Vergiss’ g’rad den Mobilfunkmast, wenn Du selbst ein Smartphone hast! – Teil 2

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Smartphones sind technische Wunderwerke und erscheinen aufgrund ihrer vielfรคltigen Funktionalitรคt vielen als unverzichtbare Hilfsmittel und Begleiter. Sie haben den Alltag sowie das Verhalten der meisten Menschen massiv verรคndert. Im ersten Teil dieses Beitrags wurde die Sendehรคufigkeit von Smartphones beschrieben, die stรคndig von sich aus โ€žauf Sendung gehenโ€œ, ganz im Gegensatz zu dem sporadischen Sendeverhalten der alten, einfachen โ€žHandysโ€œ.

Autor

Dr.-Ing. Martin H.

Virnich

Dipl.-Wirtsch.-Ing., Mรถnchengladbach, ist Elektroingenieur, Baubiologe und Baubiologischer Messtechniker IBN, Sachverstรคndiger fรผr EMF/EMVU und Grรผndungsmitglied des VDB e.V.

Hinsichtlich der Sendeintensitรคt unterscheiden sich die modernen Smartphones jedoch kaum von ihren โ€žElternโ€œ, den Handys der 90er Jahre, mit denen man nur telefonieren und SMS versenden konnte.

Sendeintensitรคt von Smartphones โ€“ Einflussfaktoren

Die Sendeleistung von Mobilteilen (z. B. Smartphones, Tablets oder einfache โ€žHandysโ€œ) wird von der Basisstation (typische Antennen auf den Dach- und Maststandorten) geregelt, bei der das Mobilteil angemeldet ist. Weil jedes Mobilteil fรผr alle anderen ein mรถglicher Stรถrer ist, wird die Sendeleistung auf dasjenige MaรŸ beschrรคnkt, das erforderlich ist, um eine stabile Verbindung zur Basisstation sicherzustellen. AuรŸerdem hรคlt die Akkuladung lรคnger, wenn mit mรถglichst niedriger Leistung gesendet wird.

Ein Steuer- oder Pilotkanal der Basisstation teilt dem Mobilteil also stรคndig mit, ob und wie es ggf. seine Sendeleistung anpassen soll. Wird die Qualitรคt der Funkverbindung zwischen Mobilteil und Basisstation beispielsweise schlechter, weil der Benutzer gerade vom Freien in ein Gebรคude eingetreten ist, so wird das Mobilteil angewiesen, die Sendeleistung zu erhรถhen, bis die zusรคtzliche Gebรคudedรคmpfung wieder ausgeglichen ist.

Das Gleiche geschieht, wenn der Benutzer sich mit seinem Mobilteil weiter von der Basisstation entfernt. Somit gibt es nicht โ€ždieโ€œ Sendeleistung eines Mobilteils, sondern die Leistung schwankt โ€“ je nach Empfangsverhรคltnissen โ€“ zwischen einem Minimum und einem Maximum.

Zeigt ein Mobilteil alle Balken fรผr die Empfangsfeldstรคrke, so sind die Immissionen seitens der Basisstation relativ hoch, das Mobilteil braucht aber nur mit geringer Leistung zu senden. Werden umgekehrt nur wenige Balken angezeigt, so sind die Immissionen der Basisstation niedrig, aber das Mobilteil muss mit hoher Leistung senden, um die Basisstation zu erreichen.

Bei Mobilteilen fรผr das GSM-DNetz (GSM 900) kann z. B. die aktuelle Leistung zwischen 2.000 mW [Milliwatt] und 20 mW betragen (Variation um den Faktor 100 bzw. 20 dB [Dezibel]), fรผr das GSM-E-Netz (GSM 1800) zwischen 1.000 mW und 2,5 mW (Variation um den Faktor 400 bzw. 26 dB). Im entsprechenden Rahmen schwankt natรผrlich auch die Befeldung des Mobilteil-Benutzers und seiner Umgebung.

Sendeintensitรคt von Smartphones โ€“ Messwerte

Die folgenden exemplarischen Messungen wurden mittels Hochfrequenz-Spektrumanalysator im Dachgeschoss einer viergeschossigen GroรŸstadtwohnung bei maximaler Sendeleistung des Mobilteils durchgefรผhrt.

In der mit einem Spektrumanalysator aufgenommenen Grafik sind rechts vom vertikalen Strich die Immissionen der GSM-Basisstationen im D-Netz zu sehen, links davon die Immissionen von Mobilteilen. Den hรถchsten Ausschlag verursacht das beim Test verwendete Smartphone, das unmittelbar vor die Messantenne gehalten wurde.

Gemessene Feldstรคrken von Mobilteilen (links) und Basisstationen (rechts), Frequenzbereich D-Netz. Der hohe Peak links vom Trennungsstrich stammt von einem Smartphone, das direkt vor die Messantenne gehalten wurde. Man beachte, dass die vertikale Skala der gemessenen Antennenspannung in dBฮผV (sprich: dB Mikrovolt) als MaรŸ fรผr die elektrische Feldstรคrke nicht linear, sondern logarithmisch geteilt ist, d.h. ein Teilstrich entspricht dem Faktor 3,16 fรผr die Feldstรคrke resp. dem Faktor 10 fรผr die Strahlungsdichte.

Diese Position ist reprรคsentativ fรผr die Belastung des Benutzers, der sein Mobilteil direkt am Kรถrper trรคgt (z. B. am Kopf).

Die Intensitรคt des Mobilteils ist in der Grafik um ca. 6 Teilstriche hรถher als die der einzelnen Basisstationen, also um 60 dB hรถher. Bezogen auf die hier gemessene elektrische Feldstรคrke entspricht dies dem Faktor 1.000; bezogen auf die รคquivalente Strahlungsdichte unter Fernfeldbedingungen [1] entsprรคche dies dem Faktor 1.000.000 (in Worten: eine Million)!

In der Grafik betrรคgt die Summenimmission der Feldstรคrken aller Basisstationen im D-Netz als Grundlast 75 mV/m [Millivolt pro Meter], entsprechend einer Strahlungsdichte von 15 ฮผW/m2 [Mikrowatt pro Quadratmeter], bei Volllast 150 mV/m, entsprechend 60 ฮผW/m2. Hinzu kommen an diesem Messpunkt noch krรคftige โ€“ in der Grafik nicht sichtbare โ€“ Immissionen von mehreren LTE-Basisstationen, so dass sich eine Gesamtbelastung durch Mobilfunk-Basisstationen von 350 mV/m (entsprechend 330 ฮผW/m2) als Grundlast und 700 mV/m (entsprechend 1.330 ฮผW/m2) bei Volllast ergibt (alle Werte sind Peak-Werte, also Spitzenwerte).

Das Smartphone bringt es unmittelbar vor der Messantenne auf eine Feldstรคrke von 75.000 mV/m, was theoretisch unter Fernfeldbedingungen einer รคquivalenten Strahlungsdichte von 15.000.000 ฮผW/m2 entsprรคche.

Die รผbrigen Spitzen links vom Trennstrich in der Grafik stammen von anderen Mobilteilen in der Nachbarschaft. Ihre Immissionen sind in etwa gleich stark wie die der weiter entfernten Basisstationen!

Betrachten wir nun ein zweites Szenario: Hรคufig liegt das Smartphone รผber Nacht neben dem schlafenden Besitzer auf dem Nachttisch; der Abstand zwischen Kopf und Smartphone betrรคgt dann typischerweise ca. 75 cm oder auch weniger. Nimmt man die Messung vergleichsweise in einem Abstand von 75 cm zum Mobilteil vor, so ist die Intensitรคt des Smartphones noch um ca. 35 dB hรถher als die der einzelnen D-Netz-Basisstationen. Bezogen auf die hier gemessene elektrische Feldstรคrke entspricht dies dem Faktor 55; bezogen auf die รคquivalente Strahlungsdichte unter Fernfeldbedingungen entsprรคche dies dem Faktor 3.000.

Als absoluten Messwert verursacht das Mobilteil in 75 cm Abstand 3.400 mV/m, was unter Fernfeldbedingungen einer รคquivalenten Strahlungsdichte von 30.000 ฮผW/m2 entsprรคche.

AbschlieรŸend sei angemerkt, dass die hier beschriebenen Messungen exemplarischen Charakter haben. Unter anderen Randbedingungen kรถnnen die Ergebnisse aufgrund der Sendeleistungsvariation von Basisstationen und Mobilteilen unterschiedlich ausfallen. Das Anliegen dieses Beitrags ist es โ€žlediglichโ€œ anschaulich darzustellen, dass typischerweise die Strahlungsbelastung durch das eigene Smartphone um GrรถรŸenordnungen hรถher ist als die Belastung durch Mobilfunk-Basisstationen.

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2 Kommentare

  1. das klingt ein wenig wie ,wir haben das Teufelszeug nicht so erfunden,Schuld ist der Verbraucherโ€ฆ..In Amerika u.KOngress gibt es mittlerweile die ersten Prozesse und Schadensersatzzahlungen..Universitรคt melboure und andere unabhรคngige Universitรคten bestรคtigen die schรคdlichen wirkungen ua.auf die menschl. Zelle /Prozesseโ€ฆEin ehemaliger Militรคr von England spricht noch ein mehr dramatischer in seinen Vortrรคgen ehemals MI 5

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  2. Ich habe regelmรครŸig Klienten, die Angst vor einer nahen Basisstation haben, aber dann ganz erstaunt sind, wenn ich messe: Ihr eigenes wifi, Telefon, Handy โ€“ viel, viel schlimmer!

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[1] โ€“ Bei Freiraum-Wellenausbreitung unter Fernfeldbedingungen kann aus der gemessenen elektrischen Feldstรคrke die Strahlungsdichte รผber den Wellenwiderstand berechnet werden. Vom Fernfeld spricht man bei einem Abstand des Messpunktes von mehr als vier Wellenlรคngen von der Sendeantenne. Wird โ€“ wie hier โ€“ direkt am Mobilteil gemessen, so ist diese Umrechnung nicht korrekt und hat lediglich orientierenden Charakter, um die GrรถรŸenordnungen zu veranschaulichen.

Titelbild: Stanisic Vladimir

Autor

Dr.-Ing. Martin H.

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