Schimmel mit Bauforensik-Lampen aufspüren

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Ergänzend zu den etablierten Methoden zur Schimmel-Diagnostik gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, Schimmelpilze durch Beleuchten mit kurzwelligem oder UV-Licht sichtbar zu machen. Ein sehr eindrucksvolles Verfahren, das helfen kann, viele Fragen zu beantworten: Was ist im Detail dabei möglich? Wie sind die bisherigen Erfahrungen in der baubiologischen Messtechnik? Und wo sind Grenzen?

Autor
Manfred Mierau

Dr. Manfred

Mierau

Diplom-Biologe, arbeitet als Sachverständiger in seinem Partnerbüro der Baubiologie Maes in Aachen.

Untersuchung von Schimmel in Innenräumen

Nach wie vor gehören Feuchteproble­me und Schimmelbefälle in Innenräumen zu den größten bau­biologischen Themen, sie betreffen Millionen Haushalte und stellen ein beträchtliches gesundheitliches Risiko dar. Es gibt eine Vielzahl an Mess- und Probenah­me-Methoden sowie Analyseverfahren, um sie zu untersuchen und zu klären, welche Gefahren bestehen und wie entsprechende Sanierungsmaßnahmen auszusehen haben. Dies sind vor allem:

  • Labor-Untersuchungen über Nährböden (also nach Anzüchtung bzw. Kultivierung von Schimmelpilzen)
  • Mikroskopische Untersuchungen ohne Nährböden
  • Luftproben
  • Oberflächenproben
  • Materialproben
  • Staub- und Saugproben
  • Labor-Untersuchungen auf MVOC oder Mykotoxine
  • Visuelle Inspektionen
  • Feuchte- und Temperaturmessungen von Luft, Oberflächen, Bausubstanz…

Dennoch bestehen immer noch Lücken, gibt es immer noch Fragestellungen, die nur schwer oder mit hohem Aufwand (z.B. sehr vielen Laborproben und entsprechenden Kosten) zu klären sind. Neue Methoden wie die im Folgenden vorgestellten Inspektionen unter Beleuchtung mit z.B. UV-Licht können hier neue Möglichkeiten eröffnen und helfen, Innenräume gründlicher und effizienter zu untersuchen.

Beleuchtung und Fluoreszenz

Die Suche nach Schimmelpilzen mit kurzwelligem bzw. UV-Licht basiert auf dem Einsatz von Tatortlampen und speziellen Filterbrillen, stammt also aus der Kriminalforensik. Sie ist relativ neu in der Innenraumdiagnostik, wurde vor rund 10 Jahren durch Professor Andreas Rapp von der Universität Hannover entwickelt und in der Folge von dem Baubiologischen Messtechniker Dirk Herberg in die Baubiologie eingeführt. Seit mehreren Jahren setzen auch wir bei der Baubiologie Maes diese Methode standardmäßig und erfolgreich ein.

Prinzip der Methodik ist, durch das Anleuchten mit kurzwelligem sichtbaren oder UV-Licht (z.B. 365 oder 445 nm) bestimmte Moleküle zum fluoreszieren zu bringen und so sichtbar zu machen – dies funktioniert unter anderem bei Chitin, einem Hauptbestandteil der Zellwände von Schimmelpilzen. So werden Schimmelbefälle, die per Auge normalerweise nicht sichtbar sind, an z.B. Bauteilen, Wänden, Decken, Böden, Möbeln usw. erkennbar. Dabei werden die gesamten Schimmelgewebe sichtbar, nicht wie sonst per Auge meist nur Stellen, wo Schimmelpilze schon mit Farbstoffen bzw. Pigmenten versehene Pilzsporen gebildet haben.

Hier ein paar Beispiele von per UV-Licht (365 nm) entdeckten Schimmelbefällen, zunächst jeweils ein Bild bei normalem Licht, daneben dann dieselben Stellen unter UV-Beleuchtung:

1 & 2 Befall an in Keller gelagertem Schrank (sehr gut runde und fädige Pilzkolonie-Strukturen erkennbar)

3 & 4 Befall an Kelleraußenwand durch aufsteigende Feuchte (genau Befallsgrenzen erkennbar)

5 & 6 Befall an Möbelplatte (im sichtbaren Licht erscheint die Platte vollkommen sauber)

7 & 8 Befall an kalter Kellerwand

Vorteile der Methodik

Wie unschwer auf den Bildern zu erkennen werden durch die Methodik manche Schimmelbefälle unter UV-Beleuchtung überhaupt erst sichtbar, man würde sie sonst einfach nicht detektieren und vermutlich übersehen. Bei anderen Befällen wird erst durch die Beleuchtung ihr Ausmaß erkennbar, also wie groß der Schadensbereich ist und wo man dementsprechende Sanierungsmaßnahmen durchführen muss.

Ideal eignen sich die bauforensischen Beleuchtungen zur Verdachtsgewinnung, wo Schimmel wachsen könnte und wo man zur weiteren Abklärung Oberflächen- oder Materialproben nehmen sollte; sie stellen insofern eine exzellente Ergänzung zu den bislang im Wesentlichen vorgenommenen Untersuchungen zur Suche von Schimmelbefällen dar (was neben der Inspektion bei normalem Licht in der Regel die Messungen von Baufeuchte und Oberflächentemperaturen sind). Man kann so sehr gezielt und genau die Stellen auswählen, an denen Probenahmen Sinn machen.

