Ökologische Wärmedämmung von Rohrleitungen?

Bei der Planung unserer neuen Heizungsanlage will der Installateur sämtliche Leitungen mit Mineralwolle ummanteln. Auf Produkte aus Mineralwolle wollten wir aber verzichten. Können Sie uns baubiologisch empfehlenswerte Alternativen empfehlen? Müssen die Rohre überhaupt gedämmt werden, wie es unser Installateur behauptet?

2 Kommentar(e)

Antwort

Gemäß Gebäudeenergiegesetz GEG §69, §70 und §71 müssen Eigentümer dafür sorgen, dass die Wärmeabgabe von Rohrleitungen und Heizungsanlagen begrenzt ist. In Anlage 8 GEG finden sich Angaben zu Rohrdurchmesser und entsprechender Mindestdicke der Wärmedämmung (bezogen auf eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK). Auch Kaltwasserleitungen müssen bei erstmaligem Einbau oder bei deren Erneuerung gegen Wärmeaufnahme wärmegedämmt werden. Zwingend notwendig ist die Dämmung in allen unbeheizten Räumen. In Bereichen, die an Außenluft grenzen, ist sogar die zweifache Mindestdicke auszuführen.

In beheizten Räumen ist eine geringere Wärmedämmung notwendig. Die Dämmung der Rohrleitungen ist also, wie von Ihrem Installateur angegeben, vorgeschrieben. Im Handel üblich sind vorgefertigte Rohrschalen aus Kunststoffen oder Mineralwolle mit außenliegender Aluminiumfolie. Diese Materialien sind aus baubiologischer Sicht nicht zu empfehlen, werden aber bei fachgerechter Ausführung toleriert, da mit keinen nennenswerten toxischen Ausgasungen und bei dichter Ausführung auch mit keinem Austritt von Fasern zu rechnen ist.

Baubiologisch empfehlenswert wäre die Ummantelung mit Naturdämmstoffen wie z. B. Hanf oder Flachs. Kaltwasserleitungen sind jedoch zumindest an unzugänglichen oder nicht einsehbaren Stellen von außen z.B. mit Aluminiumfolie dampfdicht abzudichten, um Tauwasserbildung an den Rohren zu vermeiden (so fordert es auch die DIN EN 806-2). Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Installateur eine kurze Musterstrecke mit der soeben beschriebenen Lösung auszuführen, um den Zeit- und Kostenaufwand abschätzen zu können. Vielleicht können Sie die Arbeiten auch selbst durchführen.

Überblick Dämmstärken Rohrleitungen

Rohrschale aus Pappe für Wärmedämmung aus Hanf

Diese Frage beantwortete Ihnen Josef Frey, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

Ihre Stimme zählt

Wir sind neugierig darauf, was Sie zu sagen haben. Hier ist Raum für Ihre Meinung, Erfahrung, Stellungnahme oder ergänzende Informationen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass auf dieser kostenlosen Informationsplattform:

  • Fragen nicht beantworten werden können – bitte stellen Sie Ihre Fragen direkt an unsere Autor*innenAutor*innen.
  • Werbung nicht gestattet ist – Sie können aber gerne mit einem Werbebanner auf Ihre Produkte/Dienstleistungen aufmerksam machen

2 Kommentare

  1. Im beheizten Wohnbereich ist eine 50% Dämmung für Leitungen in Wand- und Deckendurchbrüchen, im Kreuzungsbereich von Leitungen, an Leitungsverbindungsstellen, bei zentralen Leitungsverteilern, Leitungen in Bauteilen, zwischen beheizten Räumen verschiedener Nutzer vorgeschrieben.
    So soll sichergestellt werden, dass keine unkontrollierte Wärmeverluste stattfinden und die Auslegungstemperaturen in den Räumen ankommen.

    Antworten
  2. Betrifft: ökologische Rohrisolierung
    ich bin vor einiger Zeit bei der Fa. Würth auf eine Werbung gestoßen, die mit “Zuckerrohr statt Öl” aufhorchen läßt.
    Das Polyethylen wird aus Zuckerrohr gewonnen.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

ANZEIGE

Soll "Messtechnik Weiterbildung" beworben werden?: nein

How to become a Building Biology Consultant IBN?

Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Messtechnik IBN
Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Energieberatung IBN
Seminare und Qualifizierung: Baubiologische Raumgestaltung IBN
Baubiologische Beratungsstellen
IBN-Zertifizierungen für Bauweisen, Gebäude und Räume
Gesund, ökologisch, verantwortungsvoll Baustoffe, Materialien & Produkte

Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Bild: Hanffaser Uckermark e.G., hanffaser.de

Nachhaltig weiterbilden

Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Möglichkeiten für Baufachleute sowie alle, die sich für gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.

Unser Kompetenz-Netzwerk

Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.

Über die Baubiologie

Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.

25 Leitlinien

Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.