Vorzeigeprojekt aus Reet, Lehm, Stroh, Sägespäne…

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Früher hat Trutz Neubarth als Landwirt auf Lehmböden geackert, heute errichtet er als Lehmbauer mit Jugendlichen ökologische Gebäude mit den Baustoffen der Natur: Reet (= Schilfrohr), Lehm, Stroh, Sägespäne… Sein neuestes Projekt ist ein begrüntes Natur-Unterrichtshaus. Es bildet den krönenden Abschluss der EU-Sozialfondsinitiative „Auf dem Weg zum Biobauernhof“.

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Wenn Schilfhalme mühelos drei Tonnen Putz halten…

Wenn Trutz Neubarth auf die Außenwände des begrünten Holzrahmenbaus im Garten der Seeschule Rangsdorf bei Berlin schaut, spürt man die Begeisterung des Lehmbauers über das, was nun nicht mehr zu sehen ist. „Stellen Sie sich vor, Sie blicken hier auf drei Tonnen Lehmputzmasse. Und die hängen an den Schilfplatten. Reet ist halt ein wunderbarer Putzträger, und die Platten ließen sich auch super verarbeiten“, freut sich der gelernte Landwirt aus Karbow bei Parchim (Mecklenburg-Vorpommern). Seit 2016 hat der gebürtige Instettener (Kreis Waldshut) gemeinsam mit Schülern der privaten Seeschule in Rangsdorf ein 9 mal 6 Meter großes Natur-Unterrichtsgebäude im 16 Hektar großen Schulgarten errichtet.

Ein Lernhaus mit geringem ökologischem Fußabdruck

Gemeinsam mit den Schülern hatte er zunächst Leichtlehmziegel aus Lehm, Hobelspänen, Strohhäksel und etwas Sägemehl geformt. Mit den Leichtlehmsteinen wurden die Gefache ausgemauert: „Dann haben wir die 2 und 8 cm starken Schilfmatten von außen auf die Wände geschraubt.” Für Reet hatte sich Trutz Neubarth aus einem ganz besonderen Grund entschieden: „Uns kam es auf naturbelassene Baustoffe an, die gute Dämmeigenschaften haben und beim Verarbeiten keine Schadstoffe ausdünsten.“

Lernen, (mit der Natur) zu bauen

Das Naturunterrichtsgebäude mit dem begrünten Dach ist Teil eines größeren, vom Europäischen Sozialfonds geförderten Projekts in Rangsdorf: Unter dem Motto „Auf dem Weg zum Biobauernhof“ ist das Schulgelände seit 2014 zum ökologischen Lernort umgestaltet worden, komplett mit Schafherde, Pflanzenanzucht und eben Bauen aus nachhaltigen Rohstoffen. „Ich hatte das Konzept erstellt und das Projekt vier Jahre lang geleitet“, sagt Trutz Neubarth, der seit fünf Jahren internationale Lehmbau-Workcamps mit Jugendlichen durchführt: „Mein schönstes Projekt war 2015 die Sanierung der Synagoge in Stavenhagen/Mecklenburg-Vorpommern, wo wir mit Schülern aus Israel u.a. den Innenraum mit Hiss-Schilfplatten als Putzträger ausgekleidet haben.“

1 Das Naturunterrichtsgebäude in Rangsdorf ist rundherum doppelt mit Reetplatten von Hiss beplankt. Unter dieser Dämmung befinden sich 12 Zentimeter dicke Leichtlehmziegel
2 Die Vorderfront des Naturlernhauses ist bereits mit zwei Reihen Restplatten beplankt. Im Vordergrund liegt noch ein einzelnes Reetbündel

Sein eigenes Haus ließ ihn zum Lehmbauer werden

Auf die Idee, mit Lehm und Reet zu arbeiten, war der Wahl-Mecklenburger eher zufällig gekommen: „1999 habe ich ein über 200 Jahre altes, ehemaliges Forstamt in Karbow bei Parchim erworben und mit der Renovierung begonnen. Da stieß ich auf Innenwände aus Lehm und war sofort begeistert, fand Gleichgesinnte, die sich auch für diese historischen Bautechniken interessierten und so entwickelte sich das weiter.“ Aneignen konnte sich Neubarth die alten Handwerkstechniken in keiner gewöhnlichen Lehre: „Lehmbauer ist kein Ausbildungsberuf. Ich habe aber bei der Handwerkskammer Baden-Württemberg 2006 eine Prüfung zur Fachkraft im Lehmbau abgelegt und bin Mitglied des Fachverbands Lehmbau, Weimar, sowie in der Handwerksrolle des Bauhandwerks Mecklenburg eingetragen.“

Seine neueste Idee: der reetgedämmte Hühnerstall

Neben seiner Tätigkeit als Lehmbauer berät der Karbower, der früher einen Naturlandbetrieb geleitet hatte, auch Biobauernhöfe. Seine neuste Idee zeigt, dass Lehmbau und Landwirtschaft durchaus Synergieeffekte zeitigen können: „Ich baue gerade den Prototypen eines mobilen Hühnerstalls. Holzstallungen auf Rädern, die nach der Ernte mit den Tieren auf abgeerntete Felder gebracht wurden, gab es schon vor 100 Jahren. Heute haben mobile Hühnerställe wieder eine Renaissance.“ Was Neubarth stört: die meisten sind innen mit Polyurethanschaum ausgekleidet. „Ich will aber einen machen, der nachhaltig und ökologisch gedämmt ist, nicht mit Kunststoff. Ich werde die Wände aus 5 Zentimeter starken Schilfplatten von Hiss aufbauen und die innen mit Lehm verputzen. Die werden dann – wie früher – gekalkt. Das ist sehr hygienisch. Außerdem lassen sie sich leicht reparieren. Für die Matten habe ich mich auch entschieden, weil sie für diesen Zweck die nötige Steifigkeit aufweisen. “Ein erstes Modell des reetgedämmten mobilen Hühnerstalls hat der Lehmbauer bereits fertiggestellt: „Es misst 8 mal 2,5 Meter und ist für 150 Hühner ausgelegt. Das Modell hat auf Anhieb die Biozulassung einer Zertifizierungsgesellschaft erhalten.“ Weitere Anfragen nach mobilen Hühnerställen mit Reetdämmung liegen ihm schon vor. Zeit für ein neues Geschäftsmodell? „Mal sehen, erstmal muss der Prototyp perfekt gelingen.“

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  1. Schönes Projekt! Besser für die nachfolgende Putzhaftung außen wäre es, die Schilfplatten quer zu befestigen. Dann hält der Putz besser auf den Schilfplatten.

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Bilder: Hiss Reet Schilfrohrhandel GmbH/NEUBARTH
Quelle: HISS REET Schilfrohrhandel GmbH, 23843 Bad Oldesloe, hiss-reet.de

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