Interview mit Pamela Jentner

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Pamela Jentner ist Diplom-Biologin, seit 17 Jahren Baubiologin und beschäftigt sich intensiv mit Radonschutz, Licht und Beleuchtung. Die Arbeit des Verband Baubiologie unterstützt sie im Vorstand.

Pamela Jentner – OrangePep GmbH & Co. KG

Pamela Jentner

Unterer Graben 65
DE-85354 Freising

DIE FRAGEN STELLTE

Achim

Pilz

freier Journalist, Kurator, Juror und Berater, Baubiologe IBN und Chefredakteur des Baubiologie Magazin.

Du bist Diplom-Biologin. Warum wurdest du zudem Baubiologin?

Ich habe mich während meiner beruflichen Laufbahn an der Technischen Universität München, am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen und im Biozentrum der Universität Wien vor allem mit Verhaltensforschung und Ökologie beschäftigt. Mir wurde wie viel Einfluss das direkte Umfeld auf das Wohlbefinden, auf Emotionen und Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen hat. Der nächste logische Schritt war, nicht nur zu erforschen was passiert, sondern aktiv in die Planung von Lebensräumen, also auch von Gebäuden, einzugreifen. Dafür braucht man ein gewisses Fachwissen, das ich im Fernlehrgang Baubiologie gefunden habe.

Wann hast Du den Fernlehrgang Baubiologie IBN absolviert?

Das ist schon eine Zeitlang her, 2001. Doch damit war nicht Schluss. Jedes Jahr besuche ich viele Fortbildungen, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Die Entwicklungen schreiten rasch voran, z. B. bei Baustoffen, Materialien, technische Ausstattungen, Anforderungen, Standards.

Seit wann führst Du eine Baubiologische Beratungsstelle IBN in Freising?

Seit 2016. Hier ist mir das professionelle fachliche Netzwerk besonders wichtig.

In welchen Institutionen bist Du noch tätig?

Ich bin Mitglied beim Verband Baubiologie VB seit 2002. Seit 2017 bin ich Vorstandsmitglied.

Was sind deine Aufgaben als Vorstandsmitglied?

Ich wurde als Schatzmeisterin gewählt und bin zusammen mit der Geschäftsstelle für die finanziellen Belange zuständig. Darüber hinaus verstehen wir Vorstände uns als Team. Wir tragen gemeinsam die Verantwortung für die Geschicke des Verbands Baubiologie. Als weltgrößter baubiologischer Verband haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, die Baubiologie gemeinsam in die Welt zu tragen und freuen uns über zahlreiche Mitglieder und Unterstützer. „Gemeinsam voran“ heißt auch die Devise unserer nächsten Jahrestagung im November.

Seit 2015 bist du „geprüfte Radon-Fachperson“. Wer hat dich geprüft?

Die Ausbildung und Prüfung fand in Dresden statt und ist anerkannt vom Bayerischen Landesamt für Umwelt LFU und vom Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft SMUL. Fundiertes Basiswissen eignete ich mir zuvor durch baubiologische Fortbildungen beim IBN sowie beim VB an.

Inwieweit liefert die von Deutschland existierende Radonkarte belastbare Aussagen?

Es gibt unterschiedliche Erhebungen. Zum einen werden Radonkonzentrationen in der Bodenluft dargestellt, die sich vom jeweiligen geologischen Untergrund ableiten. In der Regel findet man hohe Radonwerte auf Granit und Schiefer, eher geringere Werte auf Sandböden, wie z. B. in Berlin. Die Radonkarten von Dr. Kemski und Partner ergeben ein gutes Abbild der Radonkonzentration in der Bodenluft. Das Raster ist allerdings in der Regel sehr grob – im Kilometerabstand. Wo die geologischen Strukturen hohe Radonwerte erwarten lassen, wurde in engerem Raster gemessen. Die Karten sagen aber nichts aus, wie viel Radon sich in Gebäuden befinden wird, sondern sie drücken nur ein gewisses Risiko aus. Ich führe selbst Bodenluftmessungen durch und berate Bauherren und Fachplaner. Im Neubau lässt sich das Radonrisiko einfach reduzieren, indem alle erdberührenden Bereiche radongasdicht ausgeführt werden, z.B. mit wasserdichtem Beton und Radonschutzfolien, damit Radon nicht ins Gebäude eindringen kann. Wichtig sind hierbei auch Durchdringungen für Rohre, Leitungen oder Kabel.

Ist radonsicheres Bauen schon Pflicht?

