
Was ist wirtschaftlicher: Solarthermie oder Photovoltaik?
Antwort
Strom aus der Sonne für die Wärmeversorgung wird zunehmend als der neue Hit dargestellt. Vergleichsberechnungen und praktische Erfahrungen zeigen jedoch, dass sich mit Photovoltaik (PV) bei gleicher Dachbelegung im Vergleich zu Sonnenkollektoren (= solarthermischen Anlagen) i.d.R. nur etwa die halbe Wärmemenge vom Dach holen lässt. Dies zeigt sich auch am folgenden Beispiel einer Wohnanlage in Wien.
Dach der Wohnanlage mit Sonnenkollektoren, Wien, Hauffgasse. Das Haus ist an die Fernwärme angeschlossen, die Solaranlage dient der Nachheizung über die Zirkulationsleitung
Warmwasser aus PV-Strom oder Solarthermie im Wärmenetz: Vergleich am Beispiel der Wohnanlage in Bild 1
1
Dach der Wohnanlage mit Sonnenkollektoren, Wien, Hauffgasse. Das Haus ist an die Fernwärme angeschlossen, die Solaranlage dient der Nachheizung über die Zirkulationsleitung2
Warmwasser aus PV-Strom oder Solarthermie im Wärmenetz: Vergleich am Beispiel der Wohnanlage in Bild 1
Dieses Ergebnis zeigt, dass bei Solarthermie die halbe Dachfläche reicht, um den gleichen Ertrag zu liefern wie bei PV-Strom, der die ganze Dachfläche benötigt – noch dazu zu günstigeren Kosten. Entsprechend verdoppelt sich der Wärmeertrag, falls das ganze Dach für Solarthermie genutzt wird.
Der Vergleich zeigt, dass die Photovoltaik mit Solarthermie nicht immer mithalten kann. Bei jedem Projekt sollte deshalb genau ermittelt werden, was die effektivere Lösung ist.
Die Photovoltaik ist dennoch ein unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende, da wir nicht nur warmes Wasser benötigen, sondern auch Strom, nicht zuletzt auch für Elektroautos. Häufig empfiehlt es sich deshalb, sowohl Sonnenkollektoren als auch PV-Module zu installieren.
Diese Frage beantwortet Ihnen:
Roger Hackstock, Geschäftsführer Verband Austria Solar (roger.hackstock@austriasolar.at):
“Wenn es darum geht, möglichst viel Sonne vom Dach ins Haus zu holen, hat Solarthermie meist die Nase vorn.”
Ihre Stimme zählt
Kommentarregeln:
Wir sind neugierig, was Sie zu sagen haben. Hier ist Raum für Ihre Meinung, Erfahrung, Stellungnahme oder ergänzende Informationen. Bitte beachten Sie bei Ihrem Kommentar folgende Regeln:
- Bitte keine Fragen: Auf dieser kostenlosen Informationsplattform können wir keine Fragen beantworten - bitte stellen Sie Ihre Fragen direkt an unsere Autor*innenAutor*innen.
- Bitte keine Werbung: Gerne können Sie auf Ihre Produkte/Dienstleistungen mit einem Werbebanner aufmerksam machen.
7 Kommentare
Einen Kommentar abschicken
Wie werde ich
Baubiolog*in IBN?
How to become a Building Biology Consultant IBN?
Nachhaltig weiterbilden
Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Möglichkeiten für Baufachleute sowie alle, die sich für gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.
Unser Kompetenz-Netzwerk
Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.
Über die Baubiologie
Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
25 Leitlinien
Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.
Entschuldigung, aber die obige Rechnung ist völlig einseitig und zugunsten Solarthermie “hingetrickst” durch Weglassen wichtiger Aspekte. Ist ja auch nachvollziehbar, wenn die Rechnung von dem Geschäftsführer eines Solarthermieverbandes stammt.
