Trittschalldämmungen aus Holzfasern
Holzeigenes Lignin als Bindemittel
Holzfaser-Trittschalldämmungen werden im sogenannten Nassverfahren (siehe Infokasten) hergestellt. Dabei werden Hackschnitzel unter Dampfeinwirkung mechanisch zerfasert, sodass ein zähflüssiger Faserbrei entsteht. Aus diesem werden die Dämmplatten gefertigt. Das holzeigene Lignin reicht dabei als Bindemittel vollkommen aus, um den Holzfaser-Dämmplatten eine hohe Festigkeit und Elastizität zu verleihen.
Der Begriff „Lignin“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „lignum“ (= Holz) ab. Es handelt sich dabei um Biopolymere, die von den Pflanzen erzeugt und in ihren Zellwänden eingelagert werden, um diese „verholzen“ zu lassen. 20 bis 30 Prozent des Holzes bestehen daraus. Damit ist Lignin nach Cellulose und Chitin die häufigste organische Verbindung auf unserem Planeten. Im Nassverfahren weicht es zunächst auf und verfestigt sich dann beim Trocknen wieder.
Vergleich der Herstellungsverfahren und Eigenschaften von Holzweichfaserplatten
Nassverfahren | Trockenverfahren |
Die nassen Holzfasern werden zu Platten verarbeitet und anschließend getrocknet | Die nassen Holzfasern werden zuerst getrocknet und dann zu Platten und Matten verarbeitet |
Bindemittel = holzeigenes Lignin | Zugabe von PU-Leim als Bindemittel (ca. 4 %) |
Höhere Rohdichten, dadurch höhere Druckfestigkeit | Geringere Rohdichten, dadurch niedrigere Wärmeleitfähigkeit |
Dünnere Plattenstärken | Dickere Platten- und Mattenstärken |
Für jeden Zweck passende Produkte
Um den Anforderungen unterschiedlicher Einsatzbereiche gerecht zu werden, gibt es auf dem Markt verschiedene Holzfaser-Dämmplatten. Für den Bereich zwischen Bodenbelag und Estrich sind ihre Dicken fein abgestuft, für den Bereich zwischen Estrich und Rohdecke etwas grober. So lassen sich ungleiche Höheniveaus zwischen den Räumen ausgleichen und durchgängige Fußbodenoberflächen ohne Stolperfallen realisieren. Das ist vor allem bei vielen Bestandsmodernisierungen wichtig.
Holzfaser-Dämmplatten werden i.d.R. lose verlegt, es müssen also keine Klebstoffe verwendet werden. Holzböden oder auch andere Fußbodenbeläge können geschraubt, genagelt oder auch schwimmend verlegt werden.
Verlegeunterlage für Fertigparkett
Für großformatige Fußbodenbeläge mit Klickverbindungen wie z. B. Fertigparkett stehen wenige Millimeter dicke trittschalldämmende Verlegeunterlagen zur Verfügung. Sie gleichen punktuelle Unebenheiten aus und verbessern deutlich hörbar die Raumakustik: Das Gehgeräusch klingt leiser, tiefer, angenehmer und „hochwertiger“. In den Räumen darunter kommt der Trittschall stark reduziert an – bei Stahlbetondecken um bis zu 21 dB.
Verlegesystem für Dielen
Dielen bergen als natürliches Vollholzprodukt das Risiko, sich im Laufe der Zeit zu verformen. Um das zu verhindern, müssen sie auf dem Untergrund fixiert werden. Zum Dämmen des Trittschalls wäre aber eine „schwimmende“ Verlegung besser. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich mithilfe eines Verlegesystems lösen: mit einer Kombination von Dämmplatten und „schwimmenden“ Leisten, horizontal durch ein Nut-Feder-System verbunden, quer zur Dielen-Laufrichtung verlegt. Die Dielen werden auf die „schwimmenden“ Leisten geschraubt. Dadurch sind die Dielen vom Untergrund schalltechnisch entkoppelt und werden gleichzeitig gehindert, sich zu verformen.
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Eine 7 mm dicke Holzfaser-Verlegeunterlage für Fertigparkett mindert den Trittschall um bis zu 21 dB (STEICO Ecosilent Premium)2
Holzfaser-Verlegeunterlagen für Fertigparkett gibt es in fein abgestuften Dicken – für Fußbodenheizungen 3 mm dünn (STEICO Ecosilent)3
Bei diesem Holzfaser-Verlegesystem werden Dielen an „schwimmende“ Leisten geschraubt (vgl. Titelbild). Dadurch können sie sich nicht verformen und sind vom Untergrund schalltechnisch entkoppelt (STEICOfloor)4
Diese Holzfaser-Trittschalldämmplatte hat bei einer Dicke von 30 mm eine dynamische Steifigkeit von 30 MN/m3 (STEICOtherm SD)
Dämmplatten unter Trockenestrich
Für den Bereich zwischen Trockenestrich und Rohdecke gibt es verschiedene Dämmplatten mit mehr oder weniger fein abgestuften Dicken. Dadurch lassen sich größere Höhendifferenzen ausgleichen oder ein guter Wärmeschutz z. B. auf Bodenplatten gegen das Erdreich oder unbeheizte Keller herstellen.
