Ist Gussasphaltestrich gesundheitschädlich?

Bei der Sanierung unseres Hauses wurde uns vermehrt zum Einbau von Gussasphalt geraten. Die Tatsache, dass Teer in mein Haus eingebracht wird, verunsichert mich jedoch. Nach Recherchen im Internet und Gesprächen mit verarbeitenden Firmen bin ich mir immer noch unklar: Ist Gussasphalt im Innenausbau gesundheitsschädlich oder nicht?

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Antwort

Gussasphaltestrich ist ein bitumengebundener Estrich. Einem Füllstoffgemisch aus Steinmehl, Sand und Splitt in der Größenordnung 1 : 2 : 2 wird als Bindemittel etwa 8 % Bitumen in heißem Zustand zugegeben, homogen gemischt und bei max. 230 Grad Celsius flüssig eingebracht.

Gussasphaltestrich bringt einige Vorteile mit sich: Er ist wasserfrei (man bringt also keine Feuchtigkeit ins Gebäude), trittschalldämmend (geringe Schalllängsleitfähigkeit durch „gummistabartiges Verhalten“) und kann bereits nach wenigen Stunden begangen und belegt werden.

Das Bindemittel Bitumen wird zwar aus Erdöl gewonnen, darf aber nicht mit dem Bindemittel Teer verwechselt werden, dessen Emissionen als stark gesundheitsgefährdend gelten.

Im heißen Zustand, also z. B. während der Verarbeitung, muss dennoch mit gesundheitsgefährdenden Emissionen aus dem Bitumenanteil gerechnet werden. Schutzmaßnahmen nach technischem Regelwerk sollten deshalb penibel eingehalten werden.

Im kalten Zustand sind uns jedoch keine nennenswerten toxische Ausdünstungen bekannt, auch nicht in Kombination mit Fußbodenheizungen. Eingebauter Gussasphalt ist somit nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht gesundheitsschädlich.

Aus ganzheitlicher Sicht (Ökobilanz, mögliche gesundheitliche Gefährdung v. a. der Handwerker) sollten Sie dennoch prüfen, ob ein alternativer Fußbodenaufbau z. B. mit Trockenestrich oder ein Holzboden möglich ist.

Hinweis: Bis ca. 1990 wurden in Gebäude z.T. auch teerhaltige Produkte (nicht zu verwechseln mit Gussasphalt!) wie z.B. Parkettkleber mit z.T. hohen giftigen PAK-Gehalten (PAK = polycyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) und/oder Asbest eingebaut. Solche Produkte müssen fachgerecht ausgebaut und entsorgt werden.

Diese Frage beantwortete Ihnen Josef Frey, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

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11 Kommentare

  1. Guten Tag,
    Wir würden gerne den Estrich bzw. den Boden der aus Gußasphalt besteht, erneuern, weil wir neue Wände ziehen und andere Bauunternehmungen vornehmen wollen.
    Gestern habe ich gesehen das ein kleines Stück am Rand gebrochen ist. Das Haus wurde 1984 von Schwörer Fertighaus gebaut. Unsere Frage ist nun, ob hier Gefahr von Asbest oder sonstigen Gefahren besteht.
    Sie schreiben dass Gußasphalt kein Asbest enthält. Doch egal wie wir im Internet recherchieren finden wir immer Unstimmigkeiten. Schwörer kann uns hierzu auch nichts sagen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Marian

    Antworten
    • In dieser “Frage + Antwort” steht nicht, dass Gussasphalt kein Asbest enthält, sondern dass bis ca. 1990 auch teerhaltige Produkte verwendet wurden, die Asbest enthalten können und dass es hierzu zu Verwechslungen kommen kann. Letztendlich können wir auch nicht ausschließen, dass früher da und dort auch asbesthaltiger Gußasphaltest eingebaut wurde. Letztendlich sind Sie verpflichtet, bei jedem Verdacht auf Asbest von einem Sachkundigen mit Sachkundenachweis nach TRGS 519 (TRGS = Technische Regeln für Gefahrstoffe) Proben entnehmen und untersuchen zu lassen. Sollte dabei Asbest festgestellt werden, müssen Asbestsanierungen von geschulten Fachfirmen nach TRGS 519 und Asbest-Richtlinie durchgeführt werden. Unsere Baubiologische Beratungsstellen IBN verfügen zum Teil über den Sachkundenachweis nach TRGS 519 bzw. können Ihnen entspr. Experten empfehlen.

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  2. Mein Haus steht im Hochwassergebiet. Ist ein Btumenboden vorteilhafter als ein Estrich Boden?

    Antworten
    • Mit Bitumenboden meinen Sie vermutlich einen Gussasphaltestrich. Dieser ist bei Hochwasser tatsächlich besser geeignet, als ein normaler Estrich, z.B. in Kombination mit Schaumglasdämmung. Allerdings ist Estrich bei einem Gebäude bei Weitem nicht Alles. Erforderlich ist ein Gesamtkonzept, das alle Bauteile im hochwassergefährdeten Bereich umfasst. Wir empfehlen Ihnen das Buch Sanierung von Hochwasserschäden oder noch besser eine Beratung durch geeignete Baufachleute, wie z.B. unsere Baubiologischen Beratungsstellen IBN.
      Ihr IBN-Team

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  3. Bei uns im Kindergarten wurde heute im laufenden Betrieb Gussasphalt im hinteren Teil des Kindergartens heiß verlegt. Ist das so zulässig? Es stank so bestialisch, dass einige Kollegen davon Kopfschmerzen bekamen. Ich habe gelesen, dass es im kalten Zustand nicht gesundheitsgefährlich ist. Im heißen Zustand stand da, dass bestimmte Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Welche sind das??
    Liebe Grüße Annett

    Antworten
    • Hallo Annett,
      im Großen und Ganzen ist deine Antwort richtig. Im kalten Zustand sind gesundheitsschädliche Emissionen durch Gussasphalt i.d.R. sehr gering und vor allem dann, wenn sich darüber noch z.B. ein Estrich befindet (Sicherheit kann aber nur eine konkrete Messung der Emissionen bringen).
      Das Thema Schutzmaßnahmen während des Einbaus ist komplex. Wichtig ist vor allem, dass währenddessen bestmöglich gelüftet wird und alle Maßnahmen ergriffen werden, um den Dämpfen nur so kurz wie möglich ausgesetzt zu sein. Weitere Hinweise findest du z.B. hier.

      Antworten
  4. Hallo,

    Wir wollen ein Haus mit Baujahr 1970 sanieren und haben in den meisten Räumen Gussasphaltestrich unter dem Parkett. Ich habe mal eine Probe analysieren lassen. Das Ergebnis: 2,25 PAK (EPA) mg/kg
    Jetzt ist die Frage ob man das komplett entfernt oder drinnen lässt.
    Wie kann man das bezogen auf die Gesundheitsschädlichkeit bewerten?
    Danke im Voraus & Viele Grüße
    Paul S.

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  5. ist es aber mit Fussbodenheizung möglich?

    Antworten
    • Bei den beschriebenen Emissionen geht es um Emissionen während der Verarbeitung, also um ca. 250 Grad Celsius. Mit Fußbodenheizungen werden heute i.d.R. Temperaturen von maximal 60 °C erreicht, meist deutlich darunter. Auch in diesem vergleichsweise niedrigen Temperaturbereich sind uns keine nennenswerten toxischen Ausdünstungen bekannt.

      Antworten
  6. Danke lieber Josef Frey, das ist gut erklärt.
    Gyan J. Schneider
    Baubiologe IBN

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