 werden.
Die folgende Tabelle zeigt eine mรถgliche Systematik, die auch Bestandteil der Produktdeklaration werden kann.
MGK Ia | rein mineralisch | trocken |
MGK Ib | mit Pflanzenfasern | trocken |
MGK IIa | rein mineralisch | erdfeucht |
MGK IIb | mit Pflanzenfasern | erdfeucht |
Wรคhrend der Trocknung im Bauprozess erhรถht sich ggf. die Anzahl der keimfรคhigen Mikroben im Vergleich zur Grundkonzentration. Trockenes Material mit Pflanzenfasern kann wรคhrend der Trocknung deutliches Wachstum aufweisen, vor allem im Vergleich zur geringen Grundkonzentration. Bei erdfeuchtem Material ist das Wachstum mรครig. Untersuchungen zeigen vielfach keine signifikante Erhรถhung oder eine vergleichsweise geringfรผgige Erhรถhung im Umfang einer Zehnerpotenz [3].
Schimmelwachstum nach Einbau vermeiden
Von einem kausalen Zusammenhang zwischen mikrobieller Grundkonzentration und Schimmelwachstum auf der Bauteiloberflรคche nach dem nassen Einbau kann nach aktuellem Kenntnisstand und Erfahrung nicht ausgegangen werden. In der Praxis sind erdfeuchte Produkte mit einer hรถheren mikrobiellen Grundkonzentration in der Regel sogar weniger anfรคllig als trockene, obwohl letztere durch Hitzeeinwirkung pasteurisiert sind. Pflanzenfaserhaltige Produkte scheinen grundsรคtzlich aber labiler zu sein als mineralische, hier dรผrfte der Nรคhrstoffgehalt eine Rolle spielen. Erwรคhnt sei aber, dass bei schlechter Trocknung nahezu jedes Material Schimmelwachstum aufweisen kann, pH-neutrale Lehm- oder Gipsoberflรคchen eher als Zement- oder Kalkoberflรคchen (sofern letztere staubfrei sind).
Ohne Zweifel muss Lehmputz nach dem Einbau schnell und ordnungsgemรคร trocknen kรถnnen. Seit 2008 wird die Forderung nach einer Trocknungsรผberwachung einschlieรlich Protokollierung durch den Bundesfachverband Dachverband Lehm e.V., Weimar (DVL) verbreitet. Das Unternehmen Claytec e.K. publiziert entsprechende Trocknungshinweise in einem Arbeitsblatt und versendet seit 2006 jรคhrlich im Sommer die Hinweise zur richtigen Trocknung von Lehm inkl. Protokollvordruck [5]. Die Sensibilisierung ist gewachsen. Seit Juni 2015 ist die Anforderung Bestandteil der DIN 18550-2 Planung, Zubereitung und Ausfรผhrung von Innen- und Auรenputzen [6]. Zusammen mit der entsprechenden europรคischen Norm 13914-2 ist dies die zentrale normative Grundlage des Putzer- und Stuckateurhandwerks.
Petri-Schalen mit Lehmproben fรผr die Untersuchung in einer Klimakammer.
Uruk, Irak, ca. 5.000 Jahre alter Hรคcksel in einem Strohlehmbauteil.
Wandgestaltung aus geriebenem Feinputz und geglรคtteter Lehmfarbe.
Schimmel auf brauner Lehmwand.
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Petri-Schalen mit Lehmproben fรผr die Untersuchung in einer Klimakammer.3
Uruk, Irak, ca. 5.000 Jahre alter Hรคcksel in einem Strohlehmbauteil. 4
Wandgestaltung aus geriebenem Feinputz und geglรคtteter Lehmfarbe. 5
Schimmel auf brauner Lehmwand.
