OSB-Platten absperren?
Antwort
OSB-Platten können je nach Hersteller, Zusammensetzung, Lagerung und Alter sowie raumklimatischen Faktoren (Temperatur, Feuchte) unterschiedliche Emissionen, z.B. von Formaldehyd und weiteren Aldehyden, Essigsäuren und anderen geruchsaktiven Substanzen abgeben.
Ob ein Ausbau der Platten notwendig ist, muss aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht ist es sicher nicht sinnvoll, den neuen Boden wieder auszubauen und ihn ungenutzt zu entsorgen. Aus Sicht der gesundheitlichen Vorsorge kann es durchaus sinnvoll sein. Um hier eine Entscheidung zu treffen, sollten folgende Fragen geklärt werden: Wie oft und wie lange halten Sie sich in der Ferienwohnung auf? Wie steht es um Ihre Gesundheit aktuell? Sind auch Kinder in der Ferienwohnung?
Wenn Sie gesund sind und es sich „nur“ um eine zeitweise genutzte Ferienwohnung handelt, schlagen wir folgende pragmatische Vorgehensweise vor: Die OSB-Platten belassen und ganz besonders während der ersten etwa zwei bis drei Jahre stets gut lüften. Vor allem nach längerem Leerstand sollte die Ferienwohnung einige Minuten kräftig quergelüftet werden; dies ist bei Ferienwohnungen oder Hotelzimmern sowieso generell sehr empfehlenswert – eine ausreichende Lüftung ist immer ein Garant zur Vermeidung von hohen Anreicherungen von Stoffen, z.B. Bauschadstoffen aber natürlich auch Kohlendioxid, in der Raumluft.
Da wir über keine genaueren Kenntnisse zum Fußbodenaufbau und zur Ausführung verfügen, raten wir vorerst von absperrenden Maßnahmen wie Folien oder Absperrlacken aus bauphysikalischen Gründen ab. Damit würde man die Austrocknung des Bodenaufbaus evtl. unterbinden, was langfristig ein anderes Problem verursachen könnte, nämlich Schimmelpilze.
Wenn Sie sicher sein wollen, wie die von Ihnen verlegten OSB-Platten aus Sicht der Schadstoffemissionen zu bewerten sind und wie sich eine Absperrung durch Folien bauphysikalisch auswirken würde, können Sie eine/n Baubiologische Messtechniker/in IBN damit beauftragen. Auf Basis der ermittelten Ergebnisse ließe sich die weitere Vorgehensweise (Ausbau, Lüftung…) gezielt abstimmen.
Diese Frage beantwortete Ihnen das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Zusammenarbeit mit Jeanne Siepert, Baubiologische Messtechnikerin IBN und Vorstandsmitglied im Verband Baubiologie e.V. (VB)
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Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
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Es wäre interessant, zu erfahren, ob sich der Boden im Keller oder im EG eines nicht unterkellerten Gebäudes befindet.
Wenn ja, dann wäre der Einbau von OSB-Platten oder Pressspanplatten sicher schadensträchtig.
Die meisten Bodenplatten sind nicht ausreichend gegen Wasserdampfdurchtritt von Feuchte aus dem Erdreich abgedichtet.
Eine andere Möglichkeit für den Eintritt von Feuchte ist die folgende:
Die Trittschalldämmung wirkt als Innendämmung, ist jedoch in den allerseltensten Fällen umlaufend an die Umfassungswände luftdicht angeschlossen, wie es für eine Innendämmung notwendig wäre.
Es kann dann zu Kondensationsprozessen kommen, wenn im Sommer warme, feuchte Außenluft in die Wohnung gelangt: Die Luftfeuchte wird sich unter den Platten verteilen in der Trittschalldämmung und darunter.
Die Bodenplatte wird vermutlich, wie meistens, schlecht oder gar nicht gedämmt sein und wird unterhalb der raumseitigen Trittschalldämmung, die einen Wärmedurchlasswiderstand darstellt, deutlich kühler sein, als die Umgebung im Raum.
Das führt zu Auffeuchtungen unter und in der Trittschalldämmung und in der Folge zu einer Feuchtebelastung der Unterseite des darüber liegenden Plattenbelags aus Holzwerkstoffen.
In der Folge wird sich Fäulnis und Schimmelbefall einstellen und es wird anfangen zu riechen und zu stinken, weil die Feuchte im Zusammenspiel mit den Bindemitteln der Holzspäne in den Platten chemische Reaktionen induziert.
Mit Glück wird das nur langsam passieren oder nur in den Randbereichen.
Mittel- und langfristig jedoch wird das Problem großflächiger.
Wohlgemerkt: Das oben geschriebene gilt nur für Kellerräume oder EG-Räume, wenn kein Keller darunter vorhanden ist.