Gesundes Raumklima nach Kellersanierung
Der Baubiologe IBN, Asbestsachkundige und zertifizierte Sachverständige Thomas Budde von „Baubiologie Paderborn“ ist spezialisiert auf die nachträgliche Kellerinnenabdichtung von Gebäuden. Mit seinem Team arbeitet er nach den anerkannten Regeln der Technik, wie sie in WTA-Richtlinien und DIN-Normen formuliert sind. Untersuchungen führt er bundesweit durch, erstellt und prüft Gutachten und plant Sanierungen. Eine der jüngsten fachgerechten Abdichtung war ein nasser Keller in einem Mehrfamilienhaus, Baujahr Mitte der 1990er Jahre.
Nasser Keller
Der Keller dient v.a. als Lager und war aus Kalksandsteinen gemauert. Aus einer Raumecke kommend sammelte sich immer wieder Wasser in Pfützen auf dem Boden. An den Wänden entlang war die Feuchtigkeit bis zirka einen Meter nach rechts sowie zwei Meter nach links und in die dort anschließende Innenwand gezogen. In diesen Bereichen kam es auch zu Farbabplatzungen.
Der Hausmeister hatte bereits mehrfach abblätternde Farbe und abfallenden Putz ausgebessert, doch in der Ecke war der Putz schon wieder abgefallen (s. Bild 1). Da er vermutet hatte, dass das Wasser von oben kommt, hatte er außen die Fuge zwischen Gelände und Sockel mit Silikon abgedichtet. Erfolglos. Die Mieterin hatte sich immer wieder beschwert, dass sie den Kellerraum nicht nutzen kann, bis Thomas Budde gerufen wurde.
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In einem Mehrfamilienhaus aus den 1990er Jahren drang Wasser immer wieder in einen Keller ein und machte eine Lagernutzung nahezu unmöglich.2
Thomas Budde ließ den Putz ca. 60 cm hoch bis zur ersten trockenen Steinreihe abschlagen und einen Streifen vom Estrich entfernen.3
Zwei kleine Kondensationstrockner trocknen den Raum bewusst langsam. Zwischendurch wird kontrolliert, wo die Feuchtigkeit am längsten sichtbar ist. Dort ist der Wassereintritt. 4
Eine Abdichtung verhindert, dass flüssiges Wasser eindringt. Für Wasserdampf ist sie durchlässig, so dass die Mauer weiter austrocknen kann.
Baubiologische Untersuchung
Als Baubiologie kontrollierte er den nassen Keller zuerst optisch auf Schimmelpilze. Am anorganischen Inventar war kein Schimmel zu sehen und auch auf den Wänden nicht. Doch es gibt auch transparente Pilzmyzele, die man mit bloßem Auge nicht erkennen kann oder alte, überstrichene Pilzschäden. Deshalb suchte er ergänzend nach Schimmelpilzen v.a. an kalten Stellen wie Wandecken und Fensterleibungen mit einer Forensik-Lampe. Eine Forensik-Lampe macht Fluoreszenzänderungen von Oberflächen sichtbar, oft in Form von fluoreszierenden Rändern (vgl. Beitrag Schimmel mit Bauforensik-Lampen aufspüren). Im Fluoreszenzbild zeigen sich unterschiedliche Pilzarten sogar farblich differenziert. Mit der Lampe fand Budde nur kleinere Auffälligkeiten am Putz und konnte versteckte Schimmelschäden sowie eine gesundheitliche Gefährdung nach der Sanierung weitgehend ausschließen.
Luftschleuse, Unterdruck und Atemschutz
Für die weiteren Arbeiten baute er wegen der mineralischen Stäube eine Plastiktür als Schleuse in die Kellertür ein und nutzte ein Unterdruckgerät. Es saugt die Luft ab, filtert sie grob sowie fein und bläst sie durch einen Schlauch im Kellerfenster nach draußen. „Da gibt es ganz klare Präventionsvorschriften der Berufsgenossenschaft“, erklärt er das Vorgehen, welches manche seiner Kollegen nicht so genau nehmen.
Als Baubiologe kontrolliert er auch, ob Dichtungsbahn, Putz oder Spachtelmasse asbesthaltig sind. Ein Stück der Horizontalsperre in der ersten Lagerfuge ließ er im Labor untersuchen. „Das zeichnet mich aus“, betont er. „Laut Gefahrstoffverordnung muss man Dichtungsbahnen bis 1993 untersuchen. Die VDI-Richtlinie ist noch etwas vorsichtiger und empfiehlt wegen der Nutzung von Lagerbeständen bis 19´95 zu untersuchen.“ Auf Basis des Laborergebnisses konnte er Entwarnung geben und mit geringem Personen-Schutzaufwand weiterarbeiten.
Mit einer Atemschutzmaske fräste er einen knapp 30 Zentimeter breiten Randstreifen des Estrichs links und rechts der Ecke bis auf die Betonplatte ab. Zudem stemmte er den Putz ab, bis zur ersten Steinreihe, die trocken war (s. Bild 2). Das WTA-Merkblatt empfiehlt 80 Zentimeter. Aber weil es hier keine Salzausblühungen gab, war das Wasser deutlich niedriger gestiegen und 60 Zentimeter genügten. Putz transportiert Wasser kapillar – je versalzener er ist, umso weiter und höher. Hier hatte der Putz Feuchtigkeit über drei Lagen Steine hochgezogen, bereits die vierte Lage war trocken. Dort war der Putz noch spröde und sprang glatt von den Steinen ab. Darunter klebte er mehr an ihnen.