Sollte Schimmelwachstum auftreten, besteht umgehend Handlungsbedarf. Von zentraler Bedeutung ist der Faktor Zeit. Die Dauer des Wachstums hat maรgeblichen Einfluss auf die Menge der Schimmelpilz-Biomasse und auf die Eindringtiefe des Befalls. Viele Hersteller bieten Hilfestellung, wie der im Entstehen begriffene Schaden gestoppt und die Flรคchen behandelt werden kรถnnen. Betroffene Verbraucher sollten kompetente und vor allem umgehend verfรผgbare Ansprechpartner finden. Die zunรคchst meist weiรen Belรคge fallen auf den braunen Lehmputzen sofort auf. Dies kann man als Vorteil im Vergleich mit den gleichfalls gefรคhrdeten, aber hellen Gipsputz- oder Trockenbauoberflรคchen sehen.
In der Nutzungsphase sind Lehmoberflรคchen im Vergleich zu anderen Bauteilen sehr gering schimmelgefรคhrdet. Ihre Sorptionsfรคhigkeit und Kapillaritรคt sorgen auch in โschwierigenโ Situationen wie Wรคrmebrรผcken oder zeitweise hohen Luftfeuchten etc. fรผr bemerkenswert hohe Sicherheit.
Weit รผber die Bewertung von Lehmbaustoffen hinaus besteht Bedarf an einer fachlichen Diskussion zur mikrobiellen Grundkonzentration nahezu aller nachwachsenden Rohstoffe und aus dem Boden gewonnenen Baustoffen wie Lehm oder auch Sand. Zu entwickeln wรคren spezifische Bewertungsmaรstรคbe unter Berรผcksichtigung der jeweiligen Materialeigenarten. Dabei geht es um Rechtssicherheit, aber zunรคchst vor allem um die inhaltliche Klรคrung. Schlieรlich bieten die genannten Baustoffe ein groรes Chancenpotential nicht nur fรผr ein gesundes Raumklima, sondern auch fรผr die weltweiten รถkologischen Herausforderungen.
Stellungnahme Winfried Schneider
Architekt und Geschรคftsfรผhrer Institut fรผr Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN
Ab und an werden wir im IBN sowie auch unsere Beratungsstellen IBN und Messtechniker IBN um Rat, Messungen und Sanierungsbegleitung gebeten, weil es auf Baustellen zu Schimmel auf neu eingebauten Lehmputzen gekommen ist. Zum Teil zeigen diese Fรคlle, dass trotz umfassender Informationsarbeit z. B. des IBN (W+G 148/2013 u. a.), des Dachverband Lehm e.V. sowie Herstellern wie Anbietern vonย Lehmbauprodukten ausfรผhrende Handwerker und Bauherren das Risiko der Schimmelbildung auf feucht eingebrachten Lehmprodukten unterschรคtzen und nicht hinreichend informiert sind. Dies nahmen wir zum Anlass, hierzu mit diesem Beitrag noch mal ausfรผhrlich zu informieren und ergรคnzend weitere Fachleute um Stellungnahmen zu bitten.
Der Umgang mit Naturprodukten insbesondere aus pflanzlichen Rohstoffen (hier pflanzlicheย Lehmbauzuschlรคge) erfordert bezรผglich Feuchtigkeit und Trocknungsdauer naturgemรคร besondere Aufmerksamkeit. Schlieรlich schimmeln bei warmem und feuchtem Sommerwetter auch pflanzliche Nahrungsmittel in der Kรผche schnell.
Wie so oft gilt folgendes: Es kommt darauf an, dass man es richtig macht! Und dass dies mรถglich ist, zeigt die Tatsache, dass sich Lehm aus Baustoff seit vielen tausend Jahren als Baustoff bewรคhrt hat.
