Hygiene im Haushalt – Teil 2: Schimmelpilze, Hefepilze und Bakterien
“Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles!”
Claude Bernard, franz. Mediziner und Physiologe (1813-1878)
Liegt ein Schimmel- oder Wasserschaden vor, ist die Frage nach der Herkunft der Mikroorganismen schnell beantwortet. Kann man also davon ausgehen, wo kein Schaden, da keine Mikroorganismen? Nein. Pilze und Bakterien gelangen auch über die Außenluft in den Innenraum, je nach Wohnumgebung. Dort finden sie im Normalfall für das Überleben eher ungünstige Bedingungen, sterben ab oder warten auf eine bessere Gelegenheit. Mit der Wohnungsreinigung werden sie zum größten Teil wieder entfernt. Überall dort, wo Wasser im Spiel ist, liegt jedoch ein für Mikroorganismen günstiges Milieu vor und sie können sich ansiedeln, vermehren und so zu erheblichen Innenraumkonzentrationen führen. Während Schimmelpilze es eher feucht mögen, bevorzugen Hefepilze und Bakterien nasse Lebensräume.
Nicht nur die reine Anwesenheit der lebenden oder toten Mikroorganismen, sondern auch die durch ihre Stoffwechselprozesse freigesetzten mikrobiellen Ausdünstungen (MVOC), können zu körperlichen Beschwerden führen. Der dauerhafte und/oder übermäßige Kontakt mit Mikroorganismen pathogenen Charakters (inhalativ, oral oder dermal aufgenommen) kann besonders bei einer Schieflage des Immunsystems oder bestehenden Sensibilisierungen zu unspezifischen Symptomen, Allergien, aber auch zu Infektionen, Mykosen und weiteren Erkrankungen führen.
Tipp
Achten Sie bei der Wohnungswahl auf die Umgebung. Durch Kompostieranlagen oder Mülltonnen können besonders im Sommer, starke Luftverunreinigungen im Außenbereich entstehen.
Mikrokosmos im Haushalt
Nachfolgend eine Auflistung der häufigsten Lebensräume für Mikroorganismen im Wohnumfeld.
Schimmelpilze
- Zimmerpflanzen in Erde
- Mülleimer
- Nahrungsmittel
- Staubsauger
- Waschmittelfach
- Abtauschale des Kühlschranks
- dauerhaft feuchte Bauteile
Hefepilze / Bakterien
- Spül- und Waschmaschine
- Warmwasserspeicher
- Duschkopf
- Siphons, Abflüsse
- Mülleimer
- Kühlschrank innen und Abtauschale
- dauerhaft feuchte Bauteile
- Filter (z.B. Trinkwasseraufbereitung, Hausinstallation, Lüftungsanlagen zentral/dezentral)
- Wasserstaubsauger
- Kaffeemaschinen
- Aquarien / Wasserpflanzen
- Luftbefeuchter
- Reinigungs- und Hygienezubehör (wie z.B. Wischlappen und Schwämme, Handtücher, Nass-Rasierer, Zahnbürsten, Zahnputzbecher, Seifenschalen, Toilettenbürsten und -behälter)
1
Bakterien und Pilze im Waschmittelfach | Bild: Impuls Naturell2
Beginnendes Leben auf einer Bürste, sichtbar an Verfärbungen an den Ansätzen | Bild: AdobeStock, fotoscool3
Bakterien auf einer Tupfer-Probe des Spülmaschinen-Restwassers bei 37ºC | Bild: Impuls Naturell
Analysemöglichkeiten
Baubiologische Messtechniker nutzen Analysen der Raumluft, von Oberflächen oder Materialien, um mikrobiologische Probleme im Innenraum zu untersuchen. Je nach Fragestellung und individueller Situation werden Proben entnommen und in einem mikrobiologischen Labor untersucht. Die Ergebnisse solcher Analysen geben Aufschluss über die Quellen und somit hilfreiche Hinweise, wo Maßnahmen zur Reduzierung und Beseitigung im Einzelfall sinnvoll angesetzt werden können.
Ein gesundes Motto
Mein Haus ist sauber genug, um gesund zu sein und schmutzig genug, um glücklich zu sein.
aus Irland
Dieses Sprichwort aus Irland verdeutlicht, worum es sich bei Hygiene im Wohnraum eigentlich handelt, nämlich in erster Linie um ein gesundes Raumklima und die Pflege und Wartung der genutzten Räume und Gegenstände in einem ausgewogenen Verhältnis. Mikroorganismen sind Bestandteile unseres Lebensraumes. Werden jedoch wichtige Bereiche bei der Pflege ausgespart, werden diese Bereiche unhygienisch und erhöhen das Risiko eines Anstieges auch pathogener Mikroorganismen und Bioaerosole. Unter Bioaerosolen versteht man alle luftgetragenen Partikel biologischer Herkunft, wie z.B. Pilze, Bakterien, Viren, Milben oder Pollen und deren Bestandteile.
