LEHM 2024 – Internationale Fachtagung
Die 9. internationale Fachtagung LEHM 2024 des Dachverband Lehm e.V. in Weimar war wieder ausgesprochen gut besucht. Insgesamt 250 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Nationen konnten 32 Vorträge hören.
Dieses Jahr war der Massivlehmbau ein Schwerpunktthema, zu dem es die meisten Vorträge gab, sowohl zu Stampflehm, als auch zu tragenden Lehmsteinen, für die es erst seit 2023 eine neue Norm gibt.
Zu Stampflehm ist vor allem das Weleda-Zentrallager in Schwäbisch-Gmünd – Deutschlands größter Stampflehm-Neubau – zu nennen, bei dem die gestampften Wände des Lagers zu 80 % aus dem weiterverarbeiteten Aushub bestehen. Martin Rauch, der schon viele Innovationen auf den Weg gebracht hat, berichtete über die Entwicklung von neuen Maschinen, um damit solche großen Projekte ausführen zu können sowie die körperlichen Belastungen der Ausführenden zu reduzieren. Diese wurden auch beim Hortus Bürobau in Basel der Architekten Herzog & de Meuron eingesetzt. Auch hier wurde der Aushub weiterverwendet, allerdings nicht für die Wände, sondern in den Decken der Holzkonstruktion. Dort ist der Lehm zugleich Feuerschutz wie auch Klimapuffer, eine echte Innovation an dieser Stelle.
Am Abend des ersten Tages wurden vier Nachwuchspreise für herausragende akademische Abschlussarbeiten durch den Dachverband Lehm e.V. vergeben. Prämiert wurde u.a. die Arbeit „Wasted Ground – Die Potenziale von Aushub im Lehmbau“ von Karolin Wagner.
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32 Vorträge – teilweise parallel – behandelten Themen aus der Wissenschaft und stellten realisierte wie auch zukünftige Projekte vor2
Architekt und Inhaber einer Baubiologische Beratungsstelle IBN Thomas von Dall’Armi berichtete zusammen mit seinem Sohn Roman über das Ökoquartier in Kirchheim bei München mit lasttragenden Lehmsteinen3
Das Architekturbüro Dall’Armi plant bei München zwei nachhaltige und wohngesunde Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 22 Wohnungen und neun Reihenhäuser4
Wichtiger Bestandteil der innovativen Gebäude sind lasttragende Lehmsteine5
Insgesamt vier Preise gab es für den Nachwuchs mit herausragenden akademischen Abschlussarbeiten
Projekte aus aller Welt
Neben den Vorträgen wurden viele Projekte und Arbeiten auf Postern vorgestellt. Herausragend waren hier Projekte wie das organisch geformte Gebäude der Oyaki Farm des Japaners Tono Mirai, der den mit Bambus armierten Stampflehm mit einer schönen Holzkonstruktion kombiniert. Die neusten Entwicklungen von Architekt Franz Volhard zu einem Leichtlehm, der kostengünstig und bei Bedarf auch in Selbsthilfe von Hand um dünne Spalierhölzer gewickelt wird, waren eine angenehme und sehr willkommene Ergänzung zu dem großen Maschineneinsatz mancher gezeigten Projekte. And Akman stellte Lehm-Architektur in der Türkei vor, wie Roman von Dall’Armi die Sanierung einer Remise mit tragenden Lehmsteinen als Mitmachbaustelle.
Auch am zweiten Tag gab es viele spannende Vorträge. Gezeigt wurde u.a. Lehm als Mörtel für lösbare Verbindungen, um für ein zirkuläres Bauen gewappnet zu sein. Die Firma Claytec entwickelte ihren Lehmkleber weiter und machte Versuche mit verschiedenen Steinen unter Einsatz von gängigen Werkzeugen – ein zukunftsträchtiges Thema, über das wir noch eingehender berichten werden. Ein Thema mit baubiologischem Schwerpunkt war die „Identifikation und Einordnung von historischen Lehmbauteilen für die Wiederverwendung hinsichtlich Anreicherung von Schadstoffen und bauschädlichen Salzen“. Dazu wurden exemplarisch ausgewählte historische Wellerlehm-Gebäude aus Mitteldeutschland mit einer potenziellen Schadstoff- und/oder mikrobiologischen Belastung beprobt und untersucht. Ein anderer Vortrag zeigte überraschend, dass Mauerwerk aus nur getrockneten Lehmsteinen auch 5.500 Jahre überdauern kann. Ein internationales Team sicherte diese Reste des Weißen Tempels in Uruk/Irak für die Zukunft.
