Baubiologischer Wohnwagen für Allergiker

10 Kommentar(e)

Nachdem mir eine MCS-Krankheit diagnostiziert wurde und ich durch meinen Beruf auch noch elektrosensibel wurde, begannen wir, uns für die Baubiologie zu interessieren und einen baubiologischen Wohnwagen zu planen.

Autorin

Katharina

Ehrhardt

ehem. Hairstylistin für Foto und Film, arbeitet mit Karl Dietz, freischaffender Künstler, an diversen nachhaltigen Projekten.

Mit diesem Wohnwagen machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Wohnort, an dem ich wieder gesund werden kann und der unseren neuen veränderten Bedürfnissen entsprach. Aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen kam ein fertiges und schadstoffbelastetes Wohnmobil nicht infrage.

Als Baumaterial für unseren selbst konzipierten Wohnwagen bot sich v.a. Holz an und wir fanden mit Martin van Neuß aus Viersen auch einen Schreiner, der bereit war, auf uns einzugehen und unsere Vorstellungen umzusetzen. Für den Innenausbau wählten wir FSC-zertifiziertes Birkenholz, da es keine Terpene enthält und gleichzeitig sehr leicht ist. Als Bodenmaterial entschieden wir uns für robustes Eichenholz, da ebenfalls terpenfrei. Sämtliche Hölzer im Innenraum sind unbehandelt und für die MCS-Kranke zu empfehlen.

Alle elektrischen Leitungen sind abgeschirmt. Wir wählten eine gasbetriebene Warmwasserheizung bei der alle Komponenten samt Gasflaschen außen untergebracht sind und so der Innenraum von Ausdünstungen und Abgasen verschont bleibt. Die Wärme wird über Sockelheizleisten verteilt, um damit die Außenwände zu erwärmen. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn damit bleibt es selbst im Winter sehr angenehm warm.

Um das Bett herum ließen wir genügend Platz für einen Baldachin aus Abschirmgewebe gegen Elektrosmog. Der Baldachin ist so lang, dass er auf dem Boden aufliegt und sich deshalb zum Abschirmgewebe auf dem Boden keine Lücken ergeben.

Als Wärmedämmung wurden schadstofffreie Hanfplatten verbaut und als direkte Beleuchtung flimmerfreie LED-Bänder installiert.

Aus Geruchs- und Feuchtigkeitsgründen verzichteten wir auf ein Bad und WC. Alle Fenster und einige Oberlichter sind mit verschiebbaren Fliegengittern ausgestattet, die ebenso aus Eichenholz gefertigt wurden.

Wir versuchten bei allen verbauten Teilen so weit wie möglich auf Metall und vor allem Kunststoff zu verzichten. Auch das Bett wurde aus heimischem Eichenholz metallfrei gebaut. Die Küchenmöbel, der Kleiderschrank, das Regal, der Esstisch wie auch die Wandverkleidungen wurden aus terpenfreiem Birkenholz gefertigt, auch um den Innenraum möglichst hell und „leicht“ zu gestalten.

Die Außenverkleidung besteht aus Lärchenholz, ebenfalls FSC-zertifiziert.

Fazit

Da wir auch mal ein konventionelles Wohnmobil mit viel Kunststoff besaßen, wissen wir das neue Raumklima und die natürliche Wohnqualität unseres Holzhäuschens auf Rädern besonders zu schätzen. Viele praktische und handwerkliche Details geben ihm außerdem einen sehr individuellen Charakter. Dieser Wohnwagen ist für uns zu 100 Prozent ein baubiologisches Vergnügen. Und sicher wäre ein solcher Wohnwagen auch für viele kranke, gesundheits- und umweltbewusste Mitmenschen eine gute Alternative.

