Genossenschaftliches Wohnprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung

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Junge Erwachsene wollen nicht länger bei Mama und Papa wohnen. Sie wollen ausziehen und auf eigenen Beinen stehen – und das gilt auch für viele junge Menschen mit Behinderung. In Regensburg hat sich eine Elterninitiative über Jahre hinweg Gedanken gemacht, wie das möglich werden könnte.

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Das Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN ist Herausgeber des Baubiologie Magazins.

Die engagierten Eltern haben eine Lösung gefunden: Sie brachten im Jahr 2013 eine eingetragene Genossenschaft (eG) auf den Weg, die „W.I.R. Wohnen Inklusiv Regensburg“. Im Jahr 2015 wurde die Genossenschaft dann zum Bauherren: Zwischen 2015 und 2017 entstanden drei komplett barrierefreie Mehrfamilienhäuser, Wohnraum für insgesamt 80 Menschen.

Gut für den Nachwuchs vorsorgen 

Das inklusive Projekt ist bayernweit einzigartig. Menschen verschiedener Altersgruppen, mit und ohne Behinderung, leben und wohnen hier zusammen als Hausgemeinschaft. Ein Herzstück des Projekts ist die betreute Wohngemeinschaft für junge Menschen mit Behinderung. Sie wohnen in insgesamt 18 Appartements, die speziell für Menschen mit Unterstützungsbedarf ausgestattet wurden. Dort sind nun die Kinder der Initiatoren zu Hause. Drei Elternpaare haben Wohnungen in den umliegenden Häusern bezogen und können auf diese Weise Distanz wie auch Nähe leben. Für die Initiatoren war es auch wichtig, eine Lösung zu schaffen, die ihre hilfebedürftigen Kinder tragen wird, wenn sie als Eltern dazu eines Tages nicht mehr imstande sein sollten.

Als Nachbarn haben sich Familien mit Kindern eingefunden, ebenso wie Singles und Paare, jüngere und ältere Menschen. Alle wussten von Anfang an, dass sie dort nicht nur eine Wohnung mieten, sondern auch Verpflichtungen eingehen: Die Mitglieder der Genossenschaft kümmern sich gemeinsam um die Interessen der W.I.R., treffen miteinander alle Entscheidungen, unterstützen sich als Nachbarn und sind füreinander da. Im Gemeinschaftsraum setzt man sich auch zum gemütlichen Abendessen zusammen. Die Fluktuation soll möglichst gering sein, hoffen die Gründer. Man kann die Genossenschaftsanteile und das Wohnrecht auch vererben.

Unterschiedlichste Bedürfnisse und verschiedene Finanzierungen 

Die Bauherren haben bei der Planung gezielt gemischt, um vielen Bedürfnissen gerecht werden zu können. Die 47 Wohn­einheiten sind 40 bis 144 Quadratmeter groß. Es gibt unterm selben Dach frei finanzierte und öffentlich geförderte Wohnungen. Vorbild für die Regensburger war ein integratives Wohnprojekt aus Freiburg, dessen Macher den Regensburgern auch beratend zur Seite standen.

Der Standort der viergeschossigen Neubauten ist attraktiv. Das Gelände der ehemaligen Nibelungenkaserne in Regensburg hat städtebaulich in den vergangenen Jahren einen erheblichen Wandel erlebt, binnen weniger Jahre sind dort viele Bauprojekte realisiert worden. Das weitgehend autofreie Quartier ist ausgesprochen gefragt – es liegt im Regensburger Süden und dabei noch so stadtnah, dass man in fünf Minuten mit dem Fahrrad oder dem Bus ins Zentrum kommen kann. Viele der neuen Bewohner des Viertels schätzen auch die Nähe zu Universität und Hochschule, zum Universitätsklinikum und dem neuen TechCampus.

KfW-Effizienzhaus-Standard 55 mit monolithischer Ziegelwand

Die drei Gebäude der W.I.R. formen ein offenes U, das sich nach Süden hin öffnet. Im Innenhof gibt es einen Spielplatz. Mit einer Photovoltaik-Anlage auf den Dächern wird etwa die Hälfte des Strombedarfs gedeckt, außerdem gehört ein eigenes Blockheizkraftwerk zum W.I.R.-Projekt. Die Wände wurden aus perlitgefüllten Poroton-Ziegeln S8 gemauert, 36,5 Zentimeter stark. Für dieses Material haben sich die Bauherren entschieden, weil sie Problemmüll an der Fassade vermeiden wollten. Viele der neuen Bewohner haben dies bei Besichtigungen ausdrücklich begrüßt. Betonwände am Aufzug und der Dachattika wurden mit der Wärmedämmfassade von Schlagmann verkleidet (Poroton-WDF = perlitgefüllte Vormauerziegel), sodass auch dort eine Ziegelhaut entstand. So erreichten die 2017 fertiggestellten Gebäude den Standard KfW 55. Die Wohnungen werden über eine Fußbodenheizung beheizt.

Vorbildcharakter in den Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaftlichkeit 

Jede der Wohnungen hat einen Balkon, eine Loggia oder eine Terrasse. Sie sind ebenso wie die Tiefgarage und die Gemeinschaftsräume barrierefrei erschlossen.

Schon beim Bau wurden die Voraussetzungen geschaffen für umweltfreundliche Mobilität: Es gibt große Fahrradabstellräume sowie Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos. Die Bushaltestelle ist nur wenige Schritte entfernt. Das Regenwasser von den begrünten Flachdächern wird aufgefangen und wiederverwendet.

Das genossenschaftliche Projekt hat seinen Bewohnern auch wirtschaftlich eine Reihe an Vorteilen zu bieten: Die Mieten bleiben langfristig stabil, das ist vertraglich festgeschrieben. Sie liegen schon jetzt deutlich unter den üblichen Preisen der Boomtown Regensburg und werden in den kommenden Jahrzehnten deutlich langsamer steigen als die Mieten auf dem freien Markt. Dafür sorgt das genossenschaftliche Modell. Der Schlüssel, nach dem die Genossenschaftsanteile und Mieten berechnet werden, nimmt besondere Rücksicht auf Familien und verrechnet pro Kind einen Abschlag. Das Gesetz, das solche Genossenschaftslösungen auch für Sozialprojekte eröffnet, stammt aus dem Jahr 2006. Das bayerische Sozialministerium unterstützte die Elterninitiative frühzeitig mit 30.000 Euro als Anschubfinanzierung.

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Beitragsquelle: ebh marketing gmbh, Eggenfelden, info@ebh-marketing.de, www.ebh-marketing.de

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