Hygiene im Haushalt – Teil 1: Hausstaub

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Warum ist Hygiene wichtig? Warum lohnt sich putzen? Welche Risiken lassen sich durch richtig angewandte Hygienemaßnahmen vermeiden? Was ist ein gesundes Maß an Hygiene?

Autorin
Jeanne Siepert

Jeanne

Siepert

Jeanne Siepert, Baubiologin IBN, Mitglied im Verband Baubiologie VB

Was ist Staub überhaupt?

Fragen Sie sich manchmal, wo all der Staub herkommt? Man wischt ihn weg und schwupps, grinst er einen wieder von der Kommode an. Die Antwort ist einfach, wir nutzen unsere Wohn-, Arbeits- und Lebensräume und führen dort verschiedene Aktivitäten durch. Wir bewegen uns, lüften, möblieren, kochen, waschen, kleiden uns, kraulen die Katze und sitzen gern bei Kerzenschein. Staub allgemein ist eine Sammelbezeichnung für feste organische und anorganische Teilchen, die in Gasen, wie z.B. der Luft, lange Zeit schweben können. Die Außenluft enthält Rauch- und Rußpartikel, Blütenpollen, Pilzsporen, Bakterien, Gesteinsstaub und Fasern. Die Partikel und Teilchen entstehen durch natürliche und menschliche Aktivitäten, wie z.B. unvollständige Verbrennungen, chemische, mechanische und thermische Prozesse. Industrie, Straßenverkehr und Landwirtschaft sind die größten von Menschen verursachten Emissionsquellen. Man unterscheidet den Staub entweder nach der Partikelgröße (Grobstaub, Feinstaub, lungengängiger Staub, ultrafeine Partikel) oder der Staubart (Hausstaub, Faserstaub, Gesteinsstaub, Blütenpollen).

Die Bestandteile

Im Innenraum spricht man von einer besonderen Form des Staubes, dem Hausstaub. Dieser enthält zusätzlich Bestandteile, wie Haare, Hautschuppen, Milbenkot, Lebensmittelreste, Fasern aus Textilien und Dämmstoffen. Rauch- und Rußpartikel entstehen bei Kaminnutzung, beim Gebrauch von Kerzen oder beim Rauchen und Braten. Die Staubteilchen schweben durch die Luft und werden durch Sedimentation in Form der sogenannten „Wollmäuse“ für unser Auge sichtbarer.

Klein, aber oho

Gesundheitliche Risiken entstehen bei bestimmten Partikelgrößen und Schadstoffanhaftungen aus dem Außen- wie auch aus dem Innenbereich. Schadstoffe z.B. aus Einrichtungsgegenständen, Baustoffen, elektrischen Geräten und Wohnaccessoires, Reinigungsmitteln, Rauch- und Duftwaren oder Hobbyaktivitäten diffundieren durch thermische und hygrische Prozesse im Wohnraum aus den Ursprungsmaterialien oder -gegenständen in die Raumluft und sedimentieren je nach Aktivität und Möblierung im Laufe der Zeit in den Hausstaub.

Aufnahmepfade

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Staub aufzunehmen:

  • inhalativ über die Atmung
  • oral (v.a. bei Kleinkindern)
  • dermal durch Haut- oder Schleimhautkontakt

Gesundheitliche Risiken

Im Hausstaub befindet sich ein Cocktail aus verschiedenen Bestandteilen und Substanzen. Der Feinstaub wird für Atemwegserkrankungen, Asthma und Plaquesbildung in den Blutgefäßen verantwortlich gemacht. Allergene Bestandteile, wie Milbenkot, Pilzsporen oder Blütenpollen können bestehende Allergien verstärken oder als Allergieauslöser fungieren. Die Wirkungen der anhaftenden Schadstoffe sind stoffspezifisch und werden hier nicht näher ausgeführt. Zusätzlich kann es zu nicht kalkulierbaren Synergieeffekten kommen.

1 “Staubmäuse” auf dem Fußboden
2 Hausstaub unter dem Mikroskop

Analysemöglichkeiten

Baubiologische Messtechniker nutzen verschiedene Methoden, um die Anzahl, die Zusammensetzung oder den Schadstoffgehalt des Hausstaubes zu untersuchen.

Die Partikelmessung

Mit Laserpartikelzählern kann die Anzahl der Teilchen im Feinstaubbereich erfasst werden. Die Werte der Innenraumluft sollten unter denen der Außenluft liegen. Ist dem nicht so, gilt es die Ursachen zu finden. Undichtigkeiten in der Dämmung, ungünstige Materialauswahl, undichte Heizsysteme oder Verschwelungen, Lage an viel befahrenen Straßen oder unzureichende Hygiene können die Gründe dafür sein.

Die Staubmikroskopie

Die mikroskopische Untersuchung gibt Aufschluss über die Zusammensetzung des Staubes. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, ob z.B. Asbest- oder Mineralfasern oder auch mikrobiologische Probleme in den Räumen vorhanden sind.

Die Hausstaubanalyse

Hierbei wird der Staub je nach Verdachtsmomenten in den Räumen durch ein Fachlabor auf viele chemische Schadstoffe untersucht. Die Ergebnisse liefern Hinweise auf Schadstoffquellen im Haus. Je nach Art und Konzentration der gefundenen Stoffe können dann Handlungs- und Sanierungsempfehlungen abgeleitet werden.