Empfehlenswert sind ein gesundes Maß an Motivation und regelmäßige sowie manuell durchgeführte Reinigungsmaßnahmen. Regelmäßig im Sinne der Erforderlichkeit, z.B. der Intensität der Nutzung, Verschmutzung oder der eigenen Empfindlichkeit und entsprechend den Wartungs- und Pflegeempfehlungen der Hersteller für z.B. elektrische Geräte oder Filteranlagen. Manuell im Sinne der Reinigung von Oberflächen per Hand und Kraft, z.B. mit Schwamm/Lappen, Wasser und ein sparsamer und sinnvoller Einsatz von Reinigungsmitteln zur Unterstützung (Lösung, evtl. Desinfektion). Die übermäßige Verwendung von Reinigungs und Desinfektionsmitteln erhöht nicht per se den Hygienegrad. Eher besteht die Gefahr, dass durch problematische Inhaltsstoffe erhebliche Abwasser- und Raumluftbelastungen entstehen, z.B. durch allergisierende Duft- und Konservierungsstoffe, Phosphate, Säuren, Formaldehyd oder Lösemittel. Durch ein zu viel an dieser Stelle erreicht man eher wenig Gutes. Insbesondere für Allergiker nicht empfehlenswert ist die zusätzliche Verwendung von allergisierenden Duftstoffen im Haushalt in z.B. Raumluftsprays, Müll- und Staubsaugern. Treten muffige Gerüche auf, sollte die Ursache gefunden und durch geeignete Hygienemaßnahmen beseitigt werden.
Hygienetipps
Es können leider an dieser Stelle keine vollumfänglichen Hygieneempfehlungen gegeben werden. Die Autorin gibt nachfolgend Hygienetipps, die sich auf Orte oder Dinge beziehen, die erfahrungsgemäß wenig beachtet oder übersehen werden. Überall dort, wo Feuchtigkeit entsteht, muss dafür Sorge getragen werden, dass diese auch ablüften kann. Dies gilt insbesondere für Wasch- und Spülmaschinen. Hier sollten die Türen und Fächer stets geöffnet sein. Für eine längere Haltbarkeit und auch zur Reduzierung von Mikroorganismen auf dauerelastischen Fugen empfiehlt es sich, diese trocken zu halten, also nach Gebrauch trocken abzuwischen. Reinigungszubehör (Lappen, Schwämme, Mops) sollte nach der Nutzung gründlich ausgespült werden und trocknen. Verschleppungen von Mikroorganismen können vermieden werden, indem verschiedene Lappen für verschiedene Bereiche genutzt werden (z.B. separat für Boden, Bad und Küchenoberflächen, WC und Staub).
Ein häufiger Austausch der Utensilien empfiehlt sich ebenfalls. Riecht der Lappen unangenehm, dann ist es schon höchste Zeit. Wasch- und Spülmaschinen nach dem Waschen offen stehen lassen und regelmäßig manuell reinigen (Siebe, Filter, Waschmittelfach). Zahnputzzubehör regelmäßig mit kochendem Wasser desinfizieren. Zahnbürsten mind. 3-4 mal im Jahr wechseln. Bei der Toilette sollte besonders auf regelmäßige Reinigung geachtet werden. Zur regelmäßigen Desinfektion der Flächen sollten nur Produkte auf Basis von Essig- oder Zitronensäure genutzt werden. Das regelmäßige Waschen der Hände ist eine einfache und wichtige Hygienemaßnahme.
Diesen Beitrag präsentiert Ihnen:
Verband Baubiologie VB
verband-baubiologie.de
Ihre Stimme zählt
Wir sind neugierig darauf, was Sie zu sagen haben. Hier ist Raum für Ihre Meinung, Erfahrung, Stellungnahme oder ergänzende Informationen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass auf dieser kostenlosen Informationsplattform:
- Fragen nicht beantworten werden können – bitte stellen Sie Ihre Fragen direkt an unsere Autor*innenAutor*innen.
- Werbung nicht gestattet ist – Sie können aber gerne mit einem Werbebanner auf Ihre Produkte/Dienstleistungen aufmerksam machen
Quellenangaben und/oder Fußnoten:
Wie werde ich
Baubiolog*in IBN?
How to become a Building Biology Consultant IBN?
Nachhaltig weiterbilden
Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Möglichkeiten für Baufachleute sowie alle, die sich für gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.
Unser Kompetenz-Netzwerk
Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.
Über die Baubiologie
Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
25 Leitlinien
Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.
0 Kommentare