Europaweit seit 2018. Die deutsche Regierung braucht jedoch noch zwei Jahre, bis Vorsorgegebiete ausgewiesen und entsprechende Maßnahmenpläne bekannt gegeben werden.

Betreffen die anderen Erhebungen, die du angesprochen hast, Messungen in Wohnhäusern?

Ja, es gibt auch Erhebungen von Radonkonzentrationen in Innenräumen. Ich habe selbst auch schon viele Messungen durchgeführt. Hier ist zu sehen, dass die Höhe der Radonkonzentrationen in Bestandsgebäuden vorrangig von der jeweiligen Bausubstanz abhängt. Wurde radongasdicht an allen erdberührenden Bereichen gebaut, sind geringe Radonwerte zu verzeichnen. Bei Bestandsgebäuden, die in Gebieten mit höheren Bodenluftkonzentrationen stehen, die keine gasdichte Bodenplatte samt Kellerwände haben, wurden sehr häufig erhöhte Radonkonzentrationen festgestellt.

Welche Maßnahmen gab es da?

Um hier Abhilfe zu leisten gibt es eine Reihe von Maßnahmen, z.B. abdichten von undichten Stellen, Luftwechselrate erhöhen, bis hin zur Absaugung der Bodenluft oder Abschottung von Kellerbereichen.

Du begleitest auch Bauprojekte. Was ist Dein Lieblingsprojekt?

Neben den zahlreichen Wohnhäusern, Arztpraxen, Läden, Kindergärten, Schulen, Büros und Hotels, die mir alle viel Freude bereitet haben, habe ich das Feng Shui Stadthotel TAOme in Emmendingen bei Freiburg am längsten begleitet, von 2010 bis 2013. Es ist eines der Projekte, bei dem wir alle Register ziehen konnten: Grundrisse, Maße, Formensprache nach Feng Shui, Schlafplätze ohne geobiologische Störzonen, Bauweise, Baumaterialien wurden nach baubiologischen Kriterien ausgewählt. Baubiologie, Ökologie und Nachhaltigkeit waren von Anfang an Bestandteil des Konzepts.

Im Zusammenhang von Feng Shui sprichst du auch von Instinktverhalten. Was meinst du damit?

Der Mensch ist Mensch und hat ein Instinktverhalten. Vorne hat er Augen mit einem weiten Blick, nach hinten hat er keine Augen, also Schutzbedürfnis. Er braucht einen geschützten Rücken, eine feste Wand, eine Rückenlehne oder ein Kopfteil am Bett. Wenn wir Häuser bauen, die ein geschütztes Gefühl erzeugen, haben wir dem Instinktverhalten schon sehr viel geholfen.

Wirken Licht und Beleuchtung auch auf den Instinkt?

Ja, Licht ist eines der wichtigen Dinge, die bewusst und unbewusst auf uns einwirken. Licht steuert unseren Hormonhaushalt (zirkadianer Rhythmus) und beeinflusst somit auch unsere Aktivität, Leistungsfähigkeit, aber auch Emotionen, Entspannung und guten Schlaf. Gerade mit der neuen LED Technologie haben wir ungeahnte Möglichkeiten, aber es gibt auch noch viele Fragezeichen. Ein großes Thema ist Lichtflimmern, vor allem bei dimmbaren Leuchtmitteln. Hühner gedeihen z. B. wesentlich schlechter unter flimmerndem Licht.

Welches Licht empfehlen der Verband Baubiologie und das IBN?

Beide Institutionen ziehen den Standard der Baubiologischen Messtechnik SBM zu Rate. Dieser gilt im ursprünglichen Sinn vor allem für Schlafplätze, an denen es im besten Fall nachts dunkel sein sollte. Der SBM spricht dennoch Empfehlungen für Kunstlicht aus: z.B. flimmerfreies Licht, das ein möglichst vollständiges Lichtspektrum und eine sehr gute Farbwiedergabe aufweisen soll. Vorbild ist das natürliche Sonnenlicht, an das unsere Sinnesorgane bestens angepasst sind und das somit auch die beste optische und biologische Wirkung entfalten kann.

Was ist Deine Vision für ein besseres Bauen?

Schön wäre es, wenn Baubiologie bald Mainstream werden würde. Also eine Selbstverständlichkeit für Planer und Bauherren. Gesundheit ist schließlich unser höchstes Gut. Ein wohngesundes Umfeld kann hier vieles betragen. Wir Baubiologen stehen gern hilfreich zur Seite.

Vielen Dank für das Interview!

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