Holzweichfaser unter Estrich?

Im Keller unseres Neubaus (Baujahr 2016) hatten wir den Boden unter dem Nassestrich mit Holzweichfaserplatten gedämmt, die nun schimmeln. Nun muss der gesamte Kellerboden erneuert werden. Als Ursache dafür sieht der von uns beauftragte Bausachverständige Tauwasser in der Dämmebene. Abgesehen davon empfiehlt er uns Polystyrol als Dämmmaterial. Nun ist guter Rat teuer.

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Antwort

Feuchte- und Schimmelschäden in Dämmungen unter Nassestrich sind leider relativ häufig und dies ganz besonders in Kellern und weitgehend unabhängig vom verwendeten Dämmmaterial. Mögliche Ursachen gibt es viele. Man muss sich vorstellen, eine Dämmung wird hier zwischen zwei zunächst sehr feuchte Baustoffe eingebaut (Betonbodenplatte aus Beton und Nassestrich). So kann u. a. die Dampfsperre (meist Bitumenschweißbahnen oder PE, DIN 18533) Mängel aufweisen (Perforation, nicht ausreichende Überlappung, seitlich an den Wänden nicht hochgezogen etc.), die Dämmung kann bereits feucht eingebaut worden sein, beim Einbringen des Estrichs kann Wasser in die Dämmebene gelangen (v. a. bei zu feucht eingebrachtem Estrich oder mangelhaft ausgeführter oder gar fehlender Trennlage zwischen Dämmung und Estrich) und nicht selten läuft z. B. bei Installationsarbeiten Wasser (unbemerkt oder nicht gemeldet) z. B. über die Randfugen in die Dämmebene. Tauwasserbildung in der Dämmebene sollte jedoch bei fachgerechter Ausführung unabhängig vom verwendeten Dämmmaterial nicht das Problem sein, zumal die Bodentemperatur in rund 2 Meter Tiefe i. d. R. ganzjährig um die 10 Grad liegt.

Dennoch: Gerade weil die Situation bei Dämmungen zwischen erdberührten Böden unter Nassestrich komplex und fehleranfällig ist, raten wir hier eher zu einer wasserunempfindliche(re)n mineralischen Dämmung, z. B. aus Schaumglasplatten oder -granulat. Bei fachgerechtem Einbau kommen aber auch Holzweichfaserplatten infrage, zumal sie sich auch unter Nassestrich zigtausendfach bewährt haben. Als Trennlage zwischen Dämmung und Estrich empfehlen wir eine PE-Folie. Ansonsten empfehlen wir gerne auch Trockenestrichaufbauten.

Demnächst stellen wir ein Sanierungsverfahren vor, das ohne den Ausbau des Estrichs angewendet werden kann.

Diese Antwort entstand in Zusammenarbeit mit:
Dipl.-Ing. Frank-Stefan Meyer, Baubiologe IBN und Sachverständiger für hygrothermische Bauphysik
Dipl.-Ing. Sebastian Haupt, Bauphysiker und Projektleiter, Inhaber Baubiologische Beratungsstelle IBN

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1 Kommentar

  1. Ich empfehle allen meiner Privatkunden, den Neubau-Keller technisch zu trocknen. In vier Wochen Trockenzeit mit einem leistungsfähigen Entfeuchter inkl. Elektro-Heizeinheit können so viele hundert Liter aus dem Keller rausgetrocknet werden. Dazu das Trockengerät täglich in einem anderen Raum aufstellen, um dort trotz noch fehlender Innentüren die Entfeuchtungsleistung quasi zu konzentrieren. Das tägliche Wechseln vermeidet auch eine zu scharfe lokale Trocknung, bei der der Kapillartransport aus der Tiefe der Beton- oder Mauerwerksbauteile abreist und somit die Trocknungsqualität verschlechtert . So lassen sich nicht nur Feuchteprobleme unter der Estrichplatte, sondern auch Schimmelprobleme bei im Keller gelagerten Umzugskartons o.ä. minimieren.

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