Bau und AusbauMartin van Neuß, Tischlermeister, 41747 Viersen, timeout-caravans.de
Gewicht1.500 kg (zulässiges Gewicht 1.600 kg)
Nutzfläche410 x 220 cm
FahrgestellTandem-Fahrgestell (vollverzinkt): 16 Zoll Felgen | Beleuchtung mit 13-poligem Stecker | 4 Schwerlaststützen mit Kurbel bedienbar | Schutzbleche | Sicherheitskupplung | Stoßdämpfer
BodenWärmedämmung aus Hanffaserplatten 60 mm | Bodenbelag Nut- und Federdielen aus Eichenholz
Wände innenWärmedämmung aus Hanffaserplatten 60 mm | Wandverkleidung innen mit Nut- u. Federbrettern aus Birkenholz
Wände außenNut- und Federbretter aus Lärchenholz | Profil „Sachsenstab“ 18 mm | Edelstahlschrauben
DachWärmedämmung aus Hanffaserplatten 60 mm | außen mit hochfester Dachfolie bespannt, Farbton grau-silber | Dachrinnen an den Längsseiten und Regenkanten an den Kopfseiten
Oberlichtfenster 10 jeweils zu öffnende Fenstern mit Kfz-Sicherheitsglas incl. Prüfzeichen | vorne links und hinten rechts zusätzlich klappbare Mückengitter aus Edelstahlgewebe
Seitenfenster4 Stück einflüglige Fenster aus Eichenholz massiv gefertigt mit Kfz-Isolierglas incl. Prüfzeichen nach außen öffnend und oben angeschlagen | Griffe aus Eichenholz | Mückengitter aus Edelstahlgewebe zum Schieben
Eingangstüreinflüglig nach außen öffnend | Massivholzrahmen | Gefache mit Hanffaserplatten wärmegedämmt | innen Furnierplatten aus Lärchenholz 5 mm | Kfz-Sicherheitsisolierglas incl. Prüfzeichen | Beschläge Edelstahl/Alu, Türflügelbeschläge Edelstahl/Holz, Profilzylinderschloss mit 3 Schlüsseln, Türflügel nach außen öffnend | außen Holztritt 600 mm breit
Sockelheizung 10,00 laufende Meter | Verkleidung aus Birkenholz
KüchenzeileEdelstahlspühle mit Ablauf 272 x 372 x 145 mm | verchromter Wasserhahn | 1 Unterschrank aus Birkenholz mit 2 Drehtüren | Arbeitsplatte aus massivem Eichenholz
Esstisch Massivholzplatte 600 x 970 mm, Holzart Birke und Eiche
Bett Birkenholz | Matratze 200 x 140 cm | Lattenrost aus massivem Eichenholz
Schränke1.800 x 550 x 450 mm, 2 Drehtüren mit Holzfüllung, alle Böden und Türen aus massivem Birkenholz, Füllungen aus Furnierplatten aus Birkenholz | Schubkastenschrank gegenüber Esstisch 800 x 88 0x 430 mm mit 2 Schubkästen
Regale Regal unter Esstisch 1.500 mm breit mit Führungsnut für den Esstisch, Holzart Birke, fest montierte Böden mit Aufhaltung | 2 Regalböden an den Kopfseiten
Holzoberflächeninnen und außen alles unbehandelt
SanitärWasser- und Abwasserversorgung | Abwassertank 20 l mit 2 m Ablaufschlauch | Frischwasserkanister 20 l unter Spülbecken
Gaswarnerfür Kohlenmonoxid, Narkosegas und Propan/Butan
Elektrik230 V-Paket bestehend aus: 1 Einspeissteckdose | 1 CEE-Anschlusskabel 1,5 m | 1 Sicherungsautomat | 2 Steckdosen (geschirmte und geerdete Verkabelung) | 1 Batterie 120 Ah mit Halterung | 1 Batterie-Ladegerät, Automatik (bei Nichtgebrauch oder Nachts kann das Ladegerät mittels Stecker ziehen vom Netz getrennt werden erzeugt dann kein elektr. Feld mehr | 1 Kabel bis unter das Dach geführt zum evtl. Nachrüsten des Wagens mit einer Solarzelle | 1 Umformer zum umformen von 12 V Batteriestrom in 230 V Wechselstrom, 1.000 W – bei Nichtgebrauch kann der Umformer ausgeschaltet werden und erzeugt dann kein elektr. Feld mehr) | 1 12V / 230 V / Gas Kombikühlschrank für Einbau (Domestic) | 1 LED-Beleuchtung in Decke längsseitig in Verblendung verbaut | 1 Steuerungsdisplay wandseitig über Küche eingebaut
Gas1 Gas-Paket bestehend aus: Gaskasten, abschließbar, mit Halterung für 1 Gasflasche | Druckminderer, Gasleitungen und Absperrhahn | Prüfung und Bescheinigung | 1 x 11 kg Gasflasche | 1 Gasheizung mit Warmwasser für Fußleistenheizung mit Thermostat (Alde) | 1 2-flammiger Gaskocher 430 x 372 x 145 mm

Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS)

Epidemiologische Studien und Fallbeschreibungen weisen auf Folgendes hin: Der Mechanismus von MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität) wird entweder nach kurzzeitigen Einwirkungen hoher Konzentrationen oder durch langandauernde Belastungen niedriger Konzentrationen von Schadstoffen ausgelöst, wie z.B. Lösungsmittel, Pestizide, Schwermetalle (Zahn-Amalgam), Flammschutzmittel, Weichmacher, Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, Medikamente …

Multisystemerkrankungen (CMI)

Menschen sind unterschiedlich belastbar. Dies manifestiert sich besonders bei Erkrankungen, die zu den chronischen Multisystemerkrankungen (CMI) gehören, wie Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS), Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS), Fibromyalgiesyndrom (FMS), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolisches Syndrom, neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunopathien, Krebs u.a.

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10 Kommentare

  1. Liebe Katharina,

    herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Wohnwagen. Mein Freund und ich wollen auch einen Van ausbauen und da hat mir dein Artikel schon sehr geholfen.
    Ich bin super sensibel und habe tatsächlich das Problem mit dem Eichenholz, dass es mir zu intensiv riecht und ich starke Probleme mit den Schleimhäuten bekomme. Deshalb wird es wohl Birkenholz!

    Liebe Grüße,
    Johanna

    Antworten
  2. Auch ich möchte herzlich zu Ihrem “erfolgreichen” Projekt gratulieren, MCS- Betroffene aber darauf hinweisen, dass grundsätzlich gelungene MCS- Projekte nicht auch immer eine Vorlage für den Eigenbedarf darstellen. Der Verzicht auf terpenhaltige Hölzer ist für die meisten MCS- Betroffenen von großer Bedeutung – in einigen Fällen war ich bei Beratungen aber auch mit MCS–Kranken konfrontiert, die sehr heftig auf Laubhölzer, vor allem gerade auf Eiche reagierten! Für sie war die hier emittierende Essigsäure unverträglich. Es gibt eben leider keine “Patentlösung” für Chemikaliensensitive; wichtig ist vor allem, im Vorfeld einen persönlichen “Verträglichkeitstest” mit möglichst allen benötigten Produkten vorzunehmen und insgesamt möglichst umfassend und glaubwürdig schadstoffgeprüfte Produkte auszuwählen.

    Antworten
    • guten tag herr spitzendorfer,
      zu dem, was sie schreiben, stimme ich ihnen teilweise zu.
      ich dachte, dass die gerbsäure im eichenholz nur ein problem in verbindung mit feuchtigkeit darstellt, im trockenen zustand ist das angeblich kein problem.
      sicherlich gibt es menschen, die überhaupt kein holz vertragen. dass muss man individuell
      ausprobieren. LTT test ec.
      herzliche grüsse
      katharina ehrhardt

      Antworten
      • Das MCS-relevante Problem mancher Laubhölzer (ähnlich wie Terpene bei vielen Nadelhölzern) sind gerade für Chemikaliensensitive nicht unbedingt Gerbsäuren, sondern in manchen Fällen eben erhöhte Werte von Alkansäuren (hier vor allem Carbonsäuren wie die Essigsäure). Siehe dazu meinen Beitrag “Carbonsäuren in Holz und Holzwerkstoffen”.