Die Wahl der Materialien

Die Materialien der Einrichtungsgegenstände und Baustoffe haben erheblichen Einfluss auf die Menge und die Zirkulation des Staubes, sowie auf die Reinigungsmöglichkeiten. Laminatböden, Teppiche, Dispersionsfarben oder Lacke können zur elektrostatischen Aufladung der Raumluft beitragen, ebenso weitere Produkte aus Synthetik, Plastik oder Elektrogeräte. Die Eigenschaft dieser Materialien, sich und die Raumluft elektrostatisch aufzuladen, sorgt dafür, dass die Staubpartikel, sehr lange in der Luft schweben und somit, je nach Größe, länger inhalierbar bleiben. Die aufgeladene Raumluft verhindert die Sedimentation des Staubes. Dieser Effekt verstärkt sich bei trockener Raumluft spürbar, besonders im Winter, wenn die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum oft unter 40 % r.F. sinkt.

Tipp
Durch die Messung der elektrischen Oberflächenspannung (in Volt) kann die elektrostatische Aufladung von Materialien bewertet werden.

Textile Bodenbeläge geben allgemein durch die mechanische Beanspruchung vermehrt Abrieb, also Fasern ab. Selbst ein guter Staubsauger kann nicht alle Fasern entfernen, sodass durch die Nutzung der Räume und der entstehenden Luftbewegung die Fasern wieder aufgewirbelt werden können.

Gut geeignet für ein staubärmeres Raumklima sind:

  • glatte, abwischbare Oberflächen
  • wenig aufladbare Materialien, wie Massivholz und Naturfasern
  • Oberflächenbehandlungen mit Öl/Wachs statt Lack
  • schadstoffarme Baustoffe, Reinigungs- und Pflegemittel

Das richtige Maß finden

Doch Staub hat auch positive Aspekte. Laut Spiegel-Online1 fanden Forscher des National Jewish Medical and Research Centre in Denver heraus, dass Kinder, die in ländlichen Gebieten aufwachsen, ein geringeres Allergie- und Asthmarisiko haben. Grund dafür sind freigesetzte Endotoxine aus absterbenden Bakterien, welche die Bildung des BotenstoffesInterferon Gamma anregen. Dieser stärkt die Abwehrmechanismen. Es sollte also nicht das Ziel sein, in sterilen Räumen zu leben.

Empfehlungen zur Hygiene

Wichtig sind regelmäßige, manuell durchgeführte Hygienemaßnahmen und ein leistungsstarker Staubsauger mit einem zusätzlichen Schwebstaubfilter, z.B. sogenannte Hepa- oder Ulla-Filter. Durch diese speziellen Filter werden Teilchen, wie z.B. luftgetragene und lungengängige Partikel, Fasern, Stäube, Allergene, Bakterien, Schimmelpilzsporen bis zu einer Größe von 0,3 μm zu ca. 99,7 % aus der Raumluft gefiltert. Fragen Sie Ihren Fachhändler danach!

Je nach Bedarf und individueller Situation kann Staub so reduziert werden:

  • Oberflächen feucht abwischen
  • Böden saugen
  • Wände und Decken saugen
  • Textilien, Vorhänge und Bodenbeläge waschen
  • Pflanzen abduschen
  • Matratzen mit waschbarem Baumwollschonbezug beziehen
  • Bettwäsche öfter wechseln
  • Reinigungsmittel sparsam nutzen
  • Staubsauger und Filter in Lüftungsanlagen warten

Tipp für Allergiker

Zur Verminderung von Staub in der Raumluft gibt es Luftreiniger. Diese Geräte sind ebenfalls mit einem HEPA-Filter ausgerüstet und können je nach Bedarf zusätzlich eingesetzt werden, z.B. bei erhöhtem Pollenflug, Hausstauballergie oder bekannten teilchengebundenen Risiken im Umfeld.

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4 Kommentare

  1. Eine gute Zusammenfassung und wertvolle Tips.
    Meiner Meinung nach fehlt der Hinweis auf sog. Wassersauger. Diese Staubsauger blasen den Staub in den vorher befüllten Wasserbehälter. Die Abluft des Saugers ist auf jeden Fall sauberer als bei Filter-Saugern. Wenn man möchte kann man auch etwas Essig, EMa oder andere Zusätze ins Wasser geben, dann wird die Raumluft auch behandelt.
    LG Peter

    Antworten
  2. Ein schöner Artikel…

    Antworten
    • Vielen Dank.

      Antworten
  3. Danke für den Artikel und die Tipps, kleine Ergänzung: Nanopartikel aus Dieselmotoren (die bis ins Gehirn von ungeborenen gelangen!) können wir mit Licht (Laser) leider nicht dedektieren, blaues Licht = 490 nm, frisches Abgas 50 nm, gealtert (impaktiert) 100 – 300 nm. Da hilft auch nicht mal ein F9 – Filter (max. 50% Reduktion), sondern nur Frischluft von der möglichst strassenfernen Seite.
    Und LKW ohne Filter nicht mehr in die Stadt zu lassen. In London zahlen sie 100 Pfund am Tag, da zahlt sich Nachrüsten schnell aus. Ist für die Gesundheit vielfach wichtiger als Stickoxide zu reduzieren (ERS – european respiratory society, Diesel – Gutachten der Leopoldina etc.).

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Titelbild und Bild 1: AdobeStock, Mak

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1 Spiegel: 30.09.2014

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