Werterhalt von Immobilien
Damit eine Immobilie auch im Alter gut dasteht, braucht es i. d. R. zwei wesentliche Voraussetzungen: Zum einen muss bereits in der Planungsphase und beim Hausbau darauf geachtet werden, mรถglichst langlebige und leicht zu pflegende Materialien und Haustechnik zu verwenden und diese auch austauschbar einzubauen. Zum anderen braucht es wรคhrend der anschlieรenden Nutzung einen verantwortlichen Hausbesitzer, der das Gebรคude regelmรครig kontrolliert und notwendige Instandhaltungsmaรnahmen unverzรผglich durchfรผhrt oder durchfรผhren lรคsst.
โBaubiologisches Bauen ist preis-wertes Bauen, vor allem ganzheitlich und lรคngerfristig gerechnetโ
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Langlebige Materialien
Hier wird der Grundstein fรผr die Hรถhe der spรคteren Unterhaltskosten gelegt. Ein Beispiel: Fรผr Laminatbรถden wird von einer Gesamtlebensdauer von 15 Jahren ausgegangen. Echter Massivholzparkett dagegen hรคlt 60 Jahren und lรคnger, wobei Instandhaltungskosten fรผr รlen und evtl. Schleifen einkalkuliert werden sollten. Ein Laminatboden muss also im selben Zeitraum etwa dreimal ausgetauscht werden, Einsparungen bei der Erstanschaffung sind damit schnell dahin.
Baubiologische Materialien sind meist auch hochwertige, also langlebige und mit der richtigen Pflege auch wรผrdevoll alternde Materialien. Bei Kunststoffprodukten ist das anders, da z. B. die Verflรผchtigung von Weichmachern und/oder der Einfluss der UV-Strahlung diese oft relativ schnell ausbleichen, vergilben und sprรถde werden lassen.
Pflege
Damit die Funktionsfรคhigkeit einer Immobilie langfristig erhalten bleibt, sind regelmรครige Pflege, Kontrollen und Instandhaltungsarbeiten unabdingbar. Je frรผher Schรคden erkannt und beseitigt werden, desto geringer sind ihre Auswirkungen und die mit der Beseitigung verbundenen Kosten. Ob diese turnusmรครigen Kontrollgรคnge von Hausbesitzern selbst ausgefรผhrt werden oder ob hierfรผr Experten hinzugezogen werden, ist zweitrangig. Wichtig ist die Einhaltung der Wartungsintervalle. Nur so kann gewรคhrleistet werden dass die Feststellung von Schรคden nicht dem Zufall รผberlassen bleibt. Die folgende รbersicht soll Anhaltspunkte geben, wie lange bestimmte Materialien und Bauteile durchschnittlich haltbar sind und in welchen Intervallen kontrolliert werden sollte.
Regenrinnen und Fallrohre gehรถren z. B. zu den wartungsintensiven Bauteilen. Sie mรผssen regelmรครig von Laub und anderen Verschmutzungen gereinigt werden, um bei Starkregen und Unwettern das Wasser zuverlรคssig ableiten zu kรถnnen. Eine Kontrolle im Frรผhjahr und Herbst ist obligatorisch, bei Bรคumen in Hausnรคhe kann diese Reinigung durchaus hรคufiger notwendig sein.
Aber auch Dachanschlรผsse und -durchdringungen wie Kamine und Gauben benรถtigen besondere Aufmerksamkeit. Hier treffen unterschiedliche Materialien und starke Temperaturunterschiede aufeinander, was nicht selten zu Rissen und Beschรคdigungen fรผhrt. Undichte Fugen, abstehende Blechabdeckungen oder einfach nur Risse im Mauerwerk, kรถnnen zum Eindringen von Feuchtigkeit und Bauschรคden fรผhren.
In vielen Fรคllen โ z. B. bei grรถรeren Gebรคuden oder bei drohender Absturzgefahr โ ist es ratsam, fรผr Inspektionen Handwerker zu beauftragen. Einfachere Wartungs- und Pflegearbeiten, wie z. B. das Reinigen und Auffrischen von Massivholzbรถden, kรถnnen in Eigenleistung erfolgen. Wichtig ist jedoch fundiertes Wissen zu den Materialien, Konstruktionen und geeigneten Pflegemaรnahmen.
Im Fall eines geรถlten Massivholzparketts empfiehlt sich z. B. die sog. Trockenpflege, also mรถglichst trocken reinigen (z. B. durch kehren), saugen und anschlieรend bohnern. Dieser Vorgang verdichtet die Oberflรคche und wertet sie auf. Intensives feuchtes Wischen dagegen fรผhrt zum Schwinden und Quellen der Holzoberflรคche und somit zur Rissbildung โ der Alterungsprozess wird dadurch beschleunigt.