Eine wichtige Kenngröße ist die dynamische Steifigkeit. Sie beschreibt das Federungsvermögen. Je niedriger der Wert, desto besser. Guter Trittschallschutz beginnt bei 30 MN/m3. Da das Federungsvermögen mit der Dicke der Dämmschicht zunimmt, geben Hersteller die dynamische Steifigkeit meist nur für ihre dünnen Dämmplatten an, während sie bei ihren dickeren sowieso mehr als ausreichend ist.
Unter dünnen Trockenestrichen und in Räumen mit hohen Punkt- und Flächenlasten wie z.B. Foyers, Flure oder Lager ist noch eine weitere Kenngröße wichtig: die Druckfestigkeit. Wie hoch diese genau sein muss, hängt von den aufzunehmenden Lasten ab und ist projekt- bzw. raumbezogen zu ermitteln.
Fußbodenheizung
Werden Fußbodenheizungen eingebaut, so eignen sich für den Bereich über dem Estrich 3 mm dünne Holzfaser-Verlegeunterlagen für Fertigparkett. Die Rohre der Fußbodenheizung können im Estrich, aber auch unter ihm verlegt werden. Dafür gibt es spezielle Holzfaser-Dämmplatten mit eingefrästen Schlitzen. Manche Heizungshersteller bieten alternativ auch dünne vorgeformte Bleche an, die in die Schlitze eingelegt werden und seitlich die Dämmplatten bedecken, sodass sich die Heizwärme schneller in der Fläche ausbreitet. Um Elektrosmog-Probleme zu vermeiden, müssen solche Bleche fachgerecht geerdet werden.
CO2-Speicherung – gut fürs Klima
Für den Klimaschutz bringen Holzfaser-Dämmstoffe zwei große Vorteile: Erstens sind in ihnen wie in allen Holzprodukten große Mengen CO2 gespeichert – bis zu 400 kg CO2/m3. Und zweitens lassen sie sich aus sog. Restholz herstellen, also aus Holz, das zum Sägen von Balken und Kanthölzern ungeeignet ist. Restholz steht reichlich zur Verfügung, weil viele Bäume durch die Klimaerwärmung und mit ihr einhergehenden Trockenperioden so geschwächt sind, dass sie frühzeitig gefällt werden müssen.
Würde das Restholz energetisch genutzt, dann würde das gespeicherte CO2 frei. Werden aus ihm hingegen Holzfaser-Dämmstoffe hergestellt, so bleibt das CO2 gespeichert. Das ist wichtig, um die Klimaerwärmung zu bremsen und unseren Ökosystemen Zeit zum Anpassen zu verschaffen.
Wichtig ist dabei, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Das ist neben vielen regionalen kleineren Holzanbietern bei PEFC- und FSC-zertifiziertem Holz der Fall. Für geerntete Bäume werden junge Bäume nachgepflanzt. Und der Waldumbau – weg von labilen Monokulturen hin zu robusten Mischwäldern mit Baumarten, die die Trockenheit besser vertragen – beschleunigt sich. So bleiben unsere Wälder erhalten und können weiterhin kontinuierlich neues CO2 binden.
Holzweichfaserplatten | Inhaltsstoffe |
STEICO Ecosilent Premium | Holzfaser, Aluminiumsulfat, Kaolin, Farbstoff |
STEICO Ecosilent | Holzfaser, Aluminiumsulfat, Farbstoff |
STEICOfloor und STEICOtherm SD | Holzfasern, Klebstoff ca. 1,5 %, Hydrophobierungsmittel ca. 1,5 %, Hilfsstoffe ca. 0,7% |
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25 Leitlinien
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Platten im Nassverfahren können meiner Kenntnis nach nur bis zu einer Dicke von 2-3 cm hergestellt werden. Alle größeren Plattendicken werden dann aus den 2-3 cm Platten, meinem Kenntnissstand nach, mit PU-Klebstoff zusammengeklebt.
Eine Frage noch zu den Steico-Produkten: Für was wird das Aluminiumsulfat benötigt und aus was besteht der Farbstoff?
Besten Dank für ein Rückinfo.
Mehrere Zentimeter dick sind ja nur die Holzfaser-Dämmplatten des Verlegesystems STEICOfloor für Dielen. Nach Auskunft des Herstellers kommt beim Verkleben der Schichten kein PU-haltiger Klebstoff zum Einsatz.
Das Aluminiumsulfat ist ein Hilfsstoff im Nassprozess und dient als Fällungsmittel. Es gast nicht aus. Die Farbstoffe sind ungiftige Textilfarben.
STEICO betont, für seine Produkte nur Inhaltsstoffe zu verwenden, die nicht kennzeichnungspflichtig und keine gefährlichen Substanzen nach aktuellem Chemikalienrecht sind.