Der Durchbruch unterbricht das kapillare Saugen der anschließenden Wand. Die Hohlkehle unter der Abdichtung verhindert, dass diese in einer stark beanspruchten Ecke reißt.
Nach dem Vermauern der entkoppelten Anschlusswand schließen ein Oberputz und ein neuer Estrich die Arbeiten ab.
Mit einer Kugelkopfsonde kann Feuchtigkeit einfach gemessen werden. Bei Salz liefert sie jedoch falsche Werte.
Ein teures Mikrowellenmessgerät misst die räumliche Verteilung von Feuchtigkeit in der Wand – unabhängig von ihrem Versalzungsgrad.
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Der Durchbruch unterbricht das kapillare Saugen der anschließenden Wand. Die Hohlkehle unter der Abdichtung verhindert, dass diese in einer stark beanspruchten Ecke reißt.6
Nach dem Vermauern der entkoppelten Anschlusswand schließen ein Oberputz und ein neuer Estrich die Arbeiten ab.7
Mit einer Kugelkopfsonde kann Feuchtigkeit einfach gemessen werden. Bei Salz liefert sie jedoch falsche Werte.8
Ein teures Mikrowellenmessgerät misst die räumliche Verteilung von Feuchtigkeit in der Wand – unabhängig von ihrem Versalzungsgrad.
Schadensursache undichter Fußpunkt
In der Ecke zeigte sich jetzt deutlich das Wassermaximum. „Das kann nur eine Undichtigkeit des Fußpunktes sein, dort, wo die Kalksandstein-Mauer auf die Betonplatte aufgemauert ist“, folgerte Budde. Um seine These zu überprüfen, stellte er zwei kleine Trockner auf, die den Raum und die Oberflächen langsam trockneten (s. Bild 3). Verläuft die Trocknung zu schnell, so werden wichtige Spuren verwischt. Mit einer Kugelkopfsonde kontrollierte er mehrfach. Eine solche orientierende Nachmessung beschreibt auch das Merkblatt WTA 4-11 „Messung des Wassergehalts von mineralischen Baustoffen“. Der als letztes verschwindende Feuchterest zeigte auch die Ursache des Schadens an – tatsächlich war es die Raumecke.
Sanierung: Arbeitsschritte und Materialien
Beide anschließende Innenwände entkoppelte der Fachmann mit einem Durchbruch, so dass sie kein Wasser mehr ziehen können. Dann fräste er die getrocknete Betonplatte nochmals sauber und reinigte sie. Er kratzte alle aufgeweichten und beschädigten Fugen aus, strich auf Steine und Beton eine Grundierung und trug dann dreimal eine mineralische Dichtschlämme auf (s. Bild 4). „Dann bin ich auf der sicheren Seite“, begründet er. Vorgeschrieben ist eine Mindestschichtdicke von 3 Millimeter. Auch innerhalb des Durchbruchs entfernte er den Estrich, putzt eine Hohlkehle, grundierte und dichtete ab (s. Bild 5). Die Dichtungsschlämme ist undurchlässig für flüssiges Wasser, aber durchlässig für Wasserdampf, so dass tiefere Feuchtigkeit noch abtrocknen kann.
Dann ließ er die Abdichtung erst einmal stehen, bis es geregnet hatte. „Ich will das unter Realbedingungen sehen“, erklärt er. Er machte auch ein Monitoring und maß von Woche zu Woche nach, ob sich etwas veränderte. Erst als er sich sicher war, dass die Abdichtung dicht ist, arbeitete er weiter. Das hat in dem Keller keine drei Wochen gedauert. „Nach den Richtlinien kann man das Ganze auch in einer Woche machen“, gibt er zu bedenken. „Aber wenn es zu schnell gehen muss, sage ich lieber ab.“ Dass er etwas mehr Zeit brauche, vereinbare er vorher.
Nach dem Realitätstest trug er ein Sanierputzsystem nach Merkblatt WTA 2-9-04/D auf: einen mineralischen, hydrophoben Putz mit geringer kapillarer Leitfähigkeit, guter Wasserdampfdurchlässigkeit und einem hohen Porenvolumen sowie einen passenden Oberputz (s. Bild 6). „Ich arbeite ausschließlich mit Kalkputzen, weil sie einen sehr hohen ph-Wert haben und mineralisch sind“, betont er.
Abschließend goss er noch den abgefrästen Estrich mit einer Ausgleichsmasse aus. Sie ist faserarmiert, weil die Aufbauhöhe relativ gering war. In der dünnen Schichtdicke und den schmalen Flächen sind Risse allerdings auch durch die Armierung nicht ganz zu vermeiden. Damit war seine Arbeit beendet, Kostenpunkt zirka 500 € pro laufenden Meter. Wenn der Keller tief liegt und es stark eindringendes Wasser gibt, werden zusätzlich Dichtungsbänder eingebaut. Ein Maler spachtelte, schliff und überstrich anschließend. Danach war der Keller wieder voll zu nutzen und sowohl die Mieterin als auch die Besitzerin glücklich.
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