Welche Materialien eignen sich für Terrassen?

Wir wollen eine Holzterrasse bauen. Der Holzhändler rät uns zu Teakholz, der Baustoffmarkt zu Dielen aus WPC oder Faserzement. Die Terrasse soll langlebig, aber auch baubiologisch unbedenklich sein. Welches Material empfehlen Sie?

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Antwort

Terrassen oder auch Balkonbeläge sind i.d.R. starker Bewitterung ausgesetzt. UV-Strahlen, Regenwasser, Hagel, Schnee und große Temperaturspannungen machen hier jedem Material zu schaffen. Neben den von Ihnen genannten Materialien gibt es noch folgende Alternativen:

  • Teakholz ist – wie auch andere Tropenhölzer (Bangkirai, Cumaru, Ipe etc.) – sehr robust und widerstandsfähig. Die Nutzung von Tropenhölzern kann allerdings mit erheblichen negativen Umweltauswirkungen und sozialen Problemen verbunden sein. Neben den langen Transportwegen ist die genaue Herkunft/Gewinnung oft schwer nachzuvollziehen. Verwendet man Tropenhölzer dennoch, sollte deshalb garantiert sein, dass sie aus zuverlässig nachhaltiger Waldbewirtschaftung kommen (z. B. zertifiziert mit dem FSC-Siegel). Holz aus der Region ist i. d. R. umweltfreundlicher. Im Einzelfall kann aber zertifiziertes Tropenholz aufgrund der längeren Lebensdauer (ca. 30 Jahre) trotz des höheren Transportaufwands umweltfreundlicher sein als Holz aus der Region.
  • WPC (Wood Plastic Composite, also ein Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoff) ist ein Verbundwerkstoff aus Holzfasern (ca. 50-70 %) und Kunststoffen. Hinzu kommen oft Additive wie UV-Licht-Blocker, Bindemittel und Farbpigmente. WPC soll die Vorteile von Holz (Optik, Stabilität) und Kunststoff (Witterungsbeständigkeit, Pflegeleichtigkeit) vereinen. Die Haltbarkeit ist mit ca. 25 Jahren vergleichbar mit einheimischen Harthölzern und Tropenhölzern. Eine Recyclingfähigkeit ist i.d.R. nicht gegeben. Das Material altert oft unschön, kann sich verfärben und teilweise spröde werden. WPC können wir aus ökologischer Sicht nicht empfehlen.
  • Beläge aus Faserzement bestehen größtenteils aus Portlandzement, außerdem Kalksteinmehl, Fasermaterial aus Polyvinylalkohol (PVA), Zellstofffasern sowie Füll- und Zusatzstoffen. Die Haltbarkeit ist mit 30 bis 50 Jahren vergleichsweise sehr gut. Die Herstellung ist vergleichsweise energieintensiv, eine Trennung der Inhaltsstoffe später nicht mehr möglich. Aufgrund der langen Haltbarkeit bewerten wir dieses Material aus ökologischer Sicht als neutral. Zu bedenken ist auch, dass sie bei fehlender Sonneneinstrahlung vergleichsweise fußkalt sind.
  • Thermoholz ist Holz, das unter Sauerstoffabschluss energieintensiv auf mindestens 160 °C erhitzt wird. Dadurch wird es weniger attraktiv für Pilze und Insekten und bleibt länger haltbar. Die Haltbarkeit hängt von der Qualität (Dauerhaftigkeitsklasse 1 oder 2), der Holzart und den eingesetzten Temperaturen ab und beträgt ca. 20 bis 30 Jahre. Thermoholz bewerten wir aus ökologischer Sicht als neutral. Da dafür häufig Weichhölzer wie z. B. Kiefer eingesetzt werden, ist es eine Alternative zu witterungsbeständigeren Harthölzern.
  • Holz aus der Region wie Eiche, Robinie, Lärche oder Douglasie ist aus baubiologischer Sicht besonders zu empfehlen. Diese Hölzer sind vergleichsweise witterungsbeständig, regional verfügbar, die Herkunft ist oft leicht nachvollziehbar und bei fachgerechtem Einbau (z. B. mit Abstand auf Edelstahl-Runddraht und Verschraubung von unten) relativ langlebig (15-20 Jahre). Nach Gebrauch lässt sich das Holz noch sehr gut thermisch verwerten, also z. B. im eigenen Holzofen verheizen.

Um die Lebensdauer und Optik von Terrassenbelägen zu erhalten, ist eine regelmäßige Reinigung mit Wasser und einer weichen Bürste empfehlenswert. Zudem sollten die genannten Terrassenbeläge möglichst trocken bleiben und deshalb möglichst nicht im Schatten liegen und im Herbst/Winter von Laub befreit werden. Die Behandlung/Pflege mit Ölen halten wir bei Terrassen für unnötig.

Bei stark verschatteten Terrassen ohne Bedachung oder bei ungünstiger Ausrichtung (Norden) sind nur gepflasterte oder mit Naturstein belegte Terrassen empfehlenswert. Diese sind sehr robust, allerdings v. a. bei fehlender Sonneneinstrahlung vergleichsweise fußkalt.

Diese Frage beantwortete Ihnen Josef Frey, IBN

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