        Tatsächlich ist daher ein persönlicher Verträglichkeitstest (www.eggbi.eu/beratung/mcs-multiple-chemikaliensensitivitaet/baustoffauswahl-fuer-mcs-kranke), in besonders “schweren” Fällen zusätzlich auch ein ITT, LTT oder auch BD-Test für MCS-Kranke unverzichtbar; keineswegs muss aber grundsätzlich auf den hervorragenden “Baustoff Holz” verzichtet werden.

  3. Hallo, das klingt super interessant! Ich bzw. mein Verlobter und ich sind seit langem an so etwas dran. Wagen aber die konkrete Umsetzung noch nicht. Ich staune ein wenig bei der Menge an Holz. Mir kribbelt es schon bei der Nennung der vielen Holzstoffe in der Nase. Wie sind denn die ersten Erfahrungen? Und zu dem Baldachin und dem sonstigen Gefährt: Wie organisiert ihr es mit der Reinigung? Und versteh ich das das richtig: Im Wohnwagen findet Schlafen, Essen, Leben statt, Waschen etc. aber woanders?
    Über Antworten würden ich mich freuen.
    Good luck und beste Grüße
    Christine mit Frank

    Antworten
    • hallo christine und frank,
      danke für euren Kommentar.
      nein, wir wohnen in einem baubiologischen haus und der wohnwagen ist eine prototyp.
      habe damit keine probleme, da die hölzer terpenfrei sind.
      wenn man grundsätzlich keine holz verträgt, ist das ein natürlich problematisch.
      ich habe alle materialien mit dem LTT bluttest auf eventuelle unverträglichkeiten testen lassen und hatte bis jetzt keine probleme darin zu schlafen.
      es gibt verschiedene abschirmgewebe – es kommt darauf an, wie hoch die schutzwirkung sein soll.
      herzliche grüsse
      katharina ehrhardt

      Antworten
      • Hallo liebe Katharina, welche Hölzer bzw. wie hast Du die terpenfrei bekommen? Und: Wer macht solche LTT-Tests auf Baustoffe und Farben? Ich bin nur bei einem Umweltmediziner, der so etwas bisher nicht macht und kennt. Und in meiner Wohnung reagiere ich auf “etwas”, ohne genau zu wissen, was es ist. Da wäre es hilfreich, so etwas testen zu können.
        Danke für Deine Antworten und beste Grüße
        Christine mit Frank

  4. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Wohnwagen!
    Ich bin selbst MCS Betroffene.
    Leider hat man für diese Erkrankung kein Verständnis. Die Ärzte wissen gar nicht, was das ist oder wie man das “behandelt”. Man wird als psychisch krank hingestellt.
    Ich habe einen langen Leidensweg hinter mir.
    Die Präparate, die mir von einem Arzt (leider nicht mehr tätig) empfohlen wurden, kann ich mir nicht mehr leisten.
    Bin in 12 Jahren 8 mal umgezogen, wegen unerträglicher Duftstoffe bzw. Ausdünstungen.
    Seit über 3 Jahren gehe ich nicht mehr zum Arzt, weil ich nur Diskussionen habe.
    Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und Lebensmut!

    Antworten
    • hallo, habe leider keinen Namen von ihnen.
      Das kann ich alles gut verstehen, mir ging es genauso, habe dann angefangen mich selbst zu behandeln. der körper ist belastet mit giftstoffen, die man durch eine gesunde pflanzliche ernährung ausleiten kann: kein zucker, kein kaffee, hauptsächlich eine basische ernährung.
      in köln gibt es eine initiative für mcs-cfs. man kann an einer chatgruppe teilnehmen. das hilft manchmal sehr. man ist nicht mehr alleine mit der krankheit. es gibt inzwischen sehr viele menschen mit mcs oder elektrosmog erkrankte. sie haben eine liste von ärzten, die man anrufen kann, die sich auskennen und uns nicht als psychisch krank abstempeln.
      liebe grüsse
      katharina ehrhardt

      Antworten

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Bilder: Katharina Ehrhardt

Autorin

Katharina

Ehrhardt

ehem. Hairstylistin für Foto und Film, arbeitet mit Karl Dietz, freischaffender Künstler, an diversen nachhaltigen Projekten.

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