Gebauter Lehm
Am dritten Tag gab es zwei Exkursionen zu modernen Lehmbauten in Mittelthüringen und ein Besuch des Labors am Clay Expert Center der MFPA Weimar. Besucht wurden auch die freie Talschule Tonndorf, die eine aufgelassene Dorfschule ökologisch und sozial neu belebt, ein privates Holz-Stroh-Lehmhaus und ein ca. 130 m² großes Schulgebäude mit lasttragenden Großstrohballen von Z Architektur. Florian Hoppe, von dem wir hier im Baubiologie Magazin schon Projekte vorgestellt haben (Raus aus der Nische – Strohballenbau und Strohballen-Lego), führte über die Baustelle mit den schönen organischen Lehmwänden und den weiter verwendeten historischen Fenstern und Türen. So gingen drei inspirierende Tage, die den Weg zu einer Bauwende und mehr gesunden Gebäuden aufzeigten, zu Ende.
Erstes Ziel der Exkursion war die freie Talschule Tonndorf
In Tonndorf wurde viel handwerklich repariert, um das Projekt den aktuellen Baubestimmungen anzupassen wie das Geländer der Treppe
Auch Lehm kam in der ehemaligen Dorfschule viel zum Einsatz
Auf dem Landgut Holzdorf wurden etwa 40 Tonnen Stroh in Wänden, Fußboden und Dach zweier Klassenräume verbaut
Für das temporäre Gebäude wurden Fenster und Türen wiederverwendet. Herausforderung war auch die Verarbeitung der lebendigen Lehmoberfläche
Der Tagungsband mit 32 ausführlichen Vorträgen und 67 Kurzvorstellungen ist beim "Dachverband Lehm" erhältlich
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Erstes Ziel der Exkursion war die freie Talschule Tonndorf7
In Tonndorf wurde viel handwerklich repariert, um das Projekt den aktuellen Baubestimmungen anzupassen wie das Geländer der Treppe8
Auch Lehm kam in der ehemaligen Dorfschule viel zum Einsatz9
Auf dem Landgut Holzdorf wurden etwa 40 Tonnen Stroh in Wänden, Fußboden und Dach zweier Klassenräume verbaut10
Für das temporäre Gebäude wurden Fenster und Türen wiederverwendet. Herausforderung war auch die Verarbeitung der lebendigen Lehmoberfläche11
Der Tagungsband mit 32 ausführlichen Vorträgen und 67 Kurzvorstellungen ist beim “Dachverband Lehm” erhältlich
Tagungsbeiträge der LEHM 2024
Neben den vorgestellten Themen gab es Tagungsbeiträge zu interessanten Forschungen, wie u.a.:
- Monitoring des Innenraumklimas in Massivlehmgebäuden (u.a. Lehmhaus in Sachsen-Anhalt)
- Feuerwiderstand von tragendem Lehmsteinmauerwerk
- Lehm als Brandschutz für Holz
- ökologische Zusätze für den 3D-Druck mit Lehm
- italienisches Ökomuseum „Villa Ficana“, für das eine aufgelassene Siedlung neu belebt wurde.
- Ökoquartier in Kirchheim bei München, das mit lasttragenden Lehmsteinen gebaut wird.
Ein Tagungsband mit 32 ausführlichen Vorträgen und 67 Kurzvorstellungen ist beim Dachverband Lehm e.V., Weimar erhältlich. 49 € inkl. Versand (Cover siehe Bild 11)
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