In dem Beispiel scheint Solarthermie mit Stromdirketheizung verglichen, da ist das Ergebnis natürlich nicht verwunderlich, es müsste mit Wärmepumpe verglichen werden. Beiden System ist gemein, dass im Winter, wenn die meiste Wärme benötigt wird der Ertrag gering ist. Auch in der Übergangsjahreszeit dürften beide Systeme irgendwo gleich sein, aber im Sommer ist Solarthermie völlig überdimensioniert, ich kann die überschüssige Wärme nicht nutzen. Ganz anders sieht es da bei PV aus. Der Strom kann für alles verwendet werden (E-Auto, Netzeinspeisung, …) und das ist der entscheidende Vorteil.
Hallo Herr Braun, danke für Ihren Kommentar. Auch wir waren zunächst skeptisch bzgl. dem Autor, halten das vorgestellte Beispiel aber für plausibel und nicht “hingetrickst”, wie sie schreiben. Sicher ist es aber richtig, dass bei jeder Bauaufgabe bzw. jeder technischen Lösung immer abzuwägen ist, was im individuellen Fall möglichst langfristig betrachtet wirtschaftlicher, besser oder oder schlicht finanzierbar ist. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich die Rahmenbedingungen (wie z.B. die Preise für PV, Solarthermie, Wärmepumpen, Strom etc.) schnell verschieben können (siehe auch die anderen Kommentare).
Und Hybridkollektoren? Immerhin wird Kühlung für die PV immer notwendiger. Leider werden viele Neubauten mit derart vielen Kaminöfen ausgestattet, dass PV aufgrund der vielen Verschattungen kaum mehr Fläche bekommt, das ist den thermischen egal. Aber grundsätzlich ja, meine thermischen werde ich bald nach 30 Jahren gegen PV tauschen, hoffentlich Hybrid – wenn mir jemand zur Lebensdauer Bescheid geben kann?
PV macht im Gesamtsystem am meisten Sinn mit einer Wärmepumpe. Und in der Konfiguration werden aus den 39.000 kWh Stromertrag dann 156.000 kWh Wärmeertrag. Da macht Solarthermie wirtschaftlich keinen Sinn mehr.
Solarthermie oder Photovoltaik ist nicht die richtige Frage, sondern womit können wir Menschen besser leben.
Fachlich richtig gebaute Solarthermieanlagen sind in den meisten Fällen (Häuser mit Warmwasserverbrauch) die weit besser Energienutzung. Der Einfluss direkte/indirekte Sonnenstrahlung ist durch geteilte Anlagen leicht in den Griff zu bekommen (Ost-, West- und Süd-Ausrichtung).
Indach-Sonnenkollektoren (keine Kaltluftkühlung) in Verbindung mit ausreichend großem Pufferspeicher können oft 80 % der Energie eines Hauses liefern. Zudem können Wandheizungen (mit gesunder Strahlungswärme 30 – 60°) direkt damit betrieben werden.
Photovoltaik-Anlagen auf Nebenflächen (kein Wohndachflächen) im Gleichstrombereich mit Akkupuffer (Bleigel-Akku sind hier völlig ausreichend bei 99 % Recycling) sind recht sinnvoll, um Energie für Pumpen und Steuerung bereitstellen zu können.
Überschüsse können für Elektroräder ect. genutzt werden.
In der Praxis wird jeder zugeben müssen, dass die Warmwasser-Speicher bei vielen Gebäuden vor allem in den Sommermonaten relativ bald voll sind und jeder weitere Energieeintrag sinnlos verpufft. Mit einer Photovoltaikanlage kann ich den gesamten Strom irgendwie verwenden – und das wird in Zukunft immer besser werden. Wer heute noch eine Solarthermie-Anlage auf einem Neubau empfiehlt, denkt deshalb möglicherweise zu kurzfristig.
Sie haben leider vergessen, den Einfluss direkte/indirekte Sonnenstrahlung zu berücksichtigen.
PV funktioniert auch bei indirekter Strahlung, Solarkollektoren dagegen nur bei direkter Strahlung.
Eine Kombi-Intallation PV + Solarkollektoren macht dennoch Sinn; zum Beispiel für ein Einfamilienhaus zwei Solarkollektoren mit 300-Liter-Warmwasserspeicher und den Rest der Dachfläche mit PV belegen.