Besonders spannend: Je nach Situation sowie eingesetzten Lampen und Filterbrillen gelingen Nachweise sogar durch andere Materialien hindurch, ist es also möglich, Schimmelgewebe an Wänden o.ä. auch dann noch zu detektieren, wenn sie bereits wieder mit Farbe überstrichen worden sind; eine Situation, wie man sie gar nicht so selten erlebt – wie oft lassen Vermieter oder Hausverkäufer Schimmelschäden einfach überstreichen, um keine diesbezüglichen Probleme bei Neuvermietung oder Verkauf zu haben. Hier kann also bereits eine Inspektion der Räumlichkeiten mit Einsatz der Tatort-Lampen helfen, in der Vergangenheit aufgetretene und unfachmännisch behandelte Probleme aufzudecken.

Nicht nur Schimmelgewebe fluoreszieren im kurzwelligen oder UV-Licht, sondern auch diverse andere Substanzen. Nicht selten sieht man bei Hausuntersuchungen Verfärbungen und Ränder verursacht durch Wasser, Salze, Öle oder irgendwelche Chemikalien…, die entweder absichtlich auf- bzw. eingebracht oder durch irgendwelche Bauschäden aufgetreten sind. Auch hier ergeben sich viele interessante Möglichkeiten der Untersuchung von Bauteilen und Baumaterialien.

Nachteile, Probleme, Einschränkungen… der Methodik

Die im Vorabsatz genannte Möglichkeit der Detektion anderer fluoreszierender Substanzen kann Schimmelnachweise natürlich auch erschweren; je nachdem ist es nicht einfach oder überhaupt möglich, zwischen Schimmelgeweben und Wasserrändern, Hausstäuben, Fetten, Fingerabdrücken, Textilfasern, Klebstoffen, Farbpigmenten, mineralischen Ausblühungen…. zu unterscheiden, Verwechslungen sind leicht möglich. Hier – wie überhaupt generell bei verdächtigen Befunden – sind Oberflächen- oder Materialproben mit nachfolgenden Laboranalysen auf Schimmelpilze nötig, um Sicherheit zu erlangen, worum es geht, ob Pilze beteiligt sind oder nicht.

Hier drei Beispiele von Verfärbungen, bei denen es sich nicht um Schimmelpilze handelt:

9 Wasserrand unterhalb von Fensterbank
10 Wasser-Seifen-Spritzer an Zimmerdecke
11 Fingerabdrücke an Wand

Verschmutzungen bzw. Überlagerungen mit irgendwelchen anderen fluoreszierenden Substanzen können natürlich verhindern, dass man Schimmelpilze erkennt, andererseits ‘leuchten’ manche Pilze nicht, weil sie zu stark mit dem dunklen Melanin pigmentiert sind (diese Pilze sind aber oft dann schon mit bloßen Auge erkennbar).

Nicht möglich ist es zu bestimmen, welche Schimmelpilze genau bei den Befällen beteiligt sind. Dies ist allerdings in der Regel für die meisten baubiologischen Fragestellungen auch nicht entscheidend und muss sowieso über anschließende Laboranalysen realisiert werden.

Resümee

Die Suche nach Schimmelbefällen in Innenräumen bzw. die Beschreibung entsprechender Feuchteschäden mit Hilfe der bauforensischen Methode der Be­leuch­tung mit kurzwelligem oder UV-Licht stellt eine hervorragende Ergänzung zu den althergebrachten Verfahren dar, kann sogar als wesentliche Erweiterung angesehen werden. Man kann so vor Ort oft bereits erste gesundheitliche Risiko-Einschätzungen vornehmen und vor allem Stellen für Probenahmen identifizieren, wird nicht selten wohl auch Schäden und Schimmelbefälle erkennen, die ansonsten übersehen worden wären. Es ist insofern sehr ratsam, diese Methode im baubiologisch-messtechnischen Alltag wann immer möglich einzusetzen.

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel…es ist eine gute Methode zur Schimmelfindung.
    Können Sie mir für diesen Fall geeignete Produkte für die Lampen und Brillen nennen.
    Besten Dank im Voraus dafür.

    Ralph Ameis

    Antworten
    • Als Institut, das großen Wert auf Unabhängigkeit und Neutralität legt, machen wir normalerweise öffentlich keine konkreten Produktempfehlungen. Zu diesem Thema wollen wir aufgrund des beschränkten Angebots geeigneter Lampen eine Ausnahme machen. Es gibt teure und preiswerte Optionen, wie u.B.:
      • Für rund 3000 Euro gibt es ein Set mit mehreren leistungsstarken Lampen und Brillen der Firma Lumatec, vertrieben über Dirk Herberg (https://www.umweltanalytik-nrw.de/leistungen-bauforensik.php); gibt über den Verband Deutscher Baubiologen VDB auch Seminare zum Thema.
      • Ab etwa 20 Euro gibt es einfache Lampen z.B. von Alonefire (zu erhalten im Fachhandel oder bei Online-Versandhändlern), mit welchen man für eine Erstdiagnose häufig brauchbare Ergebnisse erzielen kann.

      Antworten

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Fotos: Dr. Manfred Mierau

Autor
Manfred Mierau

Dr. Manfred

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