Baubiologie und Wissenschaftskommunikation
Wissenschaftskommunikation ist ein Begriff, den man nicht oft hรถrt, der jedoch indirekt immer prรคsent ist, denn wissenschaftliches Wissen wird stรคndig verbreitet und angewendet. Da viele Inhalte jedoch kompliziert und komplex sind, besteht die eigentliche Kunst darin, sie zu umschreiben und somit der รffentlichkeit verstรคndlich zu machen, sie also zu popularisieren.
Was ist die Wissenschaftskommunikation?
Die Wissenschaftskommunikation umfasst alle Aspekte der Kommunikation von wissenschaftlicher Arbeit und wissenschaftlichen Ergebnissen. Sie umfasst folgende drei groรe Teilbereiche:
- Erstens gibt es die wissenschaftsinternen Kommunikationsprozesse, an welchen vor allem Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisationen beteiligt sind.
- Zweitens gibt es die halbรถffentlichen Prozesse, die zwischen Wissenschaftlern und anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie zum Beispiel der Politik oder der Wirtschaft, stattfinden.
- Der dritte Bereich betrifft die รถffentliche Kommunikation, die zum Ziel hat, die รffentlichkeit, also auch Laien, zu erreichen. Aufgabe der kommunizierenden Wissenschaftler*innen, Mitarbeiter*innen und Journalist*innen ist es, die รffentlichkeit รผber wissenschaftliche Inhalte zu informieren.
Historische Entwicklung der Wissenschaftskommunikation
In Rahmen der Digitalisierung hat sich die Kommunikationsweise in den letzten Jahren sehr verรคndert. Das in den 1980er Jahren entwickelte Format “Public Understanding of Science” (englisch fรผr verstรคndliche Wissenschaft) zielte auf Werbung fรผr mehr Akzeptanz und Interesse sowie besseres Verstรคndnis fรผr wissenschaftliche Ergebnisse. Dabei handelte es sich eher um eine unidirektionale, also in nur eine Richtung verlaufende Kommunikation durch schriftliche Artikel, Beitrรคge, Bรผcher etc. Anfang des 21. Jahrhunderts bekam die Wissenschaftskommunikation neue Impulse und somit etablierte sich das Format “Public Engagement with Science” (englisch fรผr รถffentliches Engagement mit der Wissenschaft). Hierbei wurde vor allem auf eine wechselseitige Kommunikation umgestellt, bei der die Bรผrger*innen partizipieren und selbst zum wissenschaftlichen Diskurs beitragen sollen und somit ein stรคndiger Dialog zwischen den Wissenschaftlern und der รffentlichkeit stattfindet. รber das Internet ist die Wissenschaft einschlieรlich ihrer Institutionen fรผr jeden zugรคnglich und wird durch verschiedene Netzwerke, wie zum Beispiel Social Media, Blogs etc. weitreichender und schneller verbreitet. Die Wissenschaftskommunikation ist also vielfรคltiger und leichter zugรคnglich geworden und dadurch ein noch wichtigerer Teil der heutigen und zukรผnftigen Gesellschaft.
Baubiologie und Wissenschaftskommunikation
Die Baubiologie sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, baubiologisch relevante wissenschaftliche Studien und Forschungsergebnisse auszuwerten und die dabei gewonnenen Erkenntnisse in Lehre und รffentlichkeitsarbeit allgemeinverstรคndlich zu vermitteln, also “Wissenschaftskommunikation” zu betreiben.
Typische Bereiche in der Baubiologie, in welchen aktuell auch auf wissenschaftlichem Niveau geforscht wird, sind z.B.:
- Auswirkung der gebauten Umwelt auf Gesundheit und Wohlbefinden. Hierbei geht es um Themen wie Innenraumklima, Schadstoffe, Pilze, Elektrosmog, Radioaktivitรคt (einschl. Radon), Gerรผche, Schallemissionen (einschl. Infraschall), psychische Auswirkungen von Farben, (kรผnstlichem) Licht, ergonomische Eigenschaften von Sitz- und Schlafmรถbeln etc.
- Energiesparendes Bauen, Sanieren und Wohnen einschl. Nutzung erneuerbarer Energien
- รkobilanz von Baustoffen und Nachhaltigkeitsbewertungen von Gebรคuden und Siedlungen
- Auswirkungen von Baustoffen, Gebรคuden und Siedlungen auf die Psyche des einzelnen Menschen (Architekturpsychologie u.a.), auf die Gesellschaft und die Umwelt sowie Entwicklung nachhaltig funktionierender Lebensrรคume in lรคndlichen wie stรคdtischen Strukturen
- Trinkwasserqualitรคt
Die Wissenschaft beschรคftigt sich nicht ausschlieรlich mit konkreten Erkenntnissen, sondern auch mit Statistik und Erfahrungen. In diesem Kontext gibt es auch den Begriff “Erfahrungswissenschaften”. In der Baubiologie haben diese auch im Interesse der Vorsorge z.B. vor gesundheitlichen Risiken einen hohen Stellenwert. Grund dafรผr ist auch, dass wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisgewinne samt dadurch erforderlicher Konsequenzen oft viele Jahre benรถtigen, wรคhrend aber schon statistisch erfassbare Erfahrungen oder Verdachtsmomente vorliegen.
Winfried Schneider
Architekt und Geschรคftsfรผhrer des IBN
Der Beitrag entstand im Rahmen eines Praktikums im Institut fรผr Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN von Ameline Fauchon, Studentin der Wissenschaftskommunikation an der Technischen Universitรคt Karlsruhe.
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