Stellungnahme Dr. Manfred Mierau
Dipl.-Biologe und Sachverstรคndiger fรผr Baubiologie, Aachen
Lehm, insbesondere solcher mit Stroh-Beimischung, ist anfรคllig gegen Schimmelbefall, wenn er zu lange nass ist, entweder schon vor dem Einbau, wรคhrend diesem oder auch bei Wasserschรคden irgendwann danach. Deshalb ist zur Vermeidung gesundheitlicher Risiken sehr konsequent zu fordern, dass im Rahmen des Einsatzes von Lehmprodukten fรผr ordnungsgemรครe Lagerung sowie zรผgige Verarbeitung und Abtrocknung gesorgt und dass bei Wasserschรคden sehr schnell gehandelt wird (d.h. deren Ursache ist umgehend abzustellen sowie die Baumasse schnell zu trocknen), damit es nicht zu explosionsartigem Schimmelwachstum kommt โ dies alles gilt im รbrigen nicht nur fรผr Lehm, sondern genauso auch fรผr viele konventionelle organische Baustoffe, z. B. Dispersionsfarben oder Gipskartonplatten.
Strohlehm enthรคlt zudem oft schon aufgrund der Herkunft seiner Bestandteile aus der Natur auch hรถhere Mengen an Pilzsporen. Damit sind aber in aller Regel noch keine gesundheitlichen Risiken verbunden, selbst wenn z. B. geringe Mengen Stachybotrys-Sporen enthalten sein sollten. Kritisch fรผr die Gesundheit wird es meist erst dann, wenn diese โ oder andere aus der Umwelt angelagerte Sporen auskeimen und zu Pilzgeweben heranwachsen, die dann groรe Mengen an Sporen, Toxinen, Allergenen oder Reizstoffen bilden kรถnnen. Ist โ bereits vor dem Einbau oder im Rahmen der Verarbeitung โ groรflรคchig am und im Lehm Schimmel gewachsen, muss er i.d.R. wieder entfernt werden, um gesundheitliche Risiken fรผr die Raumnutzer zu vermeiden.
Schwierig ist (so es denn nicht um einen schon per Auge eindeutig erkennbaren Schimmelbefall geht) sicherlich die Beurteilung, wie mikrobiell belastet ein Baustoff รผberhaupt ist. Hierfรผr sind direktmikroskopische Untersuchungen am besten geeignet, da man auf diese Weise erkennen kann, ob und wie intensiv im Material Schimmel gewachsen ist, oder ob es sich nur um Sporen handelt. Leider werden aber fast immer sog. Anzuchtverfahren durchgefรผhrt, diese bergen viele Fehlermรถglichkeiten in sich und kรถnnen zu falschen Beurteilungen fรผhren.
Bei den genannten mรถglichen Risiken sollte nicht vergessen werden, dass Lehm Schimmelwachstum auch vermeiden oder minimieren kann. Dies deshalb, weil er bei raumklimatischen oder wรคrmebrรผckentechnischen Problemen aufgrund seiner hohen Feuchteaufnahmefรคhigkeit die Luftfeuchte absenken kann, wodurch sich Wรคrmedรคmmschwรคchen an der Baumasse weniger kritisch darstellen kรถnnen.
Lehm hat sich seit vielen tausend Jahren bewรคhrt, weist eine positive รkobilanz auf und trรคgt bei richtiger Anwendung zu einem guten Raumklima bei. Wie auch bei anderen Baustoffen, ist es aber wichtig, mit Lehmprodukten richtig umzugehen, um mรถgliche Probleme und Risiken zu vermeiden.
Stellungnahme David Feldbrรผgge
Tischler, Lehmbauer und Baubiologische Beratungsstelle IBN, 29456 Hitzacker
Selbst hergestellter Strohlehm zur Ausfachung von Gefachen: Strohlehm als wandbildende Masse ist eine klassische Bauweise, aufgebracht auf ein Geflecht aus Weide oder gewickelt um tragende Hรถlzer, die dann in Gefache eingebaut werden.
