Mit Haustieren gesund wohnen
Faszination Haustier versus Risiko Haustier
Die Motivationen, tierische Gefährten in unsere Wohnräume einzuladen, sind sehr vielfältig. Haustiere gelten als Spielgefährten für Kinder, als treue Begleiter, als Ersatz für den Partner und werden zu Therapiezwecken bei physiologischen oder psychologischen Problemen eingesetzt. Sie erhöhen die Lebensfreude, steigern die körperliche Aktivität und erleichtern die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen. Somit übernehmen Haustiere wichtige soziale Funktionen und stärken das Wohlbefinden der Tierhalter.
Doch es gibt auch Risiken, die nicht nur der Gesundheit des Tieres schaden können, sondern auch ihrer eigenen. Risikogruppen, wie Schwangere, chronisch Kranke, Allergiker oder Immunsupprimierte sollten sich vor der Auswahl des Tieres / der Tiere mit den Herausforderungen und Risiken intensiver beschäftigen. Neben dem Schutz vor Infektionen und Parasiten, ist es aus baubiologischer Sicht wichtig, auf folgende weitere Kriterien zu achten:
Hygiene
Haustiere können Schmutz, Haare, Schuppen, Parasiten und Bakterien in die Wohnräume bringen. Katzen oder Haustiere in Käfighaltung verrichten auch ihr Geschäft in der Wohnung. Wer regelmäßig Reinigungs- und Hygienemaßnahmen durchgeführt, macht i.d.R. vieles richtig. Natürlich müssen die Aufenthalts-, Futter- und Toilettenplätze der Tiere in die Maßnahmen einbezogen werden. Die empfohlenen Maßnahmen (siehe Infokasten “Hygienetipps”) dienen nicht nur der Hygiene, sondern gleichzeitig auch dem Schutz vor Infektionen und der Vermeidung unangenehmer Gerüche.
Vorbeugend gegen Flecken und Gerüche empfiehlt es sich z.B. auch, auf die Auswahl des Bodenbelages zu achten. Teppiche sind je nach Modell (Kurz- oder Langfloor) schwieriger zu reinigen und können zudem Gerüche länger binden. Besonders geeignet sind daher glatte, wischbare Bodenbeläge, wie z.B. Holz, Fliesen oder schadstoffarme elastische Bodenbeläge. Auf Raumerfrischer sollte verzichtet werden, sie überdecken zwar kurzzeitig unangenehme Gerüche, bergen aber auch ein Allergierisiko.
Das Ziel der Hygienemaßnahmen ist keine keimfreie Umgebung. Desinfektionsmittel sollten nur in Ausnahmefällen verwendet werden, z.B. bei Vorliegen einer ansteckenden Infektionskrankheit. Ein häufiger Gebrauch von Desinfektionsmitteln kann zu gesundheitlichen Beschwerden, wie z.B. Allergien oder Hautproblemen führen. Zudem können Krankheitserreger mit Toleranzen auf die Wirkstoffe reagieren. Auch zugunsten einer guten Innenraumluftqualität und der Reduzierung von Schadstoffen sollte auf Desinfektionsmittel verzichtet werden.
Hygienetipps
- regelmäßig Hygienemaßnahmen durchführen
- regelmäßig lüften
- nach Kontakt zu Tieren Hände waschen
- von Speisen fern halten
- Futter- und Trinknäpfe täglich mit heißem Wasser reinigen
- regelmäßig frisches Trinkwasser einfüllen
- Toiletten und Aufenthaltsplätze regelmäßig säubern
- Exkremente schnellstmöglich im Restmüll entsorgen
- Decken an Aufenthaltsplätzen regelmäßig waschen (bei mindestens 60°C)
- Pfötchen bei nassem Wetter schon vor der Tür säubern
- Auswahl glatter, wischbarer und schadstoffarmer Bodenbeläge
- auf Duftstoffe zur Raumerfrischung verzichten
- Desinfektionsmittel nur in Ausnahmefällen nutzen
Schutz vor Infektionen und Parasiten
Durch körperliche Nähe zu Haustieren können Krankheitserreger und Parasiten übertragen werden. Statistische Zahlen zu den sog. Zoonosen, also vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten, konnten leider nicht ausfindig gemacht werden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass „das Risiko der Übertragung von viralen, bakteriellen, mykotischen oder parasitären Zoonosenerregern von Heimtieren auf Menschen durch Einhaltung hygienischer Maßnahmen sowie durch tierärztliche Überwachung, verbunden mit bestimmten Impfungen der Tiere (z.B. Tollwutimpfung), erheblich reduziert werden kann.“ und hat zu den wichtigsten Infektionen, wie Tollwut, Listeriose, Toxoplasmose und Borreliose, Ratgeber im Internet veröffentlicht.