Das hier angeschnittene Thema materialgerechte und รถkologische Reinigungsmittel wurde bereits in der 3-teiligen Artikelserie “Hygiene im Haushalt” von Jeanne Siebert eingehend behandelt, nachzulesen in W+G 155-157.
In Wรผrde altern
Der japanische Schriftsteller Tanizaki Juยดichiro beschreibt in seinem Essay โLob des Schattensโ die Liebe der Japaner zu gebrauchten Dingen und Gebรคuden mit Begriffen wie โHandglanzโ oder dem japanischen Wort โnareโ (abgegriffen sein). Die Alterspatina durch Menschenhรคnde, die Abnutzungen durch Sonne, Wind und Regen kann und sollte man lieben und wertschรคtzen und als wรผrdevolle Alterung wahrnehmen, anstatt als optische Beeintrรคchtigung und Mangel. Entsprechend kann ein Umdenken, eine verรคnderte Sichtweise, viel Aufwand sparen. Soweit Patina, wie eine rรถtlichbraune von der Sonne aufgebrannte Lรคrchenholzverschalung, ein abgegriffener Messingtรผrgriff oder eine samtig glรคnzende Ahorntischplatte als sichtbares Zeichen von Qualitรคt gesehen und akzeptiert wird, kann auch oft aufwรคndiger Wartungsaufwand entfallen.
โIn einem baubiologischen Wohn- und Arbeitsumfeld kann man viele Vorteile genieรen wie Gesundheit, Wohlfรผhlatmosphรคre, Qualitรคt, Nachhaltigkeit, gute Nachbarschaft, geringe Energie- und Pflegekosten u.v.m.โ
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Fazit
Es lohnt sich, bereits in der Planungs- und Erstellungsphase auf Qualitรคt, also auch auf Baubiologie zu achten. Ehrliche, einfache und dauerhafte Materialien, Konstruktionen und Haustechnik kรถnnen mittel- bis langfristig nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen, sondern nebenbei auch noch eine hรถhere Lebensqualitรคt und Arbeitsleistung durch ein schadstoffreduziertes Umfeld ergeben.
Facility Management ist die Gesamtheit aller Leistungen zur optimalen Nutzung der betrieblichen Infrastruktur auf der Grundlage einer ganzheitlichen Strategie. Betrachtet wird der gesamte Lebenszyklus von der Planung und Erstellung bis zum Abriss einschl. Umbau, Nutzungsรคnderung, Sanierung und Entsorgung. Ziel ist die Erhรถhung der Wirtschaftlichkeit, die Werterhaltung, die Optimierung der Gebรคudenutzung und die Minimierung des Ressourceneinsatzes zum Schutz der Umwelt sowie die Schaffung einer gesunden, sozialvertrรคglichen und gut gestalteten Wohn- und Arbeitsumwelt.
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Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Mรถglichkeiten fรผr Baufachleute sowie alle, die sich fรผr gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.
Unser Kompetenz-Netzwerk
Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.
รber die Baubiologie
Die Baubiologie beschรคftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebรคude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
25 Leitlinien
Fรผr einen schnellen, aufschlussreichen รberblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhรคltlich.
Bei รถffentlichen Gebรคuden ist die Zeitachse ein groรes Problem. Es gibt kaum Unternehmen oder Investoren, die รผber 10 Jahre hinwegschauen. Auf der anderen Seite werden groรe Gebรคude in Zukunft รถfter einer Umnutzung unterliegen, als dies frรผher der Fall war.
Zudem ist die Schaffung von โImmobilienโ nicht mehr das zwingende Ziel. Erweiterungen von beispielsweise Schulen werden hรคufig modular ausgefรผhrt. Dies hat verschiedene Vorteile.
Hier wird oftmals modular mit billig verknรผpft, was falsch ist. Gerade hier ist der Einsatz qualitiv hochwertiger Materilien sinnvoll, da auch das Versetzen und Umnutzen schon in der Planungsphase inbegriffen ist. Der Verkauf oder der Abriss aus Grรผnden des Wertverlustes in Folge geรคnderter Anforderungen der Gesellschaft, geรคnderter Unternehmensziele oder struktureller Verรคnderungen muss jetzt nicht mehr zwingende Konsequenz sein. Damit ist der Werterhalt der โMobilieโ ebenfalls ein Punkt, der in den Fokus gehรถrt.