Bei dem Erstellen der Mischung ist darauf zu achten, dass der Lehmanteil nicht zu gering ist. Lehm sorgt fรผr einen natรผrlichen Holzschutz durch die geringere Ausgleichsfeuchtigkeit im Vergleich zu Holz. Ist der Strohanteil zu hoch, schafft der Lehm die Rรผcktrocknung von feucht gewordenen Aufbauten nicht schnell genug.
Das verwendete Stroh sollte mรถglichst sauber und frei von sichtbaren Verunreinigungen sein. Das kann man durch einfache Sichtprรผfung und durch riechen am Stroh sehr gut prรผfen. Sinnvoll ist es, die Mischung vor Ort zu erstellen, der Strohanteil wird direkt vor der Verarbeitung dem Lehm beigemischt. Je kรผrzer der Strohanteil zu hoher Nรคsse ausgesetzt ist, umso unwahrscheinlicher wird ein Schimmelwuchs.
Beim Einbau sollte man das Material mit Forken, Handforken oder direkt mit Hand bewegen. Die Verwendung von Kellen ist schwer, die Strohfasern lassen die Kelle nur schwer in die Masse eintauchen โ Handgelenk- oder Schulterprobleme sind damit vorprogrammiert. Der eigentliche Einbau ist recht einfach. Durch anwerfen und verstreichen erzielt man sehr schnell eine schรถne Flรคche auf einem Geflecht aus Weide- oder Haselruten. Der Einbau im Geflecht sollte mรถglichst im Frรผhjahr oder im frรผhen Herbst erfolgen โ am besten immer bei windigem Wetter. Zu viel Feuchtigkeit auf der Baustelle und stickige schwรผle Luft im Sommer lassen das Material nicht schnell genug trocknen.
Beim Bau mit Lehmwickel wird die Strohlehmmasse um ein Holz gewickelt, die Lehmwickel sollten dann vorgetrocknet werden, damit sie von allen Seiten gut vom Wind getrocknet werden.
Leichtlehm als Innendรคmmung ist keine klassische Bauweise. Diesen aus Strohleichtlehm zu erstellen ist riskant, da hier die Trocknung nur von einer Seite erfolgen kann. Leichtlehm aus Blรคhton und Lehm oder der trockene Einbau einer Hanf-Lehm-Schรผttung, die mit wenig Feuchtigkeit verbaut wird, sind hier deutlich sicherer in der Handhabung. Wird die Trocknung maschinell unterstรผtzt, ist beim Einsatz von Bautrocknern darauf zu achten, die Oberflรคchen der Leichtlehmschichten nicht zu schnell zu trocknen, da dies den kapillaren Transport von Feuchtigkeit aus den unteren Schichten hemmt. Die Trocknung mit viel Luft, also vielen Ventilatoren, ist deutlich besser.
Antworten des Dachverband Lehm (DVL)
Fรผr den DVL antwortete Dipl.-Ing. Stephan Jรถrchel
Als wie wichtig schรคtzt der Dachverband Lehm das Thema Schimmel im Lehmbau ein?
Da es vor allem ein handwerkliches bzw. bauzeitliches ist, wird es in Informationen, Hinweisen und Ausbildungsinhalten fรผr Handwerker grundsรคtzlich in der gebotenen Ausfรผhrlichkeit behandelt.
Wie viele Anfragen erhalten Sie im Jahr?
Zirka 2โ3 Anfragen.
Was raten Sie?
Ausreichende und kontrollierte Trocknung von feucht eingebrachten Lehmbaustoffen wรคhrend der Bauzeit. Beim Einbau von Lehmbaustoffen mit organischen Anteilen wie Holzleichtlehm oder Strohlehm erhรถhte Aufmerksamkeit und erhรถhter Aufwand bei der Trocknung. Vermeidung der gleichzeitigen Ausfรผhrung mehrerer feuchteeinbringender Arbeiten wie z.B. Lehmputz und Estricharbeiten. Verkรผrzung von Trocknungszeiten durch den Einsatz von vorgefertigten Lehm-Trockenbauplatten.
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