Hygiene im Haushalt – Teil 1: Hausstaub
Was ist Staub รผberhaupt?
Fragen Sie sich manchmal, wo all der Staub herkommt? Man wischt ihn weg und schwupps, grinst er einen wieder von der Kommode an. Die Antwort ist einfach, wir nutzen unsere Wohn-, Arbeits- und Lebensrรคume und fรผhren dort verschiedene Aktivitรคten durch. Wir bewegen uns, lรผften, mรถblieren, kochen, waschen, kleiden uns, kraulen die Katze und sitzen gern bei Kerzenschein. Staub allgemein ist eine Sammelbezeichnung fรผr feste organische und anorganische Teilchen, die in Gasen, wie z.B. der Luft, lange Zeit schweben kรถnnen. Die Auรenluft enthรคlt Rauch- und Ruรpartikel, Blรผtenpollen, Pilzsporen, Bakterien, Gesteinsstaub und Fasern. Die Partikel und Teilchen entstehen durch natรผrliche und menschliche Aktivitรคten, wie z.B. unvollstรคndige Verbrennungen, chemische, mechanische und thermische Prozesse. Industrie, Straรenverkehr und Landwirtschaft sind die grรถรten von Menschen verursachten Emissionsquellen. Man unterscheidet den Staub entweder nach der Partikelgrรถรe (Grobstaub, Feinstaub, lungengรคngiger Staub, ultrafeine Partikel) oder der Staubart (Hausstaub, Faserstaub, Gesteinsstaub, Blรผtenpollen).
Die Bestandteile
Im Innenraum spricht man von einer besonderen Form des Staubes, dem Hausstaub. Dieser enthรคlt zusรคtzlich Bestandteile, wie Haare, Hautschuppen, Milbenkot, Lebensmittelreste, Fasern aus Textilien und Dรคmmstoffen. Rauch- und Ruรpartikel entstehen bei Kaminnutzung, beim Gebrauch von Kerzen oder beim Rauchen und Braten. Die Staubteilchen schweben durch die Luft und werden durch Sedimentation in Form der sogenannten โWollmรคuseโ fรผr unser Auge sichtbarer.
Klein, aber oho
Gesundheitliche Risiken entstehen bei bestimmten Partikelgrรถรen und Schadstoffanhaftungen aus dem Auรen- wie auch aus dem Innenbereich. Schadstoffe z.B. aus Einrichtungsgegenstรคnden, Baustoffen, elektrischen Gerรคten und Wohnaccessoires, Reinigungsmitteln, Rauch- und Duftwaren oder Hobbyaktivitรคten diffundieren durch thermische und hygrische Prozesse im Wohnraum aus den Ursprungsmaterialien oder -gegenstรคnden in die Raumluft und sedimentieren je nach Aktivitรคt und Mรถblierung im Laufe der Zeit in den Hausstaub.
Aufnahmepfade
Es gibt verschiedene Mรถglichkeiten, den Staub aufzunehmen:
- inhalativ รผber die Atmung
- oral (v.a. bei Kleinkindern)
- dermal durch Haut- oder Schleimhautkontakt
Gesundheitliche Risiken
Im Hausstaub befindet sich ein Cocktail aus verschiedenen Bestandteilen und Substanzen. Der Feinstaub wird fรผr Atemwegserkrankungen, Asthma und Plaquesbildung in den Blutgefรครen verantwortlich gemacht. Allergene Bestandteile, wie Milbenkot, Pilzsporen oder Blรผtenpollen kรถnnen bestehende Allergien verstรคrken oder als Allergieauslรถser fungieren. Die Wirkungen der anhaftenden Schadstoffe sind stoffspezifisch und werden hier nicht nรคher ausgefรผhrt. Zusรคtzlich kann es zu nicht kalkulierbaren Synergieeffekten kommen.
"Staubmรคuse" auf dem Fuรboden
Hausstaub unter dem Mikroskop
1
“Staubmรคuse” auf dem Fuรboden 2
Hausstaub unter dem Mikroskop
Analysemรถglichkeiten
Baubiologische Messtechniker nutzen verschiedene Methoden, um die Anzahl, die Zusammensetzung oder den Schadstoffgehalt des Hausstaubes zu untersuchen.
Die Partikelmessung
Mit Laserpartikelzรคhlern kann die Anzahl der Teilchen im Feinstaubbereich erfasst werden. Die Werte der Innenraumluft sollten unter denen der Auรenluft liegen. Ist dem nicht so, gilt es die Ursachen zu finden. Undichtigkeiten in der Dรคmmung, ungรผnstige Materialauswahl, undichte Heizsysteme oder Verschwelungen, Lage an viel befahrenen Straรen oder unzureichende Hygiene kรถnnen die Grรผnde dafรผr sein.
Die Staubmikroskopie
Die mikroskopische Untersuchung gibt Aufschluss รผber die Zusammensetzung des Staubes. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, ob z.B. Asbest- oder Mineralfasern oder auch mikrobiologische Probleme in den Rรคumen vorhanden sind.
Die Hausstaubanalyse
Hierbei wird der Staub je nach Verdachtsmomenten in den Rรคumen durch ein Fachlabor auf viele chemische Schadstoffe untersucht. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf Schadstoffquellen im Haus. Je nach Art und Konzentration der gefundenen Stoffe kรถnnen dann Handlungs- und Sanierungsempfehlungen abgeleitet werden.
Die Wahl der Materialien
Die Materialien der Einrichtungsgegenstรคnde und Baustoffe haben erheblichen Einfluss auf die Menge und die Zirkulation des Staubes, sowie auf die Reinigungsmรถglichkeiten. Laminatbรถden, Teppiche, Dispersionsfarben oder Lacke kรถnnen zur elektrostatischen Aufladung der Raumluft beitragen, ebenso weitere Produkte aus Synthetik, Plastik oder Elektrogerรคte. Die Eigenschaft dieser Materialien, sich und die Raumluft elektrostatisch aufzuladen, sorgt dafรผr, dass die Staubpartikel, sehr lange in der Luft schweben und somit, je nach Grรถรe, lรคnger inhalierbar bleiben. Die aufgeladene Raumluft verhindert die Sedimentation des Staubes. Dieser Effekt verstรคrkt sich bei trockener Raumluft spรผrbar, besonders im Winter, wenn die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum oft unter 40 % r.F. sinkt.
Tipp
Durch die Messung der elektrischen Oberflรคchenspannung (in Volt) kann die elektrostatische Aufladung von Materialien bewertet werden.
Textile Bodenbelรคge geben allgemein durch die mechanische Beanspruchung vermehrt Abrieb, also Fasern ab. Selbst ein guter Staubsauger kann nicht alle Fasern entfernen, sodass durch die Nutzung der Rรคume und der entstehenden Luftbewegung die Fasern wieder aufgewirbelt werden kรถnnen.
Gut geeignet fรผr ein staubรคrmeres Raumklima sind:
- glatte, abwischbare Oberflรคchen
- wenig aufladbare Materialien, wie Massivholz und Naturfasern
- Oberflรคchenbehandlungen mit รl/Wachs statt Lack
- schadstoffarme Baustoffe, Reinigungs- und Pflegemittel
Das richtige Maร finden
Doch Staub hat auch positive Aspekte. Laut Spiegel-Online1 fanden Forscher des National Jewish Medical and Research Centre in Denver heraus, dass Kinder, die in lรคndlichen Gebieten aufwachsen, ein geringeres Allergie- und Asthmarisiko haben. Grund dafรผr sind freigesetzte Endotoxine aus absterbenden Bakterien, welche die Bildung des BotenstoffesInterferon Gamma anregen. Dieser stรคrkt die Abwehrmechanismen. Es sollte also nicht das Ziel sein, in sterilen Rรคumen zu leben.
Empfehlungen zur Hygiene
Wichtig sind regelmรครige, manuell durchgefรผhrte Hygienemaรnahmen und ein leistungsstarker Staubsauger mit einem zusรคtzlichen Schwebstaubfilter, z.B. sogenannte Hepa- oder Ulla-Filter. Durch diese speziellen Filter werden Teilchen, wie z.B. luftgetragene und lungengรคngige Partikel, Fasern, Stรคube, Allergene, Bakterien, Schimmelpilzsporen bis zu einer Grรถรe von 0,3 ฮผm zu ca. 99,7 % aus der Raumluft gefiltert. Fragen Sie Ihren Fachhรคndler danach!
Je nach Bedarf und individueller Situation kann Staub so reduziert werden:
- Oberflรคchen feucht abwischen
- Bรถden saugen
- Wรคnde und Decken saugen
- Textilien, Vorhรคnge und Bodenbelรคge waschen
- Pflanzen abduschen
- Matratzen mit waschbarem Baumwollschonbezug beziehen
- Bettwรคsche รถfter wechseln
- Reinigungsmittel sparsam nutzen
- Staubsauger und Filter in Lรผftungsanlagen warten
Tipp fรผr Allergiker
Zur Verminderung von Staub in der Raumluft gibt es Luftreiniger. Diese Gerรคte sind ebenfalls mit einem HEPA-Filter ausgerรผstet und kรถnnen je nach Bedarf zusรคtzlich eingesetzt werden, z.B. bei erhรถhtem Pollenflug, Hausstauballergie oder bekannten teilchengebundenen Risiken im Umfeld.
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Eine gute Zusammenfassung und wertvolle Tips.
Meiner Meinung nach fehlt der Hinweis auf sog. Wassersauger. Diese Staubsauger blasen den Staub in den vorher befรผllten Wasserbehรคlter. Die Abluft des Saugers ist auf jeden Fall sauberer als bei Filter-Saugern. Wenn man mรถchte kann man auch etwas Essig, EMa oder andere Zusรคtze ins Wasser geben, dann wird die Raumluft auch behandelt.
LG Peter
Ein schรถner Artikelโฆ
Vielen Dank.
Danke fรผr den Artikel und die Tipps, kleine Ergรคnzung: Nanopartikel aus Dieselmotoren (die bis ins Gehirn von ungeborenen gelangen!) kรถnnen wir mit Licht (Laser) leider nicht dedektieren, blaues Licht = 490 nm, frisches Abgas 50 nm, gealtert (impaktiert) 100 โ 300 nm. Da hilft auch nicht mal ein F9 โ Filter (max. 50% Reduktion), sondern nur Frischluft von der mรถglichst strassenfernen Seite.
Und LKW ohne Filter nicht mehr in die Stadt zu lassen. In London zahlen sie 100 Pfund am Tag, da zahlt sich Nachrรผsten schnell aus. Ist fรผr die Gesundheit vielfach wichtiger als Stickoxide zu reduzieren (ERS โ european respiratory society, Diesel โ Gutachten der Leopoldina etc.).