Energetische Verwandlung
Umbau zum Effizienzhaus
Auf einer Messe bei den sogenannten Energietagen in Murrhardt – ich war mit einem Messestand als Baubiologischer Gebäudeenergieberater IBN vertreten – hatte ich die Familie Hufschmied vor einigen Jahren kennengelernt. Einige Jahre später erhielt ich einen Anruf mit der Frage, ob ich Planung und Baubegleitung für den Umbau ihres Einfamilienhauses von 1982 zum Effizienzhaus 115 übernehmen würde. Eine schöne Aufgabe, wie es sich zeigen sollte, denn es ging nicht nur um heiztechnisch-energetische Verbesserungen, sondern um eine gesamt-energetische Optimierung, ein besseres Raumklima, die Verbindung von Innen und Außen und um feinstoffliche Aspekte des Wohlfühlens.
Sonne und Kälte
Mir war das Haus am Waldrand bereits aufgefallen, sein herrlicher Blick über Murrhardt, von morgens bis abends von der Sonne verwöhnt. Eigentlich eines der schönsten Häuser in Murrhardt, hatte ich gedacht, obwohl es es auch etwas “drückend” wirkte. Gerade das sollte der Hauptgrund sein, die gesamte Situation zu verändern. Hinzu kam, dass es immer etwas kalt im Haus war. “In der Nähe der Heizquelle starke Wärme, aber etwas entfernt unangenehme Kühle, Kälte”, erinnert sich die Baufrau.
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Das Haus von 1982 vor der Sanierung2
Nach der energetischen Sanierung zum Effizienzhaus 115 wirkt es viel freundlicher3
Auf der Terrasse gibt es den ganzen Tag Sonne4
Ein neues Fensterelement ersetzt zwei schmale Oberlichter und die darunter liegende Wand
Neue Randleistenheizung
Die großen Fensterflächen wurden neu geordnet, die Fenster ausgetauscht und davor stehende Heizkörper entfernt. Die neue Randleistenheizung liegt nun unter den Fenstern in einem kleinen Sockel mit Ablage. Sie erzeugt einen Warmluftschleier vor den Wänden und den dreifach verglasten Fensterflächen, so dass weder an der Wand, noch an den Glasflächen das Gefühl entsteht, es wird einem Wärme entzogen. So kann die Lufttemperatur heute deutlich niedriger sein. Die Baufrau schwärmt: “Jetzt gibt es eine wohltuende, gleichmäßige und sanfte Wärme im ganzen Haus, es gleicht mehr einer natürlichen Wärme an einem Sonnentag als einer “erheizten” Wärme.”
Innen und Außen
Auf der Westseite, in Richtung geschütztem Gartenteil, wurden zwei schmale Oberlichter und die darunter liegende Holzständerwand durch ein großflächiges Fensterelement ersetzt. Mit einem Kran wurde es von der Straße über das Haus gehoben. Auch das große Fensterelement hat einen darunter liegenden Sockel für die Heizung. Der Sockel verhindert, dass man gefühlt aus dem Fenster “fällt” und schafft so etwas wie einen Bilderrahmen, durch den man den naturnahen Garten genießen kann. Um die Gartenseite des Hauses herum zieht sich ein Balkon, der vor dem neuen, großen Fensterelement in eine Terrasse übergeht. Während der Bauphase habe auch ich meinen Lieblingsplatz auf dem Balkon gefunden. Wenn man an einer der Balkonecken stehen bleibt, kann man alle Sonnenstrahlen eines ganzen Sonnentages spüren, von den allerersten bis zu den allerletzten.
Modern und leicht
Die Wuchtigkeit der Leimbinder wurden außen wie innen entschärft. Das Absägen der unnötigen Überstände machte das Haus von außen leichter, verspielter und moderner. In den Wohnräumen wurden die dunklen Leimbinder und Holzstützen abgeschliffen und mit Naturfarben weiß lasiert. Außen wurde die dunkel lasierte Senkrechtschalung durch eine vorvergraute Waagrechtschalung ersetzt. Die Baufrau ist begeistert: „Das auf die Seele drückende Braun der dunkel lasierten Balken und der Holzdecke ist einem hellen, freundlichen Raumgefühl gewichen, das die Seele weitet und großzügig und modern wirkt.“
Der Innenraum ist hell und freundlich, nachdem die dunkel gestrichenen Hölzer abgeschliffen und neu lasiert wurden
Sockelleistenheizungen erzeugen einen Wärmeschleier vor Wänden und Fenstern
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Der Innenraum ist hell und freundlich, nachdem die dunkel gestrichenen Hölzer abgeschliffen und neu lasiert wurden6
Sockelleistenheizungen erzeugen einen Wärmeschleier vor Wänden und Fenstern
Konsequent baubiologisch
Natürlich wurden auch bei der Dämmung baubiologische Kriterien berücksichtigt. So wurden die außen angebrachten Spanplatten entfernt. Die teilweise bereits von Schimmelpilzen befallene Glaswolledämmung wurde durch Holzfaserdämmplatten ersetzt. Aus statischen Gründen wurde anschließend wieder eine DWD-Platte angebracht. Für eine bessere Dämmung wurden Holzstegträger aufgedoppelt, mit einer Holzweichfaserplatte beplankt und die Hohlräume mit Holzfasern ausgeflockt. Danach wurde eine waagrechte Holzschalung angebracht bzw. im Sockelbereich verputzt. Auch das Dach wurde aufgedoppelt und mit Holzfaserdämmstoff gedämmt, was sich auch im Sommer beim Wärmeschutz deutlich bemerkbar macht. Eine Gasbrennwerttherme, unterstützt durch Solarthermie, liefert die nötige Wärme. In Zukunft soll noch ein neuer “Kachelofen” mit Wassertasche und großem Sichtfenster eingebaut und in das Heizsystem integriert werden. Auch konnten baubiologisch-messtechnische Probleme gelöst werden. So schützen neue Holz- Alu-Fenster vor hochfrequenter Strahlung. Die elektrischen Felder konnten durch den Einbau mehrerer Netzfreischalter drastisch reduziert werden. Zudem sichert eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung die Zufuhr von genügend Frischluft und wirkt der Anreicherung von Luftschadstoffen entgegen. Zusätzlich konnte ich mit radiästhetischen Methoden das Bewusstsein für räumliche und feinstoffliche Zusammenhänge weiter erhöhen und Veränderungsvorschläge und Lösungen anbieten.
Bauen für die Seele
Schön bleibt für mich zu sehen, wie die Begeisterung der sehr sympathischen Baufamilie anhält. Das liegt auch nicht zuletzt an der vielen Eigenleistung, die der Bauherr selbst eingebracht hat. “Sogar der Einrichtungsstil hat sich geändert”, erzählt die Baufrau. “Es wurde luftiger, reduzierter, weniger Möbel, Pflanzen, Deko.” Beide haben schon einige Interessierte durch ihr Haus geführt. Auch mir hat es sehr viel Freude gemacht, mit so aufgeschlossenen Bauleuten zusammenzuarbeiten – ein nicht zu unterschätzender Teil, der zum gesunden Bauen und Wohnen beiträgt.
Baudaten
Wohnhaus in Murrhardt, Baden-Württemberg
Bauherren | Klaus und Annelie Hufschmied |
Nutzfläche | 190 m2 Wohnung über zwei Geschosse, Einliegerwohnung |
Bauweise vor Sanierung | Holzständer, beidseitig beplankt mit Spanplatten, innen Gipskarton, außen Senkrechtschalung, dazwischen 10 cm Glaswolle |
Sanierung Außenwände | Entfernung der Spanplatten und der Glaswolle, Einbringen einer feuchtevariablen Dampfbremse, Füllen der Zwischenräume mit Holzweichfaserdämmung, Beplankung mit DWD-Platten, Aufdoppelung mit Stegträgern 200 mm, dazwischen Einblasdämmung Holzfasern, 3 cm Holzweichfaserplatten, Waagrechtschalung Lärche vorvergraut. U = 0,12 W/m2K |
Kellerwände | Betonwände, teilweise Innendämmung mit Mineraldämmplatten, teilweise Dämmung mit Glasschaumschotter von außen |
Sanierung Innenwände | Entfernen der Raufasertapete, Nachspachteln der Gipskartonplatten, mineralischer Streichputz |
Sanierung Satteldach | Entfernung der alten Dämmung, Dampfbremsfolie von außen, Aufdoppelung der Sparren, Unterdach 5 cm Weichfaserplatte, dazwischen 300 mm Flockung mit Holzweichfasern. U = 0,15 W/m2K |
Fenster | Holz-Alu, 3-fach Isolierverglasung mit thermisch verbessertem Randverbund. Uw = 1,0 W/m2K |
Innenausbau | mineralischer Streichputz, Abschleifen der dunkelbraunen Holzlasur der sichtbaren Leimbinder und Behandlung mit Naturfarben (Weiß-Lasur) |
Planung, Energieberatung, Baubegleitung, Selbstbaubetreuung | buero-040, Dipl.-Ing. Michael Greiner |
Energiekonzept | KfW Effizienzhaus 115. Gasbrennwertkessel mit thermischer Solaranlage, dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Übertagung der Wärme durch eine Hypothermal Randleistenheizung. Die Einbindung eines Stückholz-Stubenkessels mit Sichtfenster ist vorbereitet. |
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