Wohnmobil und Baustellenmobil mit “gesunden” Materialien

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Als bekennender Camper wollte ich meinen Handwerkertransporter mehrfach nutzen, um Geld und Ressourcen zu sparen. Eine flexible Lösung mit "gesunden" Materialien musste her.

Autor
Johann Steinhart

Johann

Steinhart

Baubiologische Beratungsstelle IBN, Lehmbauer DVL, Fa. Ökoausbau Steinhart

Der Markt bietet verschiedene Varianten, die mir jedoch alle nicht wirklich zusagten. Die eine war mir zu teuer, die andere optisch nicht mein Stil und viele enthielten zu viel Plastik und Schadstoffe. So blieb mir nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Da ich noch diverse Naturbaustoffe auf Lager und zwischen meinen Aufträgen genügend Zeit hatte, begann ich im Mai 2020 mit dem Ausbau. Ich wusste zwar, was ich in etwa wollte, hatte jedoch keinen genauen Plan. So entstand dieser Ausbau aus einer Zusammenfügung von Bildern im Kopf und der Realität im Fahrzeug.

Die erste Phase begann mit dem Dach und dem Einbau der nötigen Unterkonstruktionen. Um die Firmenfahrzeug-Beschriftungen nicht zu zerstören, waren auf den Seiten nur kleine Ausstellfenster an vorgegebenen Positionen möglich. Die Hauptlicht- und Lüftungseinheit wurde deshalb oben in das Dach installiert. Nachdem die Leerrohre für die Elektroinstallationen verlegt waren, wurden alle Ritzen, Löcher und Flächen mit Wärmedämmung aus Jute ausgestopft.

Autarker Betrieb

Mein Wunsch war, rund drei Tage autark sein zu können. Der noch verfügbare Platz auf am Dach reichte aus, um ein 200 Wp Solarpaket inkl. Speicher und allem was dazugehört zu integrieren. Ein 45 Liter Wassertank mit Tankfüllanzeige sowie Warmwasserboiler ergänzten das Autarkiekonzept. Wichtig dabei war mir, dass ich auch im Alltagsbetrieb Strom, Wasser und eine Toilette mit Dusche nutzen kann. Wer Dixi-Toiletten auf Baustellen kennt, weiß warum mir das wichtig war. Im vorderen Bereich des Laderaums wurde unterhalb der Spüle die gesamte Technik untergebracht und daneben die Dusche und Trockentrenntoilette fest mit dem Fahrzeug verbaut. Kurze Leitungswege sind ein großer Vorteil, wenn mit Energie sehr sparsam umgegangen werden muss. 

Unterkonstruktionen

Basis der Unterkonstruktionen sind Balsasperrholzplatten 9mm, Poulownia-Rahmenholz (beides FSC-zertifiziert) sowie Latten aus Fichtenholz 13 x 35 mm. Nachdem alle Hohl- und Zwischenräume mit Jute gedämmt waren, wurde eine wärmereflektierende Dampfsperre eingebaut. Sehr wichtig ist dabei, wirklich jedes Detail akribisch mit einzubeziehen, damit in der Wärmedämmebene bei kalten Außentemperaturen kein Tauwasser entsteht. 

Flexiboden

Eine 30 mm starke Balsasperrholzplatte dient als stabile und leichte Bodenbasis. In diese Platte wurden 10 kleine Rollen eingelassen, mit denen der Boden leicht in das Fahrzeug geschoben werden kann (deshalb die Bezeichnung Flexiboden). Darauf befindet sich als Wärmedämmung eine 20 mm Holzweichfaserplatte (DHD) und ein 11 mm starkes Klickparkett aus Fichte und Wildeichefunier. Da der Laderaum mit den Radkästen keine durchgehende Ebene bildet, mussten seitlich vor und hinter den Radkästen ergänzende Elemente zur Bodenverbreiterung gebaut werden, die zum Herausziehen des Flexibodens klappbar sind. Auf diesen Flexiboden wurden nun alle weiteren Anbauteile entweder fest oder verschiebbar montiert, damit der Flexiboden jederzeit einfach und schnell aus- bzw. eingebaut werden kann. Alle Komponenten mussten individuell angepasst werden.

Möbel und Innenausbau

Wie man auf den Bildern sehen kann, wurden zwei verschiedene Hölzer verwendet. Alle sichtbaren Teile samt Dusche/Toilette sind aus gehackter Thermofichte 19 mm. Nicht sichtbare Teile im unteren Bereich sowie die Möbelkorpusse sind auch aufgrund des geringeren Gewichts in Balsaholz gefertigt. 

Fazit

Der Ausbau aus “gesunden” Materialien samt gewählter Technik hat sich in der Praxis bewährt und erfüllt sehr gut meine Anforderungen. Die Gesamtbauzeit betrug ca. zwei Monate und die Materialisten von ca. 10.000 € blieben im gesetzten Rahmen. Die eingebaute Wärmedämmung hat sich als absolut ausreichend  herausgestellt, selbst bei extremen -20° C Temperatur. Es ist also durchaus möglich, Wohnmobile und Fahrzeugausbauten mit Naturmaterialien und nach baubiologischen Grundsätzen auszuführen sowie Ressourcen durch die Nutzung von Fahrzeugen für mehrere Zwecke einzusparen.

Baudaten

Dach2 Dachluken mit je 65 x 90 cm Öffnung
Wärmedämmung ca. 10 cm aus Jute mit
Stützfasern aus Maisstärke
Wärmereflektierende Dampfsperre
Balsasperrholzplatte 9 mm bespannt mit 2 mm Naturschafwollfilz
Wand2 Ausstellfenster je 5 0 x 45 cm
Wärmedämmung aus Jute ca. 8 cm mit Stützfasern aus Maisstärke
Wärmereflektierende Dampfsperre Thermofichte gehackt 19 mm | Balsasperrholplatte 9 mm
BodenBalsasperrholzplatte 30 mm
Holzweichfaserdämmung (DHD) 20 mm
Klickparkett Fichte/Eiche 11 mm
Elektrodosen- und Schalterverblendungen aus Eiche massiv
Dusche / ToiletteTrockentrenntoilette
Duschboden EPDM
Duschwände: Korkbeschichtung von Amorin Korkkomposit aus Portugal
Duschvorhang: Naturschafwollfilz 3 mm in Streifen geschnitten
Technik200 Wp Solarset mit Wechselrichter und Ladeeinheit inkl. 2 Gelspeicherbatterien je 230 Watt
Spezielle Stromleitungen für Fahrzeugbau
Wahlweise 12 Volt oder 230 Volt Betrieb
Niederdruckwassersystem mit 45 Liter Wassertank
5 Liter Warmwasserboiler
Kochen und Heizen: Strom oder Bioethanol
Rauchmelder
Kohlenmonoxidmelder
Fiamma Markise 450 cm breit
Heizwärmebedarf Winterbetrieb 750 Watt
TV-Gerät für 12 Volt oder 230 Volt Betrieb

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3 Kommentare

  1. Wow, sehr gute Ideen und sehr gut umgesetzt. Toll geworden…LG

    Antworten
  2. Ein Tiny-Haus auf Rädern, sehr schön umgesetzt ????

    Viele Grüße und gute Fahrt

    Frank Gemeinhardt
    elka-Holzwerke

    Antworten
  3. Toller Ausbau Kollege 🙂

    Gyan J. Schneider
    Baubiologische Beratungsstelle IBN

    Antworten

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Bilder: Johann Steinhart

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