Auch Parasiten gehören nicht in ein gesundes Wohnumfeld. Sie können unangenehme Beeinträchtigungen mit sich bringen und Krankheitserreger übertragen. Das Parasitenportal stellt umfangreiche Informationen im Internet zur Vorsorge und Behandlung zu Parasiten wie z.B. Flöhe, Würmer, Milben oder Zecken bereit.
Infektionsschutz
- nach Kontakt zu Tieren die Hände waschen
- auf eigenen Tetanus-Schutz achten
- Haustiere nicht ins Bett lassen
- Tiere nicht über Wunden oder Gesicht lecken lassen
- Biss- und Kratzwunden desinfizieren
- Tiere regelmäßig impfen und entwurmen lassen
- tote Tiere nur mit Schutzhandschuhen berühren
- Kontakt mit Erde auf Hundewiesen meiden (Wurmgefahr)
- frisches Grünfutter gut waschen und auf Produktrückrufe der Hersteller achten
- Fleischprodukte nicht roh füttern
- Haustier und Mensch regelmäßig nach Zecken und anderen Parasiten absuchen und entfernen/behandeln lassen
- Kontakt zu Wildtieren vermeiden
Besondere Tipps für schwangere Katzenhalterinnen
- vor der Schwangerschaft testen lassen, ob eine Immunität gegen Toxoplasmose vorliegt
- Katzentoilette täglich mit heißem Wasser reinigen (besonders bei Freigängern)
- die Reinigung von einer nicht schwangeren Person durchführen lassen
Haustierhaltung und Allergien
Die Wissenschaft ist sich uneinig, ob Haustiere bei Kleinkindern zu einem Schutz vor Allergien beitragen können. Laut einer schwedischen Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Haustieren im ersten Lebensjahr und einer Schutzwirkung vor Allergien. Wer schon an einer Allergie, Asthma oder Neurodermitis leidet oder dafür durch Erkrankungen innerhalb der Familie prädestiniert ist, sollte im Vorfeld auf die Auswahl des Tieres / der Tiere achten. Dem Deutschen Allergie- und Asthmabund zufolge, kann prinzipiell „jedes Tier mit Fell oder Federn eine Allergie auslösen…“ Ein Vorab-Allergietest kann Aufschluss und Sicherheit bringen.
Fazit
Aus baubiologischer Sicht überwiegen die positiven Effekte der Haustierhaltung. Werden Hygieneempfehlungen und vorbeugenden Schutzmaßnahmen eingehalten und werden Tiere artgerecht gehalten sowie medizinisch gut versorgt, steht einem gesunden Zusammenleben mit Haustieren in Innenräumen i.d.R. nichts im Wege. Wichtig ist vor allem, sich vor der “Anschaffung” eines Haustieres mit den neuen Anforderungen und auch den Bedürfnissen des Tieres umfassend zu informieren und sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst zu werden.
Diesen Beitrag präsentiert Ihnen:
Verband Baubiologie VB
verband-baubiologie.de
Ihre Stimme zählt
Kommentarregeln:
Wir sind neugierig, was Sie zu sagen haben. Hier ist Raum für Ihre Meinung, Erfahrung, Stellungnahme oder ergänzende Informationen. Bitte beachten Sie bei Ihrem Kommentar folgende Regeln:
- Bitte keine Fragen: Auf dieser kostenlosen Informationsplattform können wir keine Fragen beantworten - bitte stellen Sie Ihre Fragen direkt an unsere Autor*innenAutor*innen.
- Bitte keine Werbung: Gerne können Sie auf Ihre Produkte/Dienstleistungen mit einem Werbebanner aufmerksam machen.
Wie werde ich
Baubiolog*in IBN?
How to become a Building Biology Consultant IBN?
Nachhaltig weiterbilden
Know-how, Zusatzqualifikationen und neue berufliche Möglichkeiten für Baufachleute sowie alle, die sich für gesundes, nachhaltiges Bauen und Wohnen interessieren.
Unser Kompetenz-Netzwerk
Hier finden Sie unsere qualifizierten Baubiologischen Beratungsstellen und Kontakte im In- und Ausland nach Standort und Themen sortiert.
Über die Baubiologie
Die Baubiologie beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Wie wirken sich Gebäude, Baustoffe und Architektur auf Mensch und Natur aus? Dabei werden ganzheitlich gesundheitliche, nachhaltige und gestalterische Aspekte betrachtet.
25 Leitlinien
Für einen schnellen, aufschlussreichen Überblick haben wir in 25 Leitlinien der Baubiologie die wichtigsten Parameter herausgearbeitet, sortiert und zusammengefasst. In 15 Sprachen, als PDF oder als Plakat erhältlich.
0 Kommentare