Gute Raumakustik dank Lehm

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Lehm ist plastisch und schwer. Deshalb lässt sich damit der Schallschutz und mit strukturierten Oberflächen auch die Hörsamkeit, also die Akustik verbessern. Vorgestellt werden realisierte Projekte von „pro Lehm“, „Hanffaser Uckermark“ und „Lehm - Ton - Erde“.

Autor

Achim

Pilz

freier Journalist, Kurator, Juror und Berater, Baubiologe IBN und Chefredakteur des Baubiologie Magazin.

Lehm kann aufgrund seiner hohen Rohdichte bis etwa 1.800 kg/m3 zur Verbesserung des Luftschallschutzes eingesetzt werden. In alten Holzbalkendecken sind deshalb häufig Strohlehmwickel zu finden. Auch in den Gefachen von Fachwerkbauten verbessern Strohlehm-Füllungen den Schallschutz der Außenwände.

Die Firma WEM hat die schalldämmende Beplankung von Außenwänden mit Lehmbauplatten im Vergleich zu klassischen Gipskarton(GK)-Platten untersuchen lassen. Lehmplatten mit einer Rohdichte von 1.400 kg/m³ sind etwa doppelt so schwer wie GK-Platten. Nach Messungen an der Hochschule Koblenz verbessern sie die Akustik im Massivbau um 2,8 dB (Dezibel), im Vollholzbau um 8,5 dB und im Holzrahmenbau um 10,6 dB.

Auch in Innenwänden können Lehmplatten gut für schalldämmende Zwecke eingesetzt werden. Für eine beidseitig mit 22 mm Lehmbauplatten beplankte Holzständer-Innenwand (Holzständer 100/60 mm, Gefache gedämmt) gibt der Hersteller Lehmorange 51 dB Luftschalldämmung an.

Lehmbauplatten sind zudem weniger steif wie GK-Platten, weshalb sie eine tiefere Resonanzfrequenz haben. Dadurch findet die Schallübertragung in einem Frequenzbereich statt, der bauakustisch nicht relevant ist, weil er vom Menschen nicht wahrgenommen wird.

Für eine gute Akustik ist neben der Raumform (parallele Wände führen zu stehenden Reflexionen) vor allem die Oberflächenbeschaffenheit maßgeblich. Je weniger glatt sie ist, desto besser wird der Schall in verschiedene Richtungen gestreut und es gibt keine lokalen unangenehm wirkenden Maxima.

Vinothek mit Lehmbauplatten und Strukturputz

Die Vinothek Sauer erhielt Lehmplatten an der Decke. Stuckateurmeister Thomas Glück von der Firma Glück Lehmbau gestaltete die gesamten Decken mit einem von ihm entwickelten Strukturputz, dem „Black Forest Style“. Der zirka 1,5 Zentimeter dicke Putz verbessert die Raumakustik aufgrund seiner drei Schichten mit ungerichteter Struktur spürbar. Der Fachmann erklärt: „Das Grundprinzip ist von einer Weiterbildung für Akustikputze inspiriert.“ Seinen Lehmputz gibt es in unterschiedlichen Erdfarben sowie schwächer oder stärker strukturiert. „Die Struktur selbst kommt vom Spritzbild. Die Flächigkeit entsteht, wie man danach abglättet, bzw. abkratzt“, führt Glück aus „Wichtig ist, dass man kratzt und nicht etwa scheibt oder reibt.“ Er kratzte die Struktur mit einer kleinen Traufel (5-6 cm Kantenlänge) in die Oberfläche.

1 Thomas Glück bei den Vorbereitungen für seinen Akustikputz „Black Forest Style“
2 Mit einer kleinen Kelle kratzt und glättet Glück den fleckig aufgesprühten Putz so, dass er belebt sowie gleichmäßig wirkt
3 Der dreilagige Lehmputz ist stark strukturiert und verbessert zusammen mit der rauen Stampflehmwand die Akustik

Putz optimiert Strohleichtbau

Die luftschalldämmenden Eigenschaften von Lehm können auch über Putze in Leichtbauten eingebracht werden, wie aktuell bei Ferienhäusern mit Strohwänden in Italien. Dass eine Wohnungstrennwand mit je drei Zentimetern Lehm- und Kalkputzen auf der Innen- und der Außenseite einer leichten Konstruktion aus Strohballen schalltechnisch funktioniert, bestätigte der Akustiker. Nach seinen Messungen erreicht eine Wand von insgesamt 42 cm Stärke ein Schalldämm-Maß R’w von 56 dB (inklusive der Schallübertragung über die flankierenden Bauteile) und ist damit besser als die geforderten ≥ 55 dB.

4 Je drei Zentimeter Lehm- und Kalkputze auf beiden Seiten einer leichten Wand aus Stroh erreichen das geforderte Schalldämm-Maß

Produkte und Entwicklung

Entwicklungen wie diese zeigen, dass schwerer Lehm mit seinem guten CO2-Fussabdruck zunehmend auch als Akustikputz mit plastischer Oberfläche eingesetzt wird.

pro Lehm

Anton Frauwallner von der österreichischen Firma “pro Lehm” benötigt für seinen Akustikputz keine Nacharbeit mit der Kelle. Er kommt als Trockenmischung mit einem hohen Strohanteil auf die Baustelle und kann mit der Putzmaschine sehr plastisch aufgesprüht werden. „Ein schönes Spritzbild braucht ein bisschen Gefühl“, betont Frauwallner. Die braune Oberfläche kann abschließend mit Lehm- oder Kalkfarbe gespritzt oder mit einer langhaarigen Lammfellrolle gerollt werden. Für den Musikproberaum des Ortes Kapfenstein in der Steiermark führte das Amt der steiermärkischen Landesregierung Referenzmessungen durch, welche die gute Hörsamkeit nach Norm und ein Einhalten der Nachhallzeit des Putzes bestätigen.

Hanffaser Uckermark

Der Akustikputz HL-DU 04 von “Hanffaser Uckermark” enthält neben Lehm, Tonmineralien und Sand auch Hanffasern und Hanfschäben, das leichte Mark der Hanfpflanzenstängel. Deshalb bleibt er relativ weich und wird nur als Unterputz eingesetzt. Der Hersteller gibt an, dass ein harter Oberputz die Reduktion der Nachhallzeit wieder abschwächt und ein dünner Feinputz bessere Ergebnisse erziele.

Lehm – Ton – Erde

Eine Entwicklung für den Eigengebrauch ist der Akustikputz von “Lehm Ton Erde” in Schlirns/Österreich, Produzent von Stampflehm und Lehmspachtel. Für seine große und laute „Erden Werkhalle“ wurden dazu verschiedene Rezepte erprobt. Ziel war, eine möglichst große, ungerichtete Oberfläche zu erzeugen. Der an einigen Flächen eingesetzte Putz in der Werkhalle hat lauter kleine Schollen, die unterschiedliche Orientierung haben.

5 Der Akustikputz von pro Lehm kommt im Musikproberaum von Kapfenstein auf Schilfrohr-Putzträger zum Einsatz
6 Ein besonders leichter Akustikputz ist der HL-DU 04 von Hanffaser Uckermark. Er wird als Unterputz verwendet – hier auf einem Putzträger aus Hanfstängeln, eine noch nicht verfügbare Neuentwicklung
7 Der schollenhaft verarbeitete Akustikputz von Lehm – Ton – Erde wurde für den Eigengebrauch entwickelt. Er wird ergänzt durch weiche Akustikflächen unterhalb der Decke

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1 Kommentar

  1. Schön, dass man sich auf unsere Schallmessungen bezieht. Gerne möchte ich noch anfügen, dass wir einen Lehm-Akustikputz entwickelt haben und seit letztem Jahr anbieten. Dieser setzt sich aus gemahlenem naturweißem Ton, gebrochenem Sand mit Überkornanteil, Blähglas, Perlite, Zellulose und pflanzlicher Stärke zusammen.

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Titelbild: Nikolay Kazakov
Bild 1,2,3: WEM
Bild 4: Margareta Schwarz
Bild 5: prolehm
Bild 6: Hanffaser Uckermark
Bild 7: Hanno Mackowitz

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