AlmRefugio – alte Scheune neu genutzt
Berschneider + Berschneider Architekten bauten den Bestandsbau umweltbewusst und nachhaltig unter Verwendung von natรผrlichen und รถkologischen Baustoffen um.
Das Hotel ist organisiert auf zwei Ebenen. Im Obergeschoss sind die Gรคstezimmer untergebracht, die mittels Empore den Luftraum des Daches mitnutzen und so ein groรzรผgiges Galeriegeschoss ermรถglichen. Im Erdgeschoss befinden sich die Rezeption und eine kleine Bar, wie auch ein barrierefreies Appartement.
Nach einer schonenden Reinigung der Holzkonstruktion der alten Scheune entschied das Architektenteam, die Oberflรคchen unbehandelt zu belassen. Der Holzbau des Bestands bleibt so im Original erhalten. Er wird lediglich an den erforderlichen Stellen ausgewechselt und verstรคrkt.
Dank der neuen Aufdachdรคmmung bleibt auch der Dachstuhl erlebbar. Im Erdgeschoss wird das Bruchsteinmauerwerk vom vorhandenen Putz befreit, gereinigt und lediglich die Fugen mit Kalkmรถrtel verfestigt. Bauliche Zeugen der Vergangenheit wie ehemalige Futtertrรถge oder Trรคnken werden in den Zimmern wiederverwendet.
Im Luftraum der Treppe schwebt ein alter Heukran und die vormalige Nutzung als Kuhstall wird durch ein Panoramabild an der Flurdecke verdeutlicht. Da viele Einbauten von lokalen Schreinern handwerklich gefertigt wurden, konnten auch Gusseisenelemente der alten Scheune als Griffe an Mรถbeln, Tรผren und Fenstern in die neue Ausstattung รผbernommen werden.
รber den bedachten Zugang kommt man wettergeschรผtzt zum Haupthaus der Hotelanlage
Gusseiserne Handwerkskunst findet sich auch im Bad am Waschtisch
Durch Galerien wirkt der Dachraum groรzรผgig und wird erlebbar
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รber den bedachten Zugang kommt man wettergeschรผtzt zum Haupthaus der Hotelanlage2
Gusseiserne Handwerkskunst findet sich auch im Bad am Waschtisch3
Durch Galerien wirkt der Dachraum groรzรผgig und wird erlebbar
รkologische Materialien
Neue Materialien sind nach dem Prinzip der Natรผrlichkeit und รkologie ausgewรคhlt. Die neue Dachkonstruktion รผber dem Bestandsdachstuhl ist innenseitig mit einer Dreischichtplatte aus Fichte beplankt, die mit einer diffusionsfรคhigen Leinรถllasur gestrichen wurde. Leider wurden das Obergeschoss und das neue Dach รผberwiegend mit Steinwolle gedรคmmt. Dรคmmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben in der Regel eine bessere รkobilanz und einen besseren sommerlichen Hitzeschutz. Immerhin wurde abschlieรend fรผr das Dach eine diffusionsfรคhige Holzfaserdรคmmplatte verwendet. Die Bรถden der Hotelzimmer bestehen aus wohngesund zertifiziertem, massivem Eichenparkett, geรถlt. Im Empfangsbereich im Erdgeschoss kamen ausrangierte, gesรคuberte, geseifte und selbstverstรคndlich holzschutzmittelfreie Bahnschwellen als Eichenmassivparkett zum Einsatz. Zuvor waren sie auf Schadstoffe untersucht worden, Schwund-, und Windrisse sowie Nagellรถcher zeugen vom alten Gebrauch. Manche Bรถden sind mit Sumpfkalk verspachtelt. Sรคmtliche verputzte Wandoberflรคchen im Innenbereich sind mit einem Kalkputz versehen, der die Feuchte der Raumluft reguliert.
Auf die gemauerten, tragenden Wรคnde wurde der Kalkputz verschieden aufgetragen, maschinell oder mit Kelle und grob verrieben, so dass vielfรคltige Oberflรคchen entstanden. Flur- und Zimmertrennwรคnde im Obergeschoss sind in Trockenbauweise errichtet. Diese verputzten Trockenbauwรคnde sind mit einem รถkologisch unbedenklichen Silikatanstrich mit Pigmentfarben gestrichen. Die Anstriche auf Kalk- oder Silikatbasis erhalten die Diffusionsoffenheit gรคnzlich.
Der Flur ist schalldรคmmend mit einem Teppich aus reinen Maisfasern belegt. Bei der Teppichware wurde beachtet, dass sie frei von Schadstoffen durch Mottenschutz oder einen Kunststoffrรผcken mit Weichmachern und Flammschutzmitteln ist.
Das Bruchsteinmauerwerk wird รผber eine Begleitheizung im Sockel temperiert und trocken gehalten
Das Appartement im Erdgeschoss ist barrierefrei
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Das Bruchsteinmauerwerk wird รผber eine Begleitheizung im Sockel temperiert und trocken gehalten2
Das Appartement im Erdgeschoss ist barrierefrei
Haustechnik
Die Wรคrmeversorgung des neuen Gรคstetraktes im Heustadel erfolgt รผber die Anbindung an das bestehende Wirtshaus. Es kommt jedoch eine Heizungsunterstรผtzung รผber die Solaranlage hinzu, sodass die Niedertemperatur-Fuรbodenheizung im Empfangsbereich und in den Sanitรคrbereichen der Zimmer mit erneuerbarer Energie betrieben werden kรถnnen. Die Zimmer sind auรerdem mit schnell regulierbaren Plattenheizkรถrpern mit hohem Strahlungsanteil ausgestattet.
Wird ein Zimmer wieder frei und nicht genutzt, kann die Temperatur dank schneller Reaktionszeiten kurzfristig heruntergefahren werden. Eine Bauteilaktivierung wird im Erdgeschoss durch die Ausfรผhrung einer Begleitheizung im neu betonierten Sockel des Bruchsteinmauerwerks erreicht. So kann das Mauerwerk eine angenehme Wรคrmestrahlung abgeben. Zusรคtzlich hilft die Strahlungswรคrme, mรถgliche kapillar aufsteigende Feuchtigkeit auszutrocknen.
Die Zimmer werden natรผrlich belรผftet und sind in Duschbereichen zusรคtzlich mit Einzelraumlรผftern zum direkten Feuchteabtransport ausgestattet. Die Atmosphรคre der Innenrรคume wirkt durch das Lichtkonzept und die handwerklich gefertigten Mรถbel angenehm. Neben Stehleuchten inszenieren historische Leuchten Wandflรคchen und Dachstuhl. Schmiedetechnisch angefertigte Waschtische und Beschilderungen verdeutlichen die Handwerkskunst der regional ansรคssigen Firmen, die im Dialog mit den Architekten an der Entwicklung von Details beteiligt waren.
Elektrobiologie
Zimmerweise wurden die Stromleitungen sternfรถrmig verlegt, um die elektrischen und magnetischen Wechselfelder zu reduzieren. Eine LAN-Verkabelung garantiert eine geringe Belastung durch hochfrequente Wellen an der Rezeption und im Bรผro. Leider wรผnschen die meisten Gรคste heutzutage WLAN. Ihre hochfrequente Strahlung kann durch entsprechende Ausrichtung der Antennen, der Lage der Sender und Wahl der Frequenzbereiche reduziert werden.
Eine Verzerrung des Erdmagnetfelds durch die statischen Verstรคrkungen der alten Holzbalkendecke mit einem Stahlrost ist gering, da die Schlafplรคtze mindestens 50 cm davon entfernt liegen.
Baudaten
Planung, Bauleitung | Berschneider + Berschneider Architekten BDA + Innenarchitekten |
Baujahr | Sanierung 2014 – 2015 |
Nutzflรคche | 145 m2 |
Baukosten | 970.000 Euro brutto (KG200-600) |
Aufbau Auรenwรคnde EG (von auรen nach innen) | U-Wert 0,19 W/m2K, Silikatanstrich, Kalkputz, Bruchsteinmauerwerk, Fugen mit Kalkmรถrtel verfestigt |
Aufbau Auรenwรคnde OG (von auรen nach innen) | U-Wert 0,19 W/m2K, Holzschalung, Fichte, gehobelt mit Vergrauungslasur, Fassadenschutzbahn, 24 cm Wรคrmedรคmmung, 3-Schicht-Platte, Fichte mit Leinรถllasur |
Aufbau Dach (von auรen nach innen) | U-Wert 0,21 W/m2K, Biberschwanzdeckung, Unterspannbahn, 6 cm Holzfaserdรคmmung, 20 cm Wรคrmedรคmmung, 3-Schicht-Platte, Fichte mit Leinรถllasur, Bestandsdachkonstruktion sichtbar |
Aufbau Innenwรคnde | Trockenbauwรคnde aus Metallstรคnderwerk und Schallschutzplatten doppelt beplankt mit Silikatanstrich, Mauerwerkswรคnde, Kalkputz mit verschiedenen Auftragtechniken |
Aufbau Boden (von unten nach oben) | Betonplatte, Ausgleichschicht aus Schaumbeton, Abdichtung, Zementestrich schwimmend verlegt, Oberbelรคge: Dietfurter Dolomit / Eichenparkett natur geรถlt / Atholzbohlen / Sumpfkalkspachtelung |
Aufbau Zwischendecke (von unten nach oben) | Bestand Holzbalkendecke gereinigt und unbehandelt, Lehmschlag / Kalksplittschรผttung, neue lastabtragende Ebene als Holz-Stahl-Rost, Nut+Feder Schalung, Zementestrich schwimmend verlegt, Oberbelรคge: Eichenparkett natur geรถlt / Fliesen / Teppich |
Fenster | Fichte 2-fach verglast, deckende wasserbasierte Lackfarbe |
Tรผren | Au.entรผren: Fichte, Holzlasur auf Silikatbasis Innentรผren: Fichte natur geรถlt |
Energiestandard | Einhaltung Bauteilgrenzwerte EnEV 2014 |
Solaranlage | Eigenverbrauch und Unterstรผtzung der Heizung |
Trinkwasserleitungen | Edelstahl |
Elektroinstallation | Zimmerweise sternfรถrmige Elektroverteilung, LAN-Netzwerkanschluss fรผr Arbeitsplรคtze |
Einbauten | regionales Handwerk, Massivholzmรถbel und Schmiedekunst, mit Detaillรถsungen zur Nutzung vorgefundener Elemente |
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Liebe Frau Ece,
stilvoll, athmosphรคrisch und schรถn naturnah. Ein wirklich tolles Projekt. Danke fรผr die Teilhabe.
Ein beispielhaftes Projekt fรผr den materialgerechten Umgang nach baubiologischen Kriterien. Besten Dank fรผr diesen gelungenen Beitrag und die atmosphรคrischen Photos!
Hallo Frau Ece,
vielen Dank fรผr den tollen Artikel. Es ist immer wieder schรถn, dass es so tolle baubiologische Beispiele gibt. Auch einen Dank an die Architekten Berschneider & Berschneider. Einfach ein tolles Projekt.
Baubiologische Beratungsstelle IBN